Sharpes Sieg
Wellesley überrascht. »Ich dachte, Sie wären krank, McCandless.«
»Das bin ich, aber es heilt.« Der Schotte klopfte leicht auf seinen linken Oberschenkel.
»Und was treiben Sie hier?«
»Ich habe Sie gesucht, Sir«, antwortete McCandless, doch in Wirklichkeit war er durch einen Irrtum zu Stevensons Armee gekommen. Einer von Sevajees Männern hatte beim Erkunden der Gegend die Rotröcke gesehen, und McCandless hatte angenommen, dass es Wellesleys Männer sein mussten.
»Und was, um Himmels willen, reiten Sie da?«, fragte Wellesley und schwang sich auf Diomed. »Sieht wie ein Zigeunerklepper aus, McCandless. Ich habe Ponys gesehen, die größer sind.«
McCandless tätschelte das erbeutete Marathen-Pferd. »Sie ist das beste Pferd, das ich finden konnte. Ich habe meinen Wallach verloren.«
»Für vierhundert Guineen können Sie mein Ersatzpferd haben. Geben Sie mir Bescheid, McCandless, und es gehört Ihnen. Er heißt Äolus, ein sechsjähriger Wallach aus dem County Meath.« Wellesley wandte sich jetzt an Stevenson. »Wir sehen uns in zwei Tagen, Colonel. Dann werden wir unsere Marathen testen, wie? Sehen, ob ihre berühmte Infanterie es ertragen kann, wenn wir sie beharken. Guten Tag, Stevenson! Kommen Sie, McCandless?«
»Ja, Sir, sofort.«
Sharpe ritt neben Daniel Fletcher, der Ordonnanz des Generals. »Ich habe den General noch nie so gut gelaunt erlebt«, sagte er.
»Er geht verdammt ran«, meinte Fletcher. »Nimmt an, wir werden den Feind überraschen.«
»Er ist nicht beunruhigt, gegen Tausende dieser Scheißer zu kämpfen?«
»Er lässt sich nicht anmerken, wenn er Angst hat«, sagte Fletcher. »Nichts wie ran und auf sie, so ist seine Stimmung.«
»Dann helfe uns Gott«, sagte Sharpe.
Der General unterhielt sich auf dem Rückritt mit McCandless, doch nichts, was der Schotte sagte, konnte Wellesleys Vorfreude auf die Schlacht dämpfen, nicht einmal, dass McCandless ihn vor der Effektivität der Marathen-Artillerie und der Tüchtigkeit der Infanterie warnte.
»All das wussten wir, als wir in den Krieg zogen«, sagte Wellesley gereizt, »und wenn es uns zu dieser Zeit nicht abschreckte, warum sollte es uns jetzt was ausmachen?«
»Unterschätzen Sie sie nicht, Sir«, sagte McCandless grimmig.
»Ich hoffe eher, dass sie mich unterschätzen!«, meinte Wellesley. »Wollen Sie diesen Wallach nun von mir haben oder nicht?«
»Ich habe nicht das Geld dafür, Sir.«
»Ach, kommen Sie, McCandless. Sie haben den Sold eines Colonels! Sie müssen ein Vermögen gehortet haben!«
»Ich habe einige Ersparnisse, Sir, für meinen Ruhestand, der bald beginnen wird.«
»Ich gehe auf dreihundertachtzig Guineen runter, ein Preis nur für Sie, und in ein paar Jahren können Sie den Wallach für vierhundert verkaufen. Mit diesem Jammervieh können Sie nicht in die Schlacht reiten.« Er nickte zu dem Marathen-Pferd hin.
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte McCandless trübsinnig. Er betete zum lieben Gott, dass er ihm sein eigenes Pferd zusammen mit Dodd schicken möge. Doch er wusste, dass er sich ein anständiges Pferd kaufen musste, wenn das nicht bald geschah. Der Gedanke, eine so große Summe auszugeben, bekümmerte ihn.
»Werden Sie heute mit mir zu Abend essen, McCandless?«, fragte Wellesley. »Es gibt eine schöne Hammelkeule. Köstlich, sage ich Ihnen!«
»Ich bin Vegetarier, Sir«, antwortete der Schotte.
»Statt Fleisch essen Sie Gemüse?« Er lachte. »Na, über Geschmack soll man nicht streiten. Machen Sie sich nichts draus, McCandless, wir werden für Sie etwas essbares Grünzeug auftreiben.«
An diesem Abend aß McCandless Gemüse, und danach entschuldigte er sich und ging zu dem Zelt, das Wellesley ihm geliehen hatte. Er war müde, sein Bein schmerzte, aber es hatte den ganzen Tag kein Anzeichen auf Fieber gegeben, wofür er dankbar war. Er las in der Bibel, kniete sich neben sein Lager für sein Nachtgebet, und dann blies er die Lampe aus, um sich schlafen zu legen.
Eine Stunde später weckte ihn Hufschlag, das Geräusch von Stimmen, ein Kichern. Dann klang es, als sei jemand fast gegen das Zelt gefallen.
»Wer ist da?«, fragte McCandless ärgerlich.
»Colonel?«, antwortete Sharpes Stimme. »Ich bin es. Verzeihung, Sir. Hatte das Gleichgewicht verloren, Sir.«
»Ich hatte geschlafen, Mann.«
»Ich wollte Sie nicht aufwecken. Tut mir leid, Sir. Bleib stehen, du Scheißer! Nicht Sie, Sir, Verzeihung.«
McCandless, in Hemd und Unterhose, riss die Klappe am Zeltzugang
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