Sharpes Gold (German Edition)
er nicht zu gebrauchen.«
Sharpe grinste. Der Gedanke war ihm wohl gekommen, aber er hatte ihn als eine Laune verworfen. »Ich werd’s schon überleben. Sag du jetzt besser den Jungs Bescheid, dass dem Mädchen nichts geschehen ist. In aller Stille.«
»Gemacht.«
Harper ging voraus. Die Männer waren tatsächlich still und erschüttert, weil Sharpe sie in dem Glauben gelassen hatte, dass er die lange Klinge gegen das Mädchen erhoben habe. Hätten sie die Wahrheit gekannt, wären sie mit grinsenden Gesichtern und mühsam unterdrücktem Frohsinn an El Católico vorbeimarschiert, und alles wäre umsonst gewesen. Sharpe hielt Ausschau nach den Partisanen seitlich und hinter ihnen und wandte sich dann an Teresa.
»Du musst weiter so tun, als ob.«
Sie nickte und sah zu ihm auf. »Du hältst dein Versprechen?«
»Mein Ehrenwort. Wir haben eine Abmachung.«
Noch dazu eine gute, entschied er, und bewunderte Teresa wegen der Bedingungen, die daran geknüpft waren. Nun wusste er zumindest, warum sie sich auf seine Seite geschlagen hatte, und empfand nur ein Bedauern: Er hatte erfahren, dass sie nicht lange zusammen sein würden. Die Abmachung verlangte, dass sie sich trennen mussten, aber der Krieg würde noch lange dauern, und wer weiß, vielleicht würde er ihr noch einmal begegnen.
Um die Mittagsstunde erklomm die Kompanie einen abschüssigen Grat, der direkt nach Westen verlief, ihrem Ziel entgegen. Sharpe ging mit einem Gefühl der Erleichterung voraus, die steile, mit rasiermesserscharfen Steinen bedeckte Flanke hinauf. Die Partisanen konnten ihren Pferden nicht zumuten, diesen Hang zu erklimmen, und ihre Gestalten wurden immer kleiner, je weiter sich die Kompanie hinaufarbeitete.
Die Männer, die das Gold trugen, mussten häufig Rast machen und sich keuchend ins pralle Sonnenlicht legen, aber jede Stunde brachte sie dem Coa näher.
Eine Zeit lang wagte Sharpe zu hoffen, dass sie El Católico und seine Männer abgeschüttelt hatten. Die Spitze des Grats war kahl und steinig und übersät mit kleinen Knochen, die Wölfe und Geier hinterlassen hatten.
Sharpe hatte das Gefühl, durch eine Gegend zu wandern, die noch nie ein Mensch betreten hatte, die von wilden Tieren beherrscht wurde. Um sie herum duckten sich die Hügel unter der sengenden, schmerzhaften Sonne, und außer der Kompanie, die auf dem hohen Grat dahinkroch, bewegte sich nichts. Sharpe hatte das Gefühl, das Ende der Welt sei eingetreten und man habe sie vergessen. Vor sich konnte er die verhangenen Hügel erkennen, die zum Fluss führten, in die Sicherheit, und er trieb die Kompanie weiter. Patrick Harper, der sich zwei Tornister voller Gold aufgeladen hatte, wies mit dem Kopf voraus auf das westliche Hügelland.
»Ob dort wohl die Franzosen sind, Sir?«
Sharpe zuckte mit den Schultern. »Das ist anzunehmen.«
Der Sergeant drehte sich um und betrachtete den hohen, sonnengebleichten Pfad, auf dem sie gekommen waren. »Hoffentlich werden wir nicht von ihnen beobachtet.«
»Besser, als unten bei den Partisanen zu sein.« Aber er wusste, dass Harper recht hatte. Falls die Franzosen im Hügelland patrouillierten, und das stand so gut wie fest, war die Kompanie meilenweit zu sehen. Sharpe verrückte seinen eigenen mit Gold gefüllten Tornister, sodass er bequemer auf seinen Schultern saß. »Wir ziehen über Nacht weiter nach Westen.« Er sah seine erschöpften Männer an. »Nur noch diese letzte Anstrengung, Sergeant, nur noch diese.«
Doch es sollte nicht sein. Bei Einbruch der Dämmerung, als die tief im Westen hängende Sonne sie blendete, fiel der Grat ab, und Sharpe sah, dass sie betrogen waren. Der Grat glich einer Insel, getrennt von den übrigen Hügeln durch ein weites gewundenes Tal, und in seinen Schatten konnte er tief drunten die winzigen Punkte erkennen, bei denen es sich um El Católicos Männer handelte. Er brachte die Kompanie zum Halten, ließ sie rasten und starrte hinab.
»Verdammt. Verdammt. Verdammt«, sagte er leise. Die Partisanen hatten einen bequemen Pfad benutzt, wie es sie zu beiden Seiten des Grates gab, während die Kompanie sich sinnlos über die sonnenheißen Felsen, über die spitzen Steine, über den von Skorpionen heimgesuchten Grat gekämpft hatte. Auf der anderen Seite des Tals stiegen erneut die Hügel an, und er besah sich den felsigen Hang, den sie ersteigen mussten. Zugleich war ihm klar, dass sie, ehe sie weiterkonnten, das Tal durchqueren mussten. Das war der perfekte Ort für einen Hinterhalt. Einer
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