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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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der jedoch übertönt wurde, als ein ganzer Abschnitt des Zeltdaches zusammenbrach und eine Flut von Regenwasser hereinschwappte.
    »Wenn die Briten dem Untergang geweiht sind«, fragte Surjee Rao, als es im Zelt wieder ruhiger wurde, »warum rücken sie dann vor?«
    Das war eine gute Frage, mit der sich Pohlmann schon besorgt beschäftigt hatte, doch er glaubte, eine Antwort gefunden zu haben.
    »Weil sie die Zuversicht von Dummköpfen haben, Exzellenz«, sagte er. »Weil sie glauben, dass ihre vereinigten Armeen ausreichen werden, denn sie verstehen nicht, dass unsere Armee genauso gut ausgebildet ist wie ihre, und weil ihr General jung und unerfahren und zu begierig darauf ist, sich einen guten Ruf zu machen.«
    »Und Sie glauben, Colonel, dass wir ihre beiden Armeen getrennt halten können?«
    »Wenn wir morgen marschieren, ja.«
    »Wie groß ist die Armee des britischen Generals?«
    Pohlmann lächelte. »Wellesley hat fünftausend Infanteristen, Exzellenz, und sechstausend Kavalleristen. Wir könnten so viele Männer verlieren und würden nicht mal bemerken, dass sie weg sind! Er hat elftausend Mann, aber die Einzigen, auf die er sich verlässt, sind seine fünftausend Infanteristen. Fünftausend Mann! Fünftausend!« Er legte eine Pause ein und ließ die Zahl einwirken. »Und wir haben achtzigtausend. Fünf gegen achtzig!«
    »Er hat Geschütze«, bemerkte der Minister.
    »Wir haben fünfmal so viele. Fünf gegen eins. Und unsere Geschütze sind größer und werden genauso gut bedient wie seine.«
    Sindhia flüsterte mit Surjee Rao, der daraufhin darum bat, dass die anderen europäischen Offiziere ihren Rat gaben, doch sie waren von Pohlmann darauf eingestimmt worden, seine Interessen zu vertreten, und so unterstützten sie ihn. Nach Osten marschieren, sagten sie, eine der britischen Armeen in eine Schlacht ziehen und sich dann der anderen zuwenden.
    Der Minister dankte den ausländischen Offizieren für ihren Rat und wandte sich dann wieder den Bramahnen zu, um sie zu einem Kommentar aufzufordern.
    Einige schlugen vor, Emissäre zu Holkar zu schicken und ihn um Hilfe zu bitten, doch Pohlmanns Selbstvertrauen hatte wie ein Zauber gewirkt, und ein anderer Bramahne wollte empört wissen, warum Holkar angeboten werden sollte, ihn an einem glorreichen Sieg zu beteiligen.
    Die Atmosphäre beim durbar veränderte sich zu Pohlmanns Gunsten. Er sagte nichts mehr und brauchte es auch nicht.
    Der durbar dauerte den ganzen Tag, und kein Aktionsplan wurde beschlossen. Bei Einbruch der Dunkelheit berieten sich Sindhia und der Radscha von Berar kurz. Dann brach Sindhia auf und ging durch das Spalier von Bramahnen, die sich vor ihrem Herrscher verneigten. Er verharrte an der Schwelle des riesigen Zelts, während seine Diener den Palankin brachten, die indische Sänfte, in der er vor dem Regen geschützt sein würde. Erst als der Palankin bereit war, wandte er sich zu den Versammelten um und sagte mit erhobener Stimme: »Wir marschieren morgen ostwärts, dann werden wir über eine andere Entscheidung nachdenken. Colonel Pohlmann wird die Vorbereitungen treffen.«
    Er stand noch einen Augenblick da und blickte zum Regenhimmel, und dann stieg er in die Sänfte und duckte sich unter das Schutzdach.
    »Gott sei Dank«, sagte Pohlmann, denn er nahm an, dass die Entscheidung, ostwärts zu marschieren, zur Schlacht führen würde. Der Feind näherte sich die ganze Zeit, und solange die Marathen nicht nordwärts zogen, mussten sich beide Seiten schließlich treffen. Und wenn Sindhias Männer ostwärts marschierten, dann würden sie sich zu Pohlmanns Bedingungen treffen.
    Pohlmann setzte seinen Zweispitz auf und stolzierte aus dem Zelt, gefolgt von all den europäischen Offizieren.
    »Wir werden ostwärts am Kaitna entlangmarschieren«, sagte er aufgeregt, »und das Ufer wird unser Terrain zum Töten sein.« Er stieß einen Freudenschrei aus wie ein aufgeregtes Kind. »Ein kurzer Marsch, Gentlemen, und wir werden nahe bei Wellesleys Männern sein, und in zwei oder drei Tagen werden wir kämpfen, ob es unseren hohen Herrn gefällt oder nicht.«
    Die Armee marschierte früh am nächsten Morgen. Sie wirkte wie ein dunkler Schwarm entlang des schlammigen Flusses Kaitna, der langsam tiefer und breiter wurde, als die Armee ihm nach Osten folgte. Pohlmann sorgte für einen sehr kurzen Marsch, nur sechs Meilen, sodass die Reiter an der Spitze Pohlmanns ausgewählte Lagerstätte lange vor der Abenddämmerung erreichten, und bei Einbruch der

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