Sharpes Gold (German Edition)
hat keine Beweise, oder?«, fragte er voller Zuversicht.
Kearsey schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Er will Sie nur gegen uns einnehmen. Nein, Major, Captain Hardy wurde gefangen genommen. Fragen Sie Cesar.«
Er zeigte auf Teresas Vater, der vor lauter Sorge gequält dreinblickte. Der Major schüttelte den Kopf. Er empfand Erleichterung, ein Gefühl, das sich bei dem Laut verflüchtigte, der nun von dem verfallenen Turm des Castillo herüberdrang. Der Schrei schien im Eichenhain nachzuhallen. Er stieg zu unerträglicher Schrille an und verklang zu leiser schluchzender Verzweiflung, die jedermann erschauern ließ. Cesar Moreno stürmte mit einem Dutzend Männer vor, längst vergessene Entschlossenheit im Gesicht, doch ein Wachtposten an der Festungsmauer signalisierte zum Turm hinüber, und wieder erhob sich der Schrei. Diesmal war er noch höher, ähnelte dem der Franzosen, denen sie mit ihren langen Messern Stück für Stück das Fell über die Ohren gezogen hatten.
Teresas Vater straffte die Zügel. Er wusste, dass er geschlagen war, und schwor, dass für jede Klinge, die mit seiner Tochter in Berührung kam, Sharpe einhundert zu spüren bekommen sollte.
El Católico hatte schon viele Franzosen umgebracht. Einige davon hatten drei Monate gebraucht, um zu sterben, und sie hatten jede Sekunde den eigenen Schmerz miterlebt. Sharpe, schwor sich El Católico innerlich, sollte um einen derartigen Tod betteln.
Im Anschluss an das Schluchzen, an das Geräusch von Stiefeln auf steinernem Boden, erklangen laute Befehle, und die Kompanie marschierte mit aufgesetzten Bajonetten an den geschulterten Gewehren hervor, angeführt von dem Captain, der einen Gewehrgurt um den Hals von Teresa Moreno geschlungen hatte.
Die Partisanen murrten, sahen ihren Vater an und El Católico, wagten jedoch nicht, etwas zu unternehmen. Teresa weinte, hielt sich die Hände vors Gesicht, aber jedermann konnte die weiße Bandage sehen, die man vom Saum ihres Kleides abgerissen hatte, und das rote Blut, mit dem sie befleckt war. Sharpe hielt ihr ein funkelndes Bajonett mit gesägter Klinge an den Kopf, und jedes Mal, wenn sie stolperte, zog er die Schlinge um ihren Hals zusammen. Kearsey empfand entsetzliche Scham, als er mit ansehen musste, wie der Offizier der Rifles sich mit dem Körper des Mädchens vor El Católicos Gewehren schützte, und als die Kompanie in gespanntem Schweigen, das jeden Augenblick in schreckliche Gewalt umzuschlagen drohte, an den reglosen Reitern vorbeikam, sah Cesar Moreno die blutgetränkte Bandage, sah er die Blutstropfen auf dem Kleid seiner Tochter und wünschte sich, den Tod dieses englischen Captains persönlich herbeiführen zu können.
Kearsey legte die Hand auf seinen Arm.
»Tut mir leid.«
»Macht nichts. Ich werde sie fangen und umbringen.« Cesar Moreno beobachtete die Gesichter der Kompanie und fand, dass sie erschüttert aussahen, als habe ihr Captain sie in neue Tiefen des Entsetzens gestürzt. »Ich bringe ihn um.«
Kearsey nickte. »Tut mir leid.«
Moreno sah ihn an. »Sie haben nichts damit zu tun, Major.« Er wies mit dem Kopf dorthin, wo die Leichte Kompanie mit der Überquerung des Flusses begonnen hatte, wobei die weniger beladenen Männer eine Menschenkette bildeten, um denen zu helfen, die das Gold schleppten. »Gehet hin in Frieden.«
Sharpe ging mit dem Mädchen als Letzter hinüber. Er spürte, wie sich Schlingpflanzen um seine Beine legten und versuchten, ihn hinabzuzerren. Der Wasserstand war nicht hoch, aber die Strömung nach wie vor stark. Es war unbequem, ständig Teresas Hals umklammern zu müssen, aber sie schafften es und wurden am gegenüberliegenden Ufer von Patrick Harper hochgezogen, der mit einem Nicken auf die andere Flussseite wies.
»Ihr Vater hat mir richtig leidgetan, Sir.«
»Er wird schon noch merken, dass sie heil und gesund ist.«
»Jawohl, das stimmt. Da kommt der Major.«
»Lass ihn.«
Sie machten sich in der morgendlichen Hitze auf, das Grasland zu überqueren. Ihre Stiefel hinterließen zwischen den fahlen Halmen eine breite Spur, und die Partisanen blieben nie weit hinter ihnen zurück. Harper ging neben Sharpe und Teresa her und blickte über den Kopf des Mädchens seinen Captain an.
»Was macht der Arm, Sir?«
»Dem geht’s gut.« Sharpe hatte sich den linken Unterarm aufgeschlitzt, um das Blut zu gewinnen, mit dem Teresas Bandage getränkt war.
Harper wies nach vorn, auf die Kompanie. »Hätten Sie nur den Schützen Batten angezapft. Zu mehr ist
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