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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dieser Männer bestand darin, wie der Name bereits andeutete, als Erste bis an die Verteidigungsanlagen des Feindes vorzudringen, um festzustellen, wo der Feind am stärksten war – eine Mission, die meist mit dem Leben bezahlt wurde. Kurz und knapp: Diese Männer zogen das feindliche Feuer auf sich. Die meisten von ihnen würden sterben. Die Überlebenden jedoch würden Ruhm ernten und reichlich belohnt werden. Sie wurden sogar zu Unsterblichen. An der Spitze dieser Truppe sah Steel den hochgewachsenen, gut aussehenden Lord John Mordaunt, der eine Zeit lang zusammen mit Steel gedient hatte. Steel wusste, dass Mordaunt im Jahr zuvor vergeblich um die Hand von Marlboroughs Tochter angehalten hatte. Vielleicht war die Ehre, die »Verlorenen« zu führen, eine selbst auferlegte Strafe für diesen amourösen Fehlschlag, oder Mordaunt sah darin die letzte Chance, die Bewunderung jenes Mannes zu erlangen, den er gerne zum Schwiegervater gehabt hätte.
    Von rechts näherte sich eine Schwadron englischer Dragoner den Stoßtruppen. Steel sah, dass jeder Reiter zwei dicke Packen vor sich auf dem Sattel trug: Reisigbündel, die mit Stricken zusammengebunden waren, sogenannte Faschinen. Die Dragoner schwärmten aus, ritten zwischen den Reihen der Grenadiere hindurch und reichten jedem Mann eine der Faschinen, auch den Offizieren. Als auch Steel eine Faschine bekam, stellte er fest, wie unhandlich sie war. Aber Faschinen waren die wichtigsten Hilfsmittel, um den breiten Verteidigungsgraben zu überwinden, der ihnen den Weg zur Hügelkuppe verwehrte. Dicht hinter dem Graben befanden sich die feindlichen Brustwehren.
    Mehrere Donnerschläge ließen Steel herumfahren. Auf einer Anhöhe hinter den eigenen Truppen standen zehn Kanonen, die soeben gefeuert hatten, sodass Flammenzungen aus den Mündungen leckten. Die Kanonen bildeten die alliierte Artillerie, die unweit eines Dorfes Stellung bezogen hatte, das die Franzosen niedergebrannt hatten, um den Transport der Geschütze zu erschweren. Zehn Kanonen, dachte Steel. Mehr hatten sie nicht, um die Verteidigungsanlagen zu schwächen, die ihnen den Weg zur Festung verwehrten. Die Kanonenkugeln zischten über die Köpfe der Männer hinweg und verschwanden hoch oben in der feindlichen Stellung. Wenigstens schien irgendjemand im Oberkommando zu versuchen, den Angriffstruppen den Durchbruch zu erleichtern.
    Am Fuße des Schellenbergs, in der Sicherheit des gegenüberliegenden Flussufers, nahmen die Soldaten der Hauptarmee Aufstellung: Engländer, Schotten, Holländer und die Männer aus Hessen und Preußen, die sich ihnen in Koblenz angeschlossen hatten. Steel beobachtete die Truppenbewegungen, während die Abendsonne die grünen Hügelhänge und die braune Linie der aus Weiden geflochtenen Schanzkörbe beleuchtete. Schon bald, das wusste Steel, würde diese idyllische Wiese sich in einen blutigen Totenacker verwandeln.
    Instinktiv, mit dem Auge des Veteranen, schätzte Steel ab, wie weit sie vorrücken mussten, um bis an die feindlichen Verteidigungsanlagen zu gelangen. Knapp vierhundert Meter, schätzte er.
    Hansam lächelte ihn an. »Das wär’s dann. Ich glaube, wir sollten jetzt unsere Stellungen beziehen. Schließlich wollen wir den feindlichen Schützen kein allzu leichtes Ziel bieten. Wir sehen uns später, Jack, auf der Hügelkuppe.«
    »Ja, Henry. Wir sehen uns auf dem Schellenberg.«
    Noch ehe Steel bemerkte, wie hohl seine Worte klangen, spürte er die beruhigende Nähe von Sergeant Slaughter.
    »Bereit, Sir? Die Männer können es kaum noch erwarten.«
    Steel spürte die vertraute Leere im Magen, wie jedes Mal, wenn der Ausbruch einer Schlacht unmittelbar bevorstand. Er versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Sehr gut, Sergeant. Die Männer sollen sich fertig machen.«
    Slaughter wandte sich den Soldaten zu. »Also los, Männer. In Sechserreihe Aufstellung nehmen! Los, los! Macht euch bereit!«
    Bald darauf standen die Männer sechs Glieder tief statt der üblichen vier. Auf diese Weise sollte die schiere Angriffswucht ihrer Formation gesteigert werden, um so tief wie möglich in die Festung und die feindlichen Linien vorzustoßen. Andererseits boten die sechs Angriffsreihen den feindlichen Kanonen ein besseres Ziel: Waren die Kugeln gut platziert, würden sie vor dem jeweils vorderen Mann aufprallen und fünf, zehn, sogar zwanzig Soldaten in Stücke reißen.
    »Grenadiere!«, rief Slaughter. »Die Bajonette ...« Er hielt inne und wartete, während die Männer

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