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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Nacken richteten sich auf, und plötzlich kam ihm die Vorstellung von den sechzehntausend in einem Grab verborgenen Goldmünzen lächerlich vor. Er zupfte Harper am Ellbogen, zog den Sergeant in den dichten Schatten der Büsche am Tor.
    »Das Ganze gefällt mir nicht«, flüsterte er. Es hatte keinen Zweck, seine Ängste zu analysieren. Ein Soldat musste seinem Instinkt vertrauen, und der würde sich in dem Moment in Luft auflösen, da er ihn zu ergründen versuchte. »Bleib du hier. Ich gehe hinein. Wenn mich jemand belästigt, machst du von dem verdammten Gewehr Gebrauch.«
    Patrick Harper nickte. Er hatte das siebenläufige Gewehr von der Schulter genommen und zog nun mit langsamer, gleitender Bewegung den Hahn zurück, sodass die gut geschmierte Sperre geräuschlos einrastete.
    Der Sergeant hatte dieselben bösen Vorahnungen wie sein Offizier, war jedoch nicht sicher, ob sie vom Anblick des leeren Friedhofs im schwachen Mondlicht hervorgerufen wurden oder vom Feind, der sie womöglich spöttisch beobachtete. Er sah zu, wie Sharpe auf die Mauer sprang, weil er den Scharnieren des Tors nicht traute. Dann wandte er sich den Hügeln zu und entdeckte ein zartes Leuchten am Horizont, den Vorboten der Dämmerung. Zugleich brachte eine kühle Brise Bewegung in den dichten Gestank des Misthaufens. Er hörte, wie Sharpes Degenscheide über die Steine schabte. Als er am Boden aufkam, ertönte ein dumpfer Laut. Dann war Harper allein in der undurchdringlichen Deckung der Büsche. Er legte die Hände fester um den Lauf seiner tödlichen Waffe.
    Sharpe kauerte im Innern des Friedhofs, und in seinen Ohren hallte das Geräusch, das er beim Übersteigen der Mauer verursacht hatte.
    Wie töricht er gewesen war! Er hätte seinen Degen und das Gewehr durch das Torgitter schieben müssen, aber das war ihm nicht eingefallen, und er hatte, als er über das hohe steinerne Hindernis gerutscht und gepoltert war, so viel Lärm gemacht wie ein Liebhaber, der vor einem heimkehrenden Ehemann die Flucht ergreift.
    Aber nichts regte sich. Nichts war zu hören außer dem merkwürdig tiefen unterschwelligen Seufzen, mit dem der Wind durch den Glockenturm fuhr und die riesige Metallglocke umschmeichelte.
    Am anderen Ende des Friedhofs konnte er die Wandgräber erkennen, kleine, schwach erleuchtete Nischen. Er dachte an die Verwesungsflüssigkeit, die am Mörtel hinabgelaufen war, dachte an die Leichen, die hier begraben lagen. Dann jedoch ließ er sich auf den Bauch nieder und kroch zwischen den Gräbern auf die Stelle zu, wo das frische Grab auf ihn wartete. Er wusste, dass er vom Glockenturm aus zu sehen war, während er sich dorthin durchschlug, aber die Würfel waren gefallen, es gab kein Zurück mehr, und er konnte nur hoffen, dass der Mann im Turm mit dem Kopf auf der Brust schlief, während sich unter ihm der Feind einschlich.
    Sein Koppel, sein Kreuzgurt und seine Knöpfe verfingen sich immer wieder am trockenen Boden, während er auf den Erdhaufen zukroch. Das Grab sah in der Tat verdächtig aus, entschied er. Es war höher als die anderen und irgendwie ordentlicher zu einem viereckigen Hügel aus blasser Erde zusammengefügt. Er hatte sich das Gesicht mit einer Mischung aus Dreck und Speichel beschmiert, wagte es jedoch nicht, nach oben zu sehen, sosehr er sich auch danach sehnte, um festzustellen, ob dort im Fensterbogen ein Gesicht zu erkennen war.
    In der Stille verfluchte er seine Narrheit. Wäre es nicht besser gewesen, geradewegs einzumarschieren, mit aufgepflanzten Bajonetten, und darauf zu bestehen, dass das Grab geöffnet wurde? Wenn er sicher gewesen wäre, hätte er es so anstellen können, anstatt sich wie ein Dieb in der Nacht anzuschleichen, aber er war sich nun einmal nicht sicher. Er hatte einen Verdacht, sonst nichts, einen unbelegbaren, sinnlosen Verdacht, der sich auf nichts weiter stützte als auf Patrick Harpers hartnäckige Versicherung, dass ein Mann nicht an einem Sonntag beerdigt werden konnte. Plötzlich fiel ihm ein, dass der zweite Vorname des Sergeants Augustine lautete, und er grinste töricht, als er endlich das Objekt erreicht hatte, um dessen Durchsuchung willen er den langen und beschwerlichen Marsch auf sich genommen hatte.
    Nichts regte sich. Die Glocke stöhnte leise, aber sonst war nichts zu hören. Er hätte leicht glauben können, dass er gänzlich allein war, gänzlich unbeobachtet, doch sein Instinkt sandte nach wie vor Gefahrensignale aus, gegen die er nichts unternehmen konnte. Er begann zu

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