Sharpes Gold (German Edition)
ihr Lächeln, nachdem sie den französischen Offizier mit seinem eigenen Säbel durchbohrt hatte. Sie hatte tief angesetzt, entsann er sich und musste bei dem Gedanken lachen.
Sie sah Sharpe an, als hätte sie gute Lust, ihm mit ihren langen Fingern die Augen auszukratzen.
»Was ist denn so komisch?«
»Nichts. Sie sprechen Englisch?«
Sie zuckte mit den Schultern, und Kearsey blickte Sharpe an. »Ihr Vater spricht es fließend, deshalb ist er so nützlich für uns. Die Kinder haben ein wenig von ihm gelernt, ein wenig von mir. Eine gute Familie, Sharpe.«
»Aber wissen sie etwas über Hardy? Über das Gold?«
»Sie weiß nichts, Sharpe. Sie glaubt, das Gold müsse noch in der Einsiedelei sein, und sie hat Hardy nicht gesehen.« Kearsey war mit der Antwort zufrieden, er vertraute darauf, dass ihn kein Spanier belügen würde.
»Demnach müssen wir als Nächstes die Einsiedelei durchsuchen.«
Kearsey seufzte. »Wenn Sie darauf bestehen, Sharpe. Wenn Sie darauf bestehen.« Er verzog erneut das Gesicht und ließ sich vom Rand der Mulde hinabgleiten. »Aber vorerst, Sharpe, sollten Sie die Patrouille abwarten. Sie wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.«
Der Major hatte zumindest in dieser Hinsicht recht. Dreihundert Ulanen kamen aus dem Dorf geritten. Sie nahmen einen Weg, der ungefähr parallel zu den niedergetrampelten Gerstenhalmen verlief. Sharpe beobachtete ihre Annäherung. Sie hatten anstelle von Lanzen Karabiner dabei, und ihm wurde klar, dass sie vorhatten, die Hänge zu Fuß zu erkunden. Er drehte sich um in Richtung Mulde und gab den Befehl, Ruhe zu halten. Er erläuterte, dass eine Patrouille unterwegs sei, und wandte sich dann zurück, um zu beobachten, wie die Polen am Fuß des felsigen Hangs absaßen.
Eine Fliege landete auf seiner Wange. Er hätte sie gern abgestreift, wagte es jedoch nicht, denn die Ulanen hatten ihren Aufstieg über den steilen Hang begonnen und ihre Pferde mit wenigen Wachtposten unten zurückgelassen. Sie reihten sich auf, bildeten eine provisorische Schützenlinie, und er konnte die fernen Stimmen über die Hitze und Anstrengung murren hören. Mit einiger Wahrscheinlichkeit würden sie die Mulde verfehlen, würden, indem sie schräg den Hang heraufkamen, in der Nähe der aufgehäuften Felsbrocken den Gipfel erreichen und gar nicht darauf kommen, dass sich auf dem nicht einsehbaren Gelände hinter ihnen eine ganze Kompanie aufhielt. Er atmete langsam, wünschte sich, dass sie sich tief am Hang halten würden, und sah zu, wie die Offiziere versuchten, mit der flachen Schneide ihrer gezogenen Säbel die ganze Linie höher hinaufzudrängen.
Er hörte Kellys Atem, hörte das Räuspern eines anderen, und er hielt sie mit der freien Hand erneut zum Schweigen an. Ein hochgewachsener Ulan, sonnengebräunt und mit schwarzem Schnurrbart, kletterte höher hinauf als die anderen. Als er sich mit dem Karabiner auf dem Rücken auf Händen und Füßen immer höher heraufkämpfte, entdeckte Sharpe ein mattgoldenes Band am Ärmel des Mannes. Ein Sergeant. Er war ein hünenhafter Mann, fast so groß wie Harper, und sein Gesicht war vernarbt von den Schlachtfeldern am anderen Ende Europas. Bleib unten, redete Sharpe ihm in Gedanken zu, bleib unten, doch der Mann kam bei seinem unsinnigen Alleingang immer näher. Sharpe wandte behutsam den Kopf und blickte in die Gesichter der anderen. Er fand Harper und winkte ihm bedächtig zu, legte einen Finger an die Lippen, zeigte auf den Fuß des inneren Hangs der Mulde.
Der polnische Sergeant verhielt, blickte nach oben, wischte sich das Gesicht ab und drehte sich nach seinen Kameraden um. Ein Offizier brüllte ihn an, wedelte mit dem Säbel, um den Sergeant zu veranlassen, dass er sich einreihte, doch der Sergeant schüttelte den Kopf, rief etwas und deutete auf den Grat, der wenige Yards entfernt steil über ihm aufragte.
Sharpe verfluchte ihn. Er wusste, wenn die Leichte Kompanie entdeckt wurde, würde man sie gen Osten treiben, fort von dem Gold und fort vom Sieg. Und dieser eine Veteran setzte all das aufs Spiel. Er kletterte direkt unter Sharpe dahin, während der sich so weit vorbeugte, wie er es wagen konnte, und die gelbe flache Oberseite seiner Kopfbedeckung immer näher kommen sah. Er hörte den Mann grunzen, hörte, wie seine Fingernägel über die Felsen kratzten, wie seine Stiefel scharrend nach Halt suchten, und dann erschien wie in einem Albtraum eine große braune Hand mit abgekauten Nägeln direkt vor Sharpes Gesicht. Er
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