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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Armee anmerken.
    Die Colonels in seiner Armee waren allesamt älter als Wellesley, und er suchte höflich ihren Rat, obwohl er ihn größtenteils ignorierte. Orrock, ein Colonel der Company und Kommandeur des 8. Madras-Regiments, empfahl einen die Flanke umfassenden Marsch nach Osten. Wellesley konnte das einzige Ziel eines solchen Manövers darin sehen, die Armee von der feindlichen Horde zu entfernen. Der General war gezwungen, seinen beiden Williams, Wallace und Harness, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Sie waren die Kommandeure seiner beiden schottischen Bataillone und ebenfalls seine Brigadeführer.
    »Wenn wir uns mit Stevenson zusammenschließen, könnten wir es vielleicht schaffen«, meinte Wallace, und sein Tonfall machte klar, dass die beiden britischen Armeen, auch vereinigt, zahlenmäßig gefährlich unterlegen waren. »Ich habe keinen Zweifel daran, dass Harness meiner Meinung ist, Sir«, fügte Wallace hinzu.
    William Harness, der Kommandeur des 78. Regiments, wirkte überrascht, dass man ihn nach seiner Meinung fragte.
    »Ihre Sache, wie Sie gegen sie kämpfen, Wellesley«, grollte er. »Bestimmen Sie meine Männer, und ich garantiere Ihnen, dass sie kämpfen. Das kann ich den Bastarden nur raten. Wenn sie es nicht tun, werde ich sie auspeitschen.«
    Wellesley verzichtete darauf hinzuweisen, dass niemand zum Auspeitschen übrig sein würde, wenn die Männer nicht kämpften, denn dann würde es keine Armee mehr geben. Harness hätte ohnehin nicht zugehört, denn er nutzte die Gelegenheit, um dem General über die bessernden Wirkungen des Auspeitschens zu predigen.
    »Mein erster Colonel liebte es, jede Woche einen gut gepeitschten Rücken zu sehen, Wellesley«, sagte er. »Er nahm an, das trieb die Männer dazu, ihre Pflicht zu erfüllen. Einmal hat er die Frau eines Sergeants auspeitschen lassen, wie ich mich erinnere. Er wollte wissen, ob eine Frau den Schmerz ertragen kann, wissen Sie, und das war nicht der Fall. Das Weib hat sich wimmernd gewunden.« Harness seufzte und erinnerte sich an glücklichere Tage. »Haben Sie Träume, Wellesley?«
    »Träume, Harness?«
    »Wenn Sie schlafen.«
    »Bisweilen.«
    »Eine Auspeitschung wird sie stoppen. Nichts bringt Ihnen so guten Schlaf in der Nacht wie die Gedanken an einen gut gepeitschten Rücken.« Harness, ein großer Mann mit buschigen schwarzen Augenbrauen, dessen große Augen ständig missbilligend zu blicken schienen, schüttelte traurig den Kopf. »Ein traumloser Schlaf, davon träume ich! Ist auch gut für den Stuhlgang, wissen Sie?«
    »Schlaf?«
    »Auspeitschen!«, blaffte Harness ärgerlich. »Stimuliert das Blut, verstehen Sie?«
    Wellesley mochte es nicht, Erkundigungen über ranghohe Offiziere einzuholen, doch er ritt zu seinem neuen Adjutanten Colin Campbell.
    »Ist im 78. viel ausgepeitscht worden?«, fragte er den Adjutanten, der bis zur Belagerung von Ahmadnagar unter Harness gedient hatte.
    »Darüber hat es häufig Gerede gegeben, Sir, aber ich habe nichts davon in der Praxis gesehen.«
    »Ihr Colonel scheint sehr von der Praxis des Auspeitschens angetan zu sein.«
    »Seine Begeisterung dafür kommt und geht«, sagte Campbell. »Bis vor ein paar Wochen war er noch nicht begeistert, und jetzt ist er es plötzlich. Er hat uns ermuntert, im Juli Schlangen zu essen, obwohl er es nicht befohlen hat. Ich hörte, dass er einige Kobras, in Milch gedünstet, probiert hat, aber darauf stehe ich nicht so sehr.«
    »Ah!«, murmelte der General, der die vorsichtig formulierte Botschaft verstand. Harness hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank? Wellesley schalt sich einen Dummkopf, weil er bei dem irren Blick des Colonels nicht auf diesen Gedanken gekommen war. »Im Bataillon gibt es doch einen Arzt?«
    »Ein Pferd lässt sich zum Wasser führen, Sir, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Der General verstand. Er konnte jetzt nichts gegen Harness’ beginnende Verrücktheit tun, und der Colonel hatte auch nichts getan, was seine Entlassung rechtfertigte. Tatsächlich führte der Schotte, verrückt oder nicht, ein feines Bataillon. Er würde ihn brauchen, wenn er nach Borkardan kam.
    Wellesley dachte ständig an Borkardan, obwohl der Ort nur ein Punkt auf der Landkarte war. Er stellte sich das Dorf als eine in Staub gehüllte Hölle vor, wo zwischen dem Trommeln von Pferdehufen große Geschütze donnerten und mörderische Salven die Luft erfüllten.
    Es würde Wellesleys erste Feldschlacht sein. Er hatte in genügend Geplänkeln gekämpft und einen

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