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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Husaren und Ulanen in ihren Mauern würden die Wölfe in den Bergen ebenso hören wie die Nachtschwalben, und jeder Laut würde so lange wie Totengeläut klingen, bis ihre Sinne abgestumpft waren und sie ihnen nicht mehr trauten, bis es ihnen vor lauter Entsetzen schwerfiel, die Nacht zu überleben.
    Ein Lichtblitz. »Hinlegen!«, zischte Sharpe. Jesus Christus!
    Flammen loderten in der Nacht, Funken sprühten und wurden vom Wind davongetragen. Dann wurde ihm klar, dass die Kavalleristen lediglich ein weiteres Feuer entfacht hatten, einen der Holzhaufen auf der geräumten Fläche. Sharpe blieb liegen und lauschte dem Klopfen des eigenen Herzens. Er spähte zu den verlassenen Hütten hinüber, die vor ihm lagen. Waren sie wirklich verlassen? Oder waren die Franzosen schlau gewesen und hatten möglichen Beobachtern in den Bergen nur weisgemacht, sie hielten sich alle innerhalb der schützenden, hell erleuchteten Mauern auf? Waren die kleinen Hütten, die dunklen Gassen mit Männern bestückt worden, die mit gezogenen Säbeln auf sie warteten? Er holte tief Luft. »Sergeant?«
    »Sir?«
    »Du und ich. Lieutenant?«
    »Sir?«
    »Warten Sie hier.«
    Sharpe und Harper gingen voraus. Ihre dunklen Uniformen verschwanden in der Nacht. Sharpe konnte jedes Rascheln seiner Jacke hören, jedes Knirschen seines Gürtels, und die auf ragenden Mauern schienen in ihren Schatten immer neue Gefahren zu bergen. Er spürte, wie er sich vor Erregung verspannte, wie er mit zusammengebissenen Zähnen auf den alles zunichtemachenden Schuss wartete. Als er jedoch die Hand ausstreckte, berührte sie eine trockene Steinmauer. Harper war an seiner Seite, und Sharpe drang weiter vor, in eine Gasse, die nach Pferdemist stank, und seine Instinkte begannen sich wieder zu regen.
    Hier im Dorf war niemand. Harper überquerte als riesiger Schatten die Gasse und ging an der Hauptstraße in die Hocke. An ihrem Ende flackerte ein Feuer und sandte bewegliche Schatten aus, aber die Hütten waren verlassen. Sharpe spürte, wie vor Erleichterung seine Anspannung nachließ. Sie kehrten zur Mauer der ersten Hütte zurück. Harper stieß drei leise Pfiffe aus, worauf sich die Schemen im Gerstenfeld in gebückter Haltung in Bewegung setzten, bis die ganze Kompanie den Schutz der Mauer erreicht hatte.
    Sharpe wandte sich an Knowles. »Wir bleiben auf dieser Seite des Hauses. Rifles voraus. Warten Sie auf die Signale.«
    Knowles nickte, und seine Zähne blitzten weiß, als er ihm zugrinste. Sharpe spürte die Erregung der Kompanie, ihre Zuversicht, und er wunderte sich darüber. Es machte ihnen Spaß, sechzehnfach unterlegen zum Kampf anzutreten. Er begriff nicht, dass dies ihm zuzuschreiben war. Harper und Knowles dagegen wussten, dass der hochgewachsene Captain der Rifles, der nicht zu aufmunternden Reden neigte, dennoch den Männern das Gefühl geben konnte, dass das Unmögliche lediglich schwierig und Sieg unter seinem Befehl etwas Alltägliches war.
    Sie bewegten sich ruckweise an der Mauer entlang. Die Rifles erkundeten die dunklen Schatten, dann erst folgte die übrige Kompanie. Der einzige Moment, in dem ihnen der Atem stockte, ergab sich, als sie den hohen, finsteren Kirchturm passierten. Aus dem Glockenturm drang ein Laut herab, ein musikalisches Raunen. Die Männer erstarrten mit jähem furchtsamem Blick. Dann waren Flügelschläge zu hören, die sich in die Nacht entfernten, und die ganze Kompanie atmete auf, als die Eule, deren Schwingen die herabhängende Glocke berührt hatten, ihre eigene Jagd fortsetzte. Harper warf einen Blick nach oben, sah das weiße Gefieder und dachte an die Schleiereulen, die geisterhaft durch das Tal bei Tangaveane streiften, dachte an den Bach, der aus den Torffeldern rann, dachte an Irland.
    »Halt!« Sharpes Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er hob die Hand. »Dort hinein.«
    Die Kompanie drängte sich in eine Gasse. Der Feuerschein war jetzt unangenehm nahe, und Sharpe spähte vorsichtig hinaus auf die Straße, zu den frischen Schutthaufen hinüber. Jetzt konnte er die Fassade von Morenos Haus zum ersten Mal richtig erkennen. Die Mauer war ungefähr acht Fuß hoch, aber das große Tor mit den zwei Flügeln, durch das man das Vieh treiben konnte, stand weit offen. Drinnen sah er weiße Gesichter in die schützenden Feuer starren und hinter diesen Gesichtern die kaum erkennbaren Schatten berittener Männer.
    Knowles war nicht klar gewesen, dass das Tor offen stehen würde, Sharpe dagegen schon. Er hatte durch sein

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