Sharpes Gold (German Edition)
strahlte ihn an, hielt inne, nieste dann kräftig. »Heiliger St. Patrick! Verdammter Irish Blackguard!«
Sharpe blickte verwirrt drein, da hielt Hogan ihm seine Schnupftabaksdose hin. »Kann hier keinen Scotch Rappee kriegen, nur Irish Blackguard. Das ist ein Gefühl, als würde man Kartätschen einatmen.«
»Geben Sie’s doch auf.«
Hogan lachte. »Ich hab’s versucht, schaff es aber nicht.« Seine Augen tränten, als sich der nächste Niesanfall zusammenbraute. »Gott im Himmel!«
»Also, was tun Sie nun wirklich?«
Hogan wischte sich eine Träne von der Wange. »Nicht viel, Richard. Ich finde das eine oder andere heraus, über den Feind, du verstehst schon. Und ich zeichne Karten. All so etwas. Wir nennen es ›Aufklärung‹, aber das ist nur ein schwülstiger Ausdruck dafür, dass man ein wenig über den Gegner Bescheid weiß. Außerdem habe ich Aufgaben in Lissabon.« Er machte eine abwertende Handbewegung. »Ich komme zurecht.«
In Lissabon, wo sich Josefina aufhielt. Der Gedanke kam Hogan gleichzeitig mit Sharpe, und der kleine Ire lächelte und beantwortete die unausgesprochene Frage. »Ja, es geht ihr gut.«
Josefina, die Sharpe kurze Zeit geliebt hatte, für die er gemordet und die ihn wegen eines Kavallerieoffiziers verlassen hatte. Er dachte nach wie vor an sie, erinnerte sich der wenigen Nächte, aber dies war weder die Zeit noch der Ort, solcherlei Erinnerungen nachzuhängen. Er verdrängte den Gedanken an sie und die Eifersucht, die er gegenüber Captain Claud Hardy empfand, und wechselte das Thema.
»Und was ist das für ein Ding, das ich dem General heranschaffen muss?«
Hogan lehnte sich zurück. » Nervos belli, pecuniam infinitam.«
»Sie wissen doch, ich verstehe kein Spanisch.«
Hogan lächelte milde. »Latein, Richard, Latein. Deine Schulbildung lässt sehr zu wünschen übrig. Cicero hat das gesagt: ›Die Triebfeder des Krieges ist eine unbegrenzte Menge Geldes.‹«
»Geld?«
»Gold, um es präziser zu sagen. Eimerweise Gold. Eine verdammte Riesensumme, mein lieber Richard, und wir wollen sie haben. Nein, wir wollen sie nicht nur, wir brauchen sie. Ohne Gold ...« Er beendete den Satz nicht, zuckte stattdessen bloß mit den Schultern.
»Sie belieben zu scherzen!«
Hogan zündete sorgsam eine weitere Kerze an – das Licht draußen vor den Fenstern ließ rasch nach – und fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Ich wünschte, ich könnte darüber scherzen. Uns ist tatsächlich das Geld ausgegangen. Man sollte es nicht glauben, aber so ist es. Fünfundachtzig Millionen Pfund beträgt in diesem Jahr der Kriegsetat. Kannst du dir das vorstellen? Und wir sind am Ende.«
»Am Ende?«
Hogan zuckte wieder mit den Schultern. »Eine neue Regierung in London, verdammte Engländer, verlangen, dass wir Buch führen. Wir bezahlen Portugal sämtliche Unkosten, bewaffnen die halbe spanische Nation, und jetzt brauchen wir selber was.« Er betonte das »wir«. »Man könnte es, nehme ich an, eine vorübergehende Verlegenheit nennen. Wir brauchen das Geld schnell, binnen weniger Tage. Wir könnten es London abpressen, wenn wir ein paar Monate Zeit hätten, aber das dauert zu lange. Wir brauchen es jetzt.«
»Und wenn wir es nicht bekommen?«
»Wenn nicht, Richard, werden die Franzosen Lissabon erreichen, und alles Geld der Welt kann nichts daran ändern.« Er lächelte. Deshalb sollst du losgehen und das Geld holen.«
»Ich gehe los und hole das Geld.« Sharpe grinste den Iren an. »Wie denn? Soll ich es stehlen?«
»Sagen wir lieber ›ausleihen‹.« Hogans Stimme klang ernst. Sharpe sagte nichts, worauf der Ire seufzte und sich zurücklehnte. »Das Problem, Richard, besteht darin, dass das Gold eigentlich der spanischen Regierung gehört.«
»Wieso eigentlich?«
Hogan zog die Schultern hoch. »Wer weiß schon, wo sich die Regierung aufhält? Ist sie in Madrid, bei den Franzosen? Oder in Cádiz?«
»Und wo ist das Gold? In Paris?«
Hogan lächelte müde. »So weit weg nun auch wieder nicht. Zwei Tagesmärsche entfernt.« Seine Stimme wurde förmlich, als er begann, die erhaltenen Instruktionen zu wiederholen. »Ihr brecht heute Abend auf, marschiert nach Almeida. Der Weg über den Coa wird vom Sechzigsten Regiment bewacht. Ihr werdet dort erwartet. In Almeida triffst du Major Kearsey. Ab da stehst du unter seinem Befehl. Wir erwarten von dir, dass du nicht länger als eine Woche brauchst, und solltest du Hilfe brauchen, was hoffentlich nicht eintreten wird, ist dies alles, was du
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