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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zügel. All die Adjutanten, McCandless und Sevajee und Sharpe ritten dahinter. Vierzig Reiter würden die ersten Briten sein, die den Kaitna durchquerten, und an der Spitze würde der General reiten.
    Sharpe beobachtete, wie Wellesleys Hengst in den Fluss trabte. Er wollte sehen, wie tief das Wasser war, und er war entschlossen, den General auf dem ganzen Weg hindurch zu beobachten, doch plötzlich zerriss das Donnern eines Achtzehnpfünder-Geschützes die Stille.
    Sharpe sah flussaufwärts ein Rauchwölkchen am Horizont, dann hörte er ein Pferd schrill wiehern. Er blickte zurück und sah Daniels Fletchers Pferd am Rand des Wassers auf die Hinterhand steigen. Fletcher war noch im Sattel, doch die Ordonnanz hatte keinen Kopf mehr, nur Blut schoss aus seinem Rumpf. Diomeds Zügel befand sich noch in der Hand des toten Mannes, und irgendwie wollte die Leiche nicht aus dem Sattel der Stute fallen, und sie wieherte voller Furcht, als das Blut ihres Reiters auf sie spritzte.
    Ein zweites Geschütz donnerte, doch der Schuss lag diesmal höher. Die Kugel flog über die Köpfe der Männer hinweg und krachte in die Bäume auf dem Südufer. Eine dritte Kanonenkugel klatschte ins Wasser, und es spritzte auf und durchnässte McCandless.
    Fletchers Stute sprang flussaufwärts, prallte jedoch gegen einen gefällten Baumstamm und blieb zitternd stehen, und immer noch hing die enthauptete Leiche im Sattel und hielt Diomeds Zügel in der toten Hand. Die linke Flanke des grauen Pferdes war von Fletchers Blut bedeckt. Der Soldat hing jetzt schräg im Sattel, und aus dem kopflosen Rumpf tropfte Blut in den Fluss.
    Für Sharpe schien die Zeit stillzustehen. Es wurde ihm bewusst, dass jemand etwas rief, sah das Blut aus dem Kragen des Dragoners ins Wasser tropfen, nahm wahr, dass sein kleines Pferd zitterte, doch bei dem plötzlichen Ausbruch von Gewalt und dem entsetzlichen Anblick war er wie gelähmt. Ein anderes Geschütz feuerte, diesmal ein kleineres Kaliber, und die Kugel schlug etwa hundert Yards flussaufwärts ein, prallte einmal ab und verschwand dann in weißer Gischt.
    »Sharpe!«, schrie jemand. Reiter schwenkten in der Furt ab und griffen nach den Zügeln des toten Mannes. »Sharpe!«
    Es war Wellesley, der rief. Der General war in der Mitte des Flusses, wo das Wasser nicht mal bis zu seinen Steigbügeln reichte, also konnte der Fluss durchquert werden, und der Feind konnte jetzt nicht überraschend angreifen. »Übernehmen Sie für die Ordonnanz, Sharpe!«, rief Wellesley. »Beeilung, Mann!«
    Niemand sonst war als Ersatz für Fletcher da, sofern keiner von Wellesleys Adjutanten dessen Pflichten übernahm, und Sharpe war am nächsten.
    »Los, Sharpe!«, sagte McCandless. »Beeilen Sie sich, Mann!«
    Captain Campbell hatte Fletchers Stute gesichert.
    »Reiten Sie sie, Sharpe!«, rief der Captain. »Ihr kleiner Gaul hält nicht mit uns mit. Lassen Sie ihn einfach laufen! Geben Sie ihn auf!«
    Sharpe stieg aus dem Sattel und lief zu der Stute.
    Campbell versuchte, Fletchers blutbesudelte Leiche aus dem Sattel zu ziehen, doch die Füße des Soldaten waren in den Steigbügeln verfangen. Sharpe gelang es, den linken Fuß der Leiche aus dem Steigbügel zu ziehen, dann kippte der Tote aus dem Sattel.
    Sharpe sprang zurück, als die blutigen Reste des Halses, Sehnen und Fleisch und Gewebeteile an seinem Gesicht vorbei zu Boden stürzten. Die Leiche fiel an den Rand des Wassers, und Sharpe trat darüber hinweg, um sich in den Sattel der Stute des Generals zu schwingen.
    »Nehmen Sie die Feldflaschen des Generals«, befahl Campbell, und das Donnern eines Geschützes übertönte seine Worte. »Die Feldflaschen, Mann, schnell!«, drängte Campbell, doch Sharpe hatte Mühe, die Wasserflaschen von Fletcher loszubinden. Er wälzte die Leiche herum, und ein Blutschwall schoss aus dem Rumpf und färbte das seichte Wasser. Er zerrte am Koppelschloss, öffnete es und zog das Koppel mitsamt seinen Taschen, den Feldflaschen und dem schweren Säbel herab. Er schlang das Koppel über sein eigenes, schloss es und stieg in den Sattel der Stute.
    Campbell hielt ihm Diomeds Zügel hin.
    Sharpe nahm ihn. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, weil er den Adjutanten hatte warten lassen.
    »Bleiben Sie nahe beim General«, befahl Campbell. Dann neigte er sich zu Sharpe und tätschelte seinen Arm. »Bleiben Sie nahe, seien Sie wachsam, und genießen Sie den Tag, Sergeant«, sagte er grinsend. »Sieht aus, als hätten wir einen lebhaften

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