Sharpes Sieg
kastanienbraunen Hengst ritt. »Und die Stute ist für den Fall da, dass beide Pferde erschossen werden«, fügte er hinzu und klopfte auf die Kruppe seines Pferdes.
»Und was machst du?«, fragte Sharpe den Dragoner.
»Ich bleibe nur in der Nähe, bis er die Pferde wechseln will, und ich verhindere, dass er durstig wird«, erklärte Fletcher. Er hatte nicht weniger als fünf Feldflaschen mit Wasser umgehängt, und an seinem Koppel hing ein schwerer Säbel in einer Metallscheide. Es war das erste Mal, dass Sharpe die Ordonnanz eine Waffe tragen sah.
»Das ist ein übles Ding«, sagte Fletcher, als er Sharpes Blick auf die Waffe bemerkte, »eine gute Klinge, ideal zum Scheibenschneiden.«
»Hast du sie schon jemals benutzt?«, fragte Sharpe.
»Gegen Dhoondiah«, antwortete Fletcher.
Dhoondiah war ein Banditenführer gewesen, dessen Raubzüge in Maisur Wellesley schließlich veranlasst hatten, ihn mit Kavallerie zu verfolgen. Der folgende Kampf war von den Briten im Nu gewonnen worden.
»Und ich habe vor einer Woche eine Ziege für das Abendessen des Generals getötet«, fuhr Fletcher fort und zog die breite, stark gekrümmte Klinge. »Ich glaube, das arme Vieh ist vor lauter Schreck gestorben, als es die Klinge sah. Hab seinen Kopf sauber abgehackt. Sieh dir das an, Sergeant.« Er reichte Sharpe den Säbel. »Siehst du, was da steht, gerade oberhalb des Griffs?«
Sharpe hielt die Klinge in den Sonnenschein. »Versagt garantiert niemals«, entzifferte er. Er grinste, denn die Prahlerei schien seltsam fehl am Platz für ein Ding zu sein, das dem Töten oder Verstümmeln diente.
»Aus Sheffield«, sagte Fletcher und nahm den Säbel zurück, »versagt garantiert niemals! Schneidet wirklich prima. Man kann einen Mann in zwei Hälften schneiden, wenn man ihn richtig streichelt.«
Sharpe grinste. »Ich werde bei einer Muskete bleiben.«
»Nicht zu Pferde, Sergeant. Eine Muskete taugt nicht zu Pferde. Da braucht man eine Klinge.«
»Ich habe nie gelernt, eine zu benutzen«, bekannte Sharpe.
»Das ist nicht schwierig«, sagte Fletcher mit der Geringschätzung eines Mannes, der eine schwierige Sache gemeistert hatte. »Halte den Arm gerade, und benutze die Spitze, wenn du gegen Kavallerie kämpfst. Denn wenn du den Ellbogen beugst, werden die Bastarde dir das Handgelenk abschlagen. Und hacke auf Infanterie wie ein Schnitter, denn es gibt nichts, womit sie dich fertig machen können, wenn sie erst auf der Flucht sind. Nicht, dass du irgendeine Art Säbel vom Rücken dieses Gauls benutzen könntest.« Er nickte zu Sharpes kleinem eingeborenen Pferd. »Er ist mehr wie ein übergroßer Hund. Apportiert er?«
Die Straße erreichte den höchsten Punkt zwischen den beiden Flüssen, und Fletcher, auf der Stute des Generals, erhaschte einen ersten Blick auf die feindliche Armee am fernen Nordufer des Kaitna. Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Das sind ja ungeheuer viele Scheißer! Muss fast eine Million sein!«
»Wir werden ihre Flanke zurückdrängen«, wiederholte Sharpe, was er den General hatte sagen hören. Soweit Sharpe es verstand, war der Plan, den Fluss durch die Furt zu durchqueren und dann die linke Flanke der wartenden Infanterie anzugreifen. Der Plan machte für Sharpe Sinn, denn die feindliche Linie war nach Süden ausgerichtet, und wenn die Briten von Osten kamen, würden sie die compoo s in Verwirrung stürzen.
»Eine Unmenge Scheißer!«, stieß Fletcher wieder erstaunt hervor, und dann fiel die Straße wieder ab, und der Feind verschwand aus der Sicht. Der Dragoner schob seinen Säbel in die Scheide. »Aber er ist zuversichtlich«, sagte er und nickte zu Wellesley hin. Der General hatte einen Säbel dabei, jedoch keine andere Waffe, nicht einmal eine Pistole.
»Er war immer zuversichtlich«, sagte Sharpe. »Gelassen, wenn du so willst.«
»Er ist ein guter Mann«, sagte Fletcher loyal. »Ein richtiger Offizier. Er ist natürlich nicht freundlich, aber stets fair.«
Er gab seiner Stute die Sporen, denn Wellesley und seine Adjutanten galoppierten voraus in das Dorf Peepulgaon, wo die Bewohner die Ausländer in ihren roten Uniformröcken und schwarzen Zweispitzen offenen Mundes anstarrten. Wellesley scheuchte Hühner auf, als er über die staubige Dorfstraße preschte, die zu einem gefährlichen Steilufer des halb ausgetrockneten Kaitna abfiel. Die Pioniere trafen einen Augenblick später ein und begannen, den steilen Abhang zu glätten. Am anderen Ufer des Flusses konnte Sharpe sehen, dass sich die
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