Sharpes Gold (German Edition)
Geschützbatterien gekrönt und die Tiefebene davor überflutet. Hinter den Hügelkuppen angelegte Straßen sorgten dafür, dass sich die fünfundzwanzigtausend Garnisonssoldaten bewegen konnten, ohne von den Franzosen gesehen zu werden, und die tiefen Täler, soweit sie nicht überschwemmt werden konnten, wurden mit Tausenden von Dornbüschen blockiert, sodass es aus der Luft aussehen musste, als habe das Kind eines Riesen die Umgebung so gestaltet, wie es ein Junge mit ein paar Quadratzoll feuchten Bodens an einem Bach tut.
Sharpe starrte in östlicher Richtung der nicht enden wollenden Linie nach, und er konnte es kaum glauben. So viel Arbeit, so viele von Hand angelegte Böschungen, besetzt mit Hunderten von Kanonen in gemauerten Stellungen, deren Schießscharten nach Norden ausgerichtet waren, auf die Ebene, auf der Masséna Einhalt geboten werden sollte.
Hogan setzte sich neben ihn. »Wir können ihn nicht aufhalten, Richard, ehe er hier ankommt. Aber hier wird er zum Stillstand kommen.«
»Und wir sind dort hinten.« Sharpe zeigte nach Süden in Richtung Lissabon, das dreißig Meilen entfernt lag.
Hogan nickte. »Es ist ganz einfach. Es wird ihm nie gelingen, die Stellungen zu durchbrechen. Sie sind zu stark. Und an ihnen vorbei kann er auch nicht, dafür sorgt die Navy. Deshalb wird er zum Stillstand kommen, und dann fangen die Regenfälle an. In ein paar Monaten wird er ausgehungert sein, und wir kommen hervor, um Portugal zurückzuerobern.«
»Und anschließend Spanien?«, fragte Sharpe.
»Und anschließend Spanien.« Hogan seufzte, wies erneut auf die gigantische Narbe, die das unglaubliche Befestigungswerk in der Landschaft hinterließ. »Dabei ist uns das Geld ausgegangen. Wir mussten zu Geld kommen.«
»Und Sie haben es erhalten.«
Hogan verneigte sich vor ihm. »Danke. Erzählen Sie mir von dem Mädchen.«
Sharpe erzählte ihm alles, während sie nach Lissabon ritten und dabei die zweite und dritte Linie kreuzten, die nie zum Einsatz kommen sollten. Er erinnerte sich an den Abschied, nachdem sie ungehindert die Festung am Fluss hinter sich gelassen hatten und die Leichte Kompanie, schwerfällig auf spanischen Pferden hockend, hinter Lossows Deutschen hergaloppiert war. Eine französische Patrouille war ihnen zu nahe gekommen, doch die Deutschen hatten mit flink gezückten Säbeln kehrtgemacht, um ihr zu begegnen, und die Franzosen waren ihnen ausgewichen. Sie hatten am Coa haltgemacht, und Sharpe hatte Teresa die versprochenen eintausend Goldmünzen überreicht.
Sie hatte ihn angelächelt. »Das wird genügen.«
»Genügen?«
»Für unseren Bedarf. Wir kämpfen weiter.« Der Wind hatte den Geruch von Feuer und Tod in die Berge getragen, und Sharpe hatte sie angesehen, hatte ein letztes Mal ihre dunkle, raubvogelartige Schönheit wahrgenommen.
»Du kannst bei uns bleiben.«
Sie hatte gelächelt. »Nein. Aber du kannst zurückkehren. Eines Tages.«
Er hatte auf das Gewehr über ihrer Schulter gezeigt. »Gib es Ramon. Ich habe es ihm versprochen.«
Sie hatte überrascht gewirkt. »Es gehört mir!«
»Nein.« Er hatte sein eigenes Gewehr von der Schulter genommen, unter der Klappe am Kolben nachgesehen, ob alles Zubehör für die Reinigung vorhanden war, und es zusammen mit seinem Munitionsbeutel an sie übergeben. »Das gehört dir. Mit all meiner Liebe. Ich besorge mir ein anderes.«
Sie hatte lächelnd den Kopf geschüttelt. »Tut mir leid.«
»Mir auch. Wir sehen uns wieder.«
»Ich weiß.« Sie hatte ihr Pferd herumgeworfen und gewinkt.
»Auf dass du damit viele Franzosen töten mögest!«, hatte er gerufen.
»Alle, die mir über den Weg laufen!«
Und sie war fortgeritten, an der Seite ihres Vaters und seiner Männer, ihrer Männer, hinauf zu den geheimen Pfaden, die sie heimführten, zurück in den Krieg der Messer und Hinterhalte. Und er vermisste sie, vermisste sie so sehr.
Er lächelte Hogan an. »Von Hardy haben Sie gehört?«
»Traurige Geschichte. Er hat einen Bruder. Wusstest du das?«
»Nein.«
Hogan nickte. »Einen Lieutenant der Marine. Giles Hardy, seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten. Und genauso verwegen.«
»Und Josefina?«
Hogan lächelte und nahm eine Prise Schnupftabak. Sharpe wartete, bis der Nieser kam. Hogan wischte sich die Tränen ab. »Sie ist hier. Willst du sie sehen?«
»Ja.«
Hogan lachte. »Sie ist inzwischen ziemlich berühmt.« Näher wollte er sich dazu nicht äußern.
Während die Schatten länger wurden, ritten sie die
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