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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kompanie zum Gebet nichts abgewinnen können, aber dass die Ulanen ihn der unangenehmen Pflicht enthoben, hatte er auch nicht gewollt.
    »Er lebt!« Knowles zeigte mit dem Finger. »Sehen Sie nur!«
    Es stimmte. Sharpe lehnte sein Fernrohr auf den felsigen Rand der Senke und sah den Major zwischen zweien seiner Verfolger davonreiten. Er hatte eine Menge Blut am Oberschenkel. Sharpe sah, wie Kearsey versuchte, mit beiden Fäusten den Blutstrom zu unterbinden, dort, wo eine Lanzenspitze in sein rechtes Bein eingedrungen war. Für die Polen war er ein wertvoller Gefangener: ein Erkundungsoffizier, den sie ein paar Monate behalten und dann gegen einen Franzosen gleichen Rangs austauschen konnten. Vielleicht hatten sie ihn sogar wiedererkannt. Die Erkundungsoffiziere mit ihren weithin erkennbaren Uniformen wagten sich häufig in Sichtweite des Feindes vor, denn sie verließen sich auf die Schnelligkeit ihrer Pferde, um sich in Sicherheit zu bringen. Es war möglich, dass die Franzosen beschließen würden, Kearsey monatelang überhaupt nicht auszutauschen, womöglich so lange nicht, dachte Sharpe entmutigt, bis die Briten aus Portugal vertrieben waren.
    Der deprimierende Gedanke veranlasste ihn, sich erneut der halb zwischen den Bäumen verborgenen Einsiedelei zuzuwenden, dem ungewöhnlichen Ort, auf den Wellington seine Hoffnungen gesetzt hatte. Ohne Kearsey war es noch wichtiger geworden, dass die Kompanie versuchte, das Gold noch in dieser Nacht aufzuspüren. Aber dann wurde auch diese Aussicht zunichtegemacht.
    Die eine Hälfte der Ulanen ritt mit ihrem Gefangenen ins Dorf, während die andere einen Bogen beschrieb und dem Friedhof samt Einsiedelei entgegenstrebte. Sharpe fluchte leise. Nun bestand keine Hoffnung mehr, im Schutz der Dunkelheit das Gold zu finden. Ihnen blieb nur die Chance, zu warten, bis die Franzosen fort waren, bis sie aufgehört hatten, das Dorf und die Einsiedelei als Basis zu benutzen für ihren Feldzug gegen die Partisanen in den Bergen.
    Aber wenn die Franzosen abzogen, würde El Católico kommen, und Sharpe bezweifelte nicht, dass der hochgewachsene Spanier im grauen Umhang alles daransetzen würde, zu verhindern, dass die Briten das Gold mitnahmen. Nur ein Mann hätte den Partisanenführer überzeugen können, und dieser Mann war ein Gefangener, war verwundet und den Ulanen in die Hände gefallen. Sharpe glitt vom Rand der Senke nach unten, drehte sich um und starrte die Kompanie an.
    Harper kam neben ihm herab. »Was sollen wir tun, Sir?«
    »Tun? Wir werden kämpfen.« Sharpe griff nach seinem Degen. »Wir haben lange genug zugesehen. Wir holen den Major da heraus, gleich heute Nacht.«
    Knowles hörte ihn, wandte sich ihm mit erstaunter Miene zu. »Ihn herausholen, Sir? Dort unten sind zwei Regimenter!«
    »Na und? Das sind bloß achthundert Mann. Und wir sind dreiundfünfzig.«
    »Darunter ein Dutzend Iren.« Harper grinste dem Lieutenant zu.
    Knowles rutschte den Hang herab und starrte sie ungläubig an. »Bei allem Respekt, Sir. Sie sind verrückt.« Er begann zu lachen. »Meinen Sie es wirklich ernst?«
    Sharpe nickte. Er hatte keine andere Wahl. Dreiundfünfzig Soldaten mussten es mit achthundert Mann aufnehmen, sonst war der Krieg verloren. Auch er grinste Knowles zu. »Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen! Es wird ganz einfach!«
    Und wie zum Teufel dachte er, sollen wir das schaffen?

KAPITEL 6
    Sharpe spottete im Stillen über sich selbst. Eine einfache Sache. Einfach den Major befreien, während zwei der tüchtigsten Regimenter des französischen Heers mit einem nächtlichen Angriff rechneten. Das Klügste wäre, dachte er, den Heimweg anzutreten. Die Franzosen hatten das Gold vermutlich längst gefunden, der Krieg war verloren, und ein vernünftiger Mann hätte sein Gewehr schultern und daran denken müssen, sich in der Heimat sein Brot zu verdienen. Stattdessen setzte er wie ein Spieler, dem bis auf eine Hand voll Münzen nichts geblieben ist, alles auf den einen letzten Wurf, bei dem die Chancen sechzehn zu eins standen.
    Was natürlich, sagte er sich, als die Kompanie im Dunkeln nacheinander einen Ziegenpfad herabstieg, nicht ganz stimmte. Er hatte am Rand der Senke gelegen, während die Sonne im Westen unterging, und die Vorbereitungen der Franzosen beobachtet. Sie waren gründlich, aber in ihrer Verteidigung lag ihre Schwäche.
    Sharpe hatte das Aufwallen der Erregung verspürt, das Einsetzen der Überzeugung, dass sie Erfolg haben würden. Die Franzosen erwarteten, von

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