Sharpes Gold (German Edition)
allein.
»Lieutenant!«
Knowles trat ans Feuer. »Sir.«
»Wir gehen zurück. Heute Nacht.« Er beobachtete Knowles auf seine Reaktion hin, doch der junge Mann aus dem Norden nickte nur, als komme die Neuigkeit nicht unerwartet. Sharpe war irgendwie enttäuscht. »Wir nehmen die Verwundeten nicht mit. Sergeant Read kann sie nach Almeida bringen. Geben Sie ihm drei Mann zur Unterstützung mit, und sagen Sie ihm, er soll sich einen Konvoi zurück über den Coa-Fluss suchen. Verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
»Und wir werden uns heute Nacht aufteilen. Ich gehe mit den Rifles voraus. Sie kommen nach. Sie finden uns auf dem Friedhof in Casatejada.«
Knowles kratzte sich den Kopf. »Sie glauben, dass dort das Gold ist, Sir?«
Sharpe nickte. »Vielleicht. Jedenfalls will ich nachsehen.« Er grinste dem Lieutenant zu, steckte ihn mit seinem Enthusiasmus an. »Leiten Sie alles in die Wege, Robert, dann sagen Sie mir Bescheid, ob es Probleme gibt.«
Die Nacht senkte sich schnell herab, und die Dunkelheit kam Sharpe zweimal so tief vor wie sonst. Der Mond verbarg sich hinter aufragenden Wolken, die langsam, unendlich langsam die Sterne auslöschten. Eine sanfte, kalte Brise von Norden her erinnerte Sharpe daran, dass das Wetter irgendwann umschlagen musste. Hoffentlich nicht heute Abend, dachte er, denn Regen würde sie aufhalten, würde den schwierigen Marsch noch gefährlicher machen, und er musste in Casatejada ankommen, so lange es noch dunkel war. Es überraschte und freute ihn sehr, dass die Nachricht, sie würden nicht nach Almeida weiterziehen, die Männer zu erregen schien. Sie grinsten ihm zu, aber es herrschte eine Unruhe in der Kompanie, die von ihrem Bedürfnis zeugte, ihre gestellte Aufgabe zu erfüllen. Knowles kehrte zurück, ein Schatten in der Dunkelheit.
»Probleme?«
»Nur mit Read, Sir. Will ein Papier.«
Sharpe lachte. Sergeant Read war so eigen wie eine brütende Henne und glaubte zweifellos, dass seiner kleinen Schar größere Gefahr von der eigenen Seite drohte als von den Franzosen. Wenn die Militärpolizei eine kleine Gruppe abseits ihres Bataillons entdeckte, konnte es sein, dass sie sie für Deserteure hielt und ihre langen Seile hervorholte. Sharpe kritzelte mit Bleistift auf eine Seite aus Knowles’ Notizbuch, ohne im Dunkeln zu wissen, ob das Geschriebene überhaupt lesbar war. »Gib ihm das hier.« Knowles zog sich nicht zurück, und Sharpe konnte hören, dass er sich rastlos bewegte.
»Was ist denn?«
Die Stimme des Lieutenants klang leise und besorgt. »Wissen Sie bestimmt, dass sich das Gold dort befindet, Sir?«
»Sie wissen doch, dass ich es nicht weiß.«
Nun trat eine Pause ein. Knowles trat von einem Bein aufs andere. »Das ist riskant, Sir.«
»Inwiefern?« Sharpe wusste, dass es seinem Lieutenant nicht an Courage mangelte.
»Ich dachte, Major Kearsey hätte Ihnen befohlen, zum Heer zurückzukehren, Sir. Wenn er zurückkommt und entdeckt, dass wir in Casatejada herumstöbern, wird er nicht gerade beglückt sein. Und El Católico wird uns nicht mit offenen Armen willkommen heißen. Und ...« Seine Stimme versiegte.
»Und was?«
»Na ja, Sir.« Knowles kauerte sich zu Sharpe nieder, und seine Stimme wurde noch leiser. »Jeder weiß, dass Sie wegen der Profose Schwierigkeiten mit dem General hatten, Sir. Wenn Kearsey sich über Sie beschwert, Sir, na ja ...« Wieder gingen ihm die Worte aus.
»Dann könnte es sein, dass ich noch größere Probleme bekomme, nicht wahr?«
»Jawohl, Sir. Und das ist noch nicht alles.« Auf einmal sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus, als habe er sie sich seit Tagen oder gar Wochen verkniffen. »Wir wissen alle, dass Ihre Beförderung noch nicht bestätigt ist, Sir, und das ist so ungerecht! Nur weil Sie einmal einfacher Soldat waren, scheinen die nichts zu unternehmen, und der Adler zählt auch nichts.«
»Nein, nein, nein.« Sharpe unterbrach seinen Redefluss. Er war verlegen, gerührt, ja sogar überrascht. »Das Militär ist nicht ungerecht, nur langsam.«
Er glaubte es selbst nicht, aber wenn er zugelassen hätte, dass er seine wahren Gedanken aussprach, wäre seine Erbitterung allzu deutlich zum Vorschein gekommen. Er dachte an den Triumph des Augenblicks, den er vor einem Jahr empfunden hatte, als der General ihn zum Captain befördert hatte, aber seither hatten die Horse Guards nichts von sich hören lassen. Er fragte sich, ob die Beförderung bereits abgelehnt war und nur niemand wagte, es ihm zu sagen. Das war schon
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