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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf.
    »Sind Sie betrunken?«, fragte er. Dann starrte er auf das Pferd, das Sharpe am Zügel hielt. Es war ein kastanienbrauner Wallach, ein feuriges Tier, dessen Ohren aufgerichtet waren und das nervös tänzelte.
    »Er ist sechs Jahre alt, Sir«, sagte Sharpe.
    Daniel Fletcher versuchte, einen Haltepfosten in den Boden zu hämmern, mühsam, weil er zu viel Schnaps intus hatte. »Er stammt aus Irland. Das saftige Gras, das dort wächst, bringt solche guten Pferde hervor. Äolus heißt er.«
    »Äolus ist der Gott des Windes«, sagte McCandless.
    »Ist das eine dieser indischen Gottheiten, Sir? Alles Arme und Schlangenköpfe?«
    »Nein, Sharpe, Äolus ist griechisch.« McCandless nahm die Zügel von Sharpe entgegen und streichelte dem Wallach über die Nüstern. »Leiht mir Wellesley den?«
    »O nein, Sir.« Sharpe hatte dem betrunkenen Fletcher den Holzhammer abgenommen und trieb den Haltepfosten jetzt fest in den Boden. »Es ist Ihrer, ganz Ihrer.«
    »Aber ...«, begann McCandless und verstummte, weil er überhaupt nicht begriff.
    »Er ist bezahlt worden, Sir«, sagte Sharpe.
    »Bezahlt von wem?«, fragte McCandless streng.
    »Einfach bezahlt worden, Sir.«
    »Sie spinnen, Sharpe!«
    »Verzeihung, Sir.«
    »Ich will eine Erklärung!«, verlangte der Colonel.
    General Wellesley hatte fast das Gleiche gesagt, als ein Adjutant ihm gemeldet hatte, dass Sergeant Sharpe ihn zu sprechen wünsche, und der General, der gerade den letzten Gästen seines Abendessens gute Nacht gewünscht hatte, war widerwillig bereit gewesen, Sharpe zu empfangen. »Machen Sie es kurz, Sergeant«, hatte er gesagt, und seine gute Laune war unter der üblichen Kälte verborgen gewesen.
    »Es geht um Colonel McCandless, Sir«, sagte Sharpe hölzern. »Er hat sich entschlossen, Ihr Pferd zu kaufen, und mich mit dem Geld geschickt.« Er trat vor und legte einen Beutel mit Gold auf den Kartentisch des Generals. Das Gold war indisch, aus jedem Staat und Fürstentum. Es war echtes Gold und lag glänzend wie Butter im Kerzenschein.
    Wellesley schaute erstaunt auf den Schatz. »Er sagte, dass er das Geld nicht zur Verfügung hat.«
    »Der Colonel ist Schotte, Sir«, sagte Sharpe, als erkläre das alles. »Es tut ihm leid, dass er nicht mit Guineen zahlen kann. Aber es ist die volle Summe, Sir. Vierhundert.«
    »Ich habe nur dreihundertachtzig verlangt«, sagte Wellesley. »Sagen Sie ihm, dass ich ihm die Differenz zurückzahlen werde. Aber ein Schuldschein wäre genauso gut gewesen. Soll ich denn Gold mit mir herumschleppen?«
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Sharpe lahm. Er hätte nie einen Schuldschein zu dem General bringen können, und so war er zu einem der Händler gegangen, die der Armee folgten, und der hatte Smaragde in Gold getauscht. Sharpe hatte den Verdacht, dass er übers Ohr gehauen worden war, doch er hatte dem Colonel ein feines Pferd schenken wollen und deshalb den Preis akzeptiert, den der Händler angeboten hatte. »Ist das so in Ordnung, Sir?«, fragte er Wellesley besorgt.
    »Eine ungewöhnliche Art, Geschäfte zu machen«, sagte Wellesley, nickte jedoch sein Einverständnis. »Da hat der Colonel ein faires Geschäft gemacht.« Er hätte Sharpe fast die Hand gereicht, wie es bei einem Geschäftsabschluss üblich war, doch dann erinnerte er sich daran, dass Sharpe ein Sergeant war, kein Offizier wie er, und er wandelte hastig die Geste in ein vages Winken um. Und nachdem Sharpe gegangen war, und der General die Münzen wieder in dem Beutel verstaut hatte, erinnerte er sich an Sergeant Hakeswill. Die Sache ging ihn zwar nichts an, doch vielleicht war es vernünftig gewesen, gegenüber Sharpe nichts von der Anwesenheit des Sergeants zu erwähnen.
    Und jetzt bewunderte McCandless den Wallach. »Wer hat den bezahlt?«
    Sharpe zögerte, aber er wusste, dass ihm die Antwort auf die Frage nicht erspart bleiben würde. »Das war sozusagen Tippu«, sagte er. »Tippu hat bezahlt.«
    »Tippu? Sind Sie verrückt geworden?«
    Sharpe schoss das Blut in die Wangen. »Der Typ, der Tippu getötet hat, Sir, hat ihm einige Juwelen abgenommen.«
    »Eine Riesensumme, das kann ich mir vorstellen«, schnaubte McCandless.
    »So überredete ich ihn, das Pferd zu kaufen, Sir. Als Geschenk für Sie, Sir.«
    McCandless starrte Sharpe an. »Das waren Sie.«
    »Was war ich, Sir?«
    »Sie haben Tippu getötet.« Es klang fast wie eine Anschuldigung.
    »Ich, Sir?«, fragte Sharpe unschuldig. »Nein, Sir.«
    McCandless starrte auf den Wallach. »Das kann ich

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