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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Partisanen angegriffen zu werden, von kleinen Trupps, die sich leise näherten und mit Messern bewaffnet waren oder die sie in finsterer Nacht mit Musketen beschossen. Darauf bereiteten sie sich vor.
    Das Dorf bot ihnen keinen Schutz. Die Häuser zu beiden Seiten der schmalen Straße waren umgeben von niedrigen verfallenen Nebengebäuden, die ein Labyrinth dunkler Gassen und Winkel bildeten, in denen ein lautloser Meuchelmörder im Vorteil war. Die Franzosen stellten keine Wachtposten im Freien auf. Eine kleine Schar von Männern in den Feldern zu postieren hätte geheißen, ihr Todesurteil zu unterschreiben. Stattdessen hatten sich die Franzosen, die diese Kampfart gewohnt waren, in eine provisorische Festung zurückgezogen.
    Die Mehrzahl der Kavalleristen hielt sich in Cesar Morenos Haus mit seinen vielen Stallungen und der hohen Außenmauer auf. Die zweite Festung, das einzige andere Bauwerk mit ausreichend hohen und widerstandsfähigen Mauern, war die Einsiedelei mit ihrem Friedhof. Beide Gebäude würden überfüllt sein, jedoch Schutz vor den leisen Messern bieten, und um sie noch sicherer zu machen, hatten die Franzosen ein systematisches Zerstörungswerk begonnen. Jene Hütten, die Morenos Haus am nächsten standen, waren abgerissen worden. Der Klang der mächtigen Hämmer war bis in die Senke herübergedrungen. Außerdem wurden jeder Baum, jede Tür, jedes Möbelstück zerhackt und zerkleinert und zu Haufen gestapelt, die man entzünden konnte, um den angreifenden Partisanen den Vorteil der Dunkelheit zu nehmen.
    Die Franzosen waren im Vorteil, aber nur den Partisanen gegenüber. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen rechneten sie mit dem plötzlichen Erscheinen britischer Infanterie, mit blitzenden Patronengurten im Feuerschein und disziplinierten Todessalven. Jedenfalls gründete sich darauf Sharpes Hoffnung.
    Noch einen Vorteil hatte er, klein, aber wichtig. Kearsey hatte seinen Bezwingern offenbar sein Ehrenwort gegeben, keinen Fluchtversuch zu unternehmen. Sharpe hatte den kleinen Major ungehindert durchs Dorf hinken gesehen. Jedes Mal, wenn Kearsey in Morenos Haus zurückgekehrt war, auch beim letzten Mal, als bereits das Tageslicht schwand, hatte Sharpe den Major gleich darauf auf dem Balkon erspäht, auf einem der wenigen verbliebenen Möbelstücke sitzend. Also wussten die Retter wenigstens, wo er zu finden war. Nun mussten sie sich nur noch Zugang zu dem Haus verschaffen, und dabei kam es auf ihre Schnelligkeit an.
    Der Marsch durch die Dunkelheit schien ewig zu dauern, aber Sharpe wagte nicht, die Männer anzutreiben, da er befürchtete, sie könnten vom Weg abkommen. Sie rutschten fluchend auf den Steinen aus. Sie kniffen die Augen zusammen, um das schwache Licht der Mondsichel auszunutzen, die von den Wolken im Norden in Dunst gehüllt wurde. Im Osten funkelten über den Konturen der Berggipfel die Sterne, und als sie sich gegen Mitternacht der Talsohle näherten, zündeten die Franzosen Feuer an, die der Kompanie den Weg wiesen wie ein Leuchtturm in finsterer Nacht.
    Harper ging neben Sharpe her. »Die nehmen sich selber die Sicht, Sir.«
    Die Franzosen konnten im Schutz ihrer Feuer kaum einen Musketenschuss weit sehen. Die sie umgebende Nacht würde ihnen als Ort des Fantastischen und der unerklärlichen Formen erscheinen. Selbst für Sharpe nahmen die Wegzeichen, die bei Tag so klar auszumachen waren, monströse Gestalt an oder verschwanden ganz, sodass er häufig stehen bleiben, in die Hocke gehen und versuchen musste, Realität und Einbildung auseinanderzuhalten.
    Die Gewehre der Männer waren geladen, aber nicht schussbereit, die weißen Gürtel unter ihren Mänteln verborgen. Ihr Atem klang laut durch die Finsternis. Sie näherten sich dem Dorf, schlugen in nördlicher Richtung einen Bogen um Morenos Haus, kamen an der ernteschweren Gerste vorbei und hatten das Gefühl, in dem weiten Tal nackt und bloß dazustehen.
    Sharpe strengte all seine Sinne an, um es rechtzeitig zu bemerken, wenn ein Späher auf dem Dach des Hauses auf sie aufmerksam wurde. Er wartete auf das Klicken eines Karabinerschlosses, das Scharren eines Offizierssäbels oder gar die plötzliche Stichflamme, falls der Wachtposten auf die dunklen Gestalten im Feld mit einem Schuss reagierte.
    Das Knirschen des ausgetrockneten Erdbodens unter seinen Füßen kam ihm entsetzlich laut vor, aber er wusste, dass es den feindlichen Wachen genauso erging. Dies war der unangenehmste Teil der Nacht, wenn die Angst überhandnahm. Die

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