Sharpes Sieg
vorbeiging, weil er angespannt die Schotten beobachtete, von denen kein einziger Mann fiel. Die meisten mussten getroffen worden sein, denn er sah Lücken, wenn sich die Reihen öffneten, um an den Gefallenen vorbeizumarschieren, doch das 78. – oder was davon übrig war – war noch intakt, und Harness feuerte immer noch nicht, sondern ließ die Männer einfach weitermarschieren.
»Sie haben zu hoch gefeuert!«, frohlockte Campbell.
»Sie haben guten Drill, aber schlecht gefeuert«, bemerkte Barclay glücklich.
Noch siebzig Schritte, dann sechzig. Ein Highlander taumelte aus der Reihe und brach zusammen. Zwei andere Männer, die von Kartätschen verwundet worden waren, sich jetzt jedoch etwas erholt hatten, eilten von hinten nach vorne und bahnten sich ihren Weg in die Reihen.
»Halt!«, rief Harness plötzlich. »Legt an!«
Die Waffen mit ihren blutbefleckten Stahlklingen ruckten an die Schultern der Highlander, sodass die gesamte Linie eine Vierteldrehung nach rechts zu machen schien. Der Pulverrauch der Marathen lichtete sich, und die feindlichen Soldaten konnten die schweren Musketen der Schotten und den Hass in den Gesichtern dahinter sehen, und die Highlander warteten einen Herzschlag, sodass der Feind ebenso ihren Tod in den Mündungen der angelegten Musketen sehen konnte.
»Ihr feuert tief, ihr Bastarde, sonst müssen wir uns unterhalten«, grollte Harness. Dann holte er tief Luft. »Feuer!«, schrie er, und seine Highlander feuerten nicht hoch. Sie schossen tief, und ihre Kugeln schlugen in Bäuche und Oberschenkel.
»Und jetzt holt sie euch!«, rief Harness. »Kassiert die Bastarde!« Und die Highlander rannten mit ihren Bajonetten und schrillem Kriegsgeschrei, das so misstönend wie die nachlassende Musik ihrer Dudelsäcke klang, auf den Feind zu. Sie waren Killer, die zum Abschlachten losgelassen worden waren, und der Feind wartete nicht, bis sie über ihn kamen, sondern warf sich einfach herum und flüchtete.
In den hinteren Reihen der compoo hatte der Feind Platz, um die Flucht zu ergreifen, doch die vorderen Männer wurden durch die hinteren behindert und konnten nicht entkommen.
Ein schreckliches, verzweifeltes Wehklagen ertönte, als die Männer des 78. heranstürmten und ihre Bajonette sich in einer Orgie des Tötens hoben und senken. Ein Offizier führte einen Angriff auf eine Gruppe Fahnenträger, die verzweifelt versuchten, ihre Feldzeichen zu retten, doch die Schotten ließen sich nicht aufhalten.
Sharpe beobachtete, wie die Männer mit den Kilts über die Toten hinwegstapften und sich mit ihren Klingen auf die Lebenden stürzten. Die Fahnen fielen und wurden dann wieder von schottischen Händen angehoben. Ein Hochruf ertönte, und in diesem Moment hörte Sharpe einen weiteren und sah, dass die Sepoys den nächsten Abschnitt der feindlichen Linie angriffen und jetzt, gerade als die ersten Marathen-Soldaten vor den Schotten davongerannt waren, die benachbarten Bataillone vor den Sepoys flüchteten.
Die berühmte feindliche Infanterie war beim ersten Kontakt zusammengebrochen. Sie hatte die dünne Linie auf sich zukommen sehen, und sie musste angenommen haben, dass die roten Röcke noch roter vom schweren Artilleriefeuer wurden, doch die Linie hatte sich unter Beschuss nicht aufhalten lassen und war, getroffen und blutig, unaufhaltsam weitermarschiert. Die Marathen mussten geglaubt haben, dass solche Männer unbesiegbar waren. Die riesigen Schotten in ihren merkwürdigen Kilts hatten die Ersten in die Flucht geschlagen, doch die Sepoy-Bataillone aus Madras brachten jetzt für die Mitte und die rechte Seite der feindlichen Linie Tod und Verderben. Nur die Linke des Feindes hielt sich noch.
Die Sepoys töteten und verfolgten dann die Flüchtenden, die westwärts strömten.
»Haltet sie!«, rief Wellesley den nächsten Bataillonskommandeuren zu. »Haltet sie!«
Doch die Sepoys waren nicht aufzuhalten. Sie wollten einen geschlagenen Feind verfolgen, und sie strömten hinter ihm her und töteten.
Wellesley schwenkte mit Diomed ab. »Colonel Harness!«
»Sie wollen, dass ich hier eine Auffangstellung formiere?«, fragte der Schotte. Blut tropfte von seinem Säbel.
»Hier«, stimmte Wellesley zu. Die feindliche Infanterie mochte geflüchtet sein, aber eine halbe Meile entfernt war Kavallerie, und diese Reiter galoppierten jetzt los, um die ungeordneten britischen Verfolger anzugreifen. »Setzen sie unsere Geschütze ein, Harness.«
»Ich habe den Befehl bereits gegeben«, sagte
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