Sharpes Sieg
Tals hatten den Verband der Sepoys auseinander gerissen, und als die Geschütze im nördlichen Teil der Marathen-Linie das Feuer eröffneten, ging der Zusammenhalt noch mehr verloren. Dennoch drängten die Sepoys wie die Schotten zu ihrer Linken in das Geschützfeuer.
»Legt an!«, rief Harness.
Die Schotten hoben ihre Musketen an die Schultern. Sie waren nur etwa sechzig Yards von den Geschützen entfernt, und selbst ein Gewehr mit glattem Lauf war treffsicher genug bei dieser Distanz.
»Feuert nicht zu hoch, ihr Hunde!«, warnte Harness. »Ich peitsche jeden aus, der zu hoch feuert! Feuer frei!«
Die Salve klang schwach im Vergleich zum Donnern der großen Geschütze, aber es war trotzdem ein Trost, und Sharpe stieß fast einen Freudenschrei aus, als die Highlander feuerten und ihre Salve über das Stoppelfeld peitschte. Die Kanoniere verschwanden. Einige mussten getötet worden sein, und andere duckten sich in den Schutz hinter ihren Kanonen.
»Laden!«, rief Harness. »Nicht trödeln. Neu laden!«
Jetzt zahlte sich der Ausbildungsdrill der Highlander aus, denn eine Muskete neu zu laden, erforderte Übung und wurde durch die Siebzehn-Zoll-Bajonette auf der Mündung noch erschwert, doch alle luden so schnell, wie sie es in den harten, langen Wochen daheim trainiert hatten. Sie luden, schoben die Ladestöcke wieder in die Ösen am Lauf und spannten den Hahn. »Spart euch diese Salve für die Infanterie auf!«, ermahnte sie Harness. »Jetzt vorwärts, Jungs, und killt die heidnischen Bastarde, wie es sich an einem Sonntag geziemt!«
Dies war Rache. Sie ließen ihrem Zorn freien Lauf. Die feindlichen Geschütze waren noch nicht neu geladen, ihre Mannschaften waren von der Salve hart getroffen worden, und es war keine Zeit geblieben, um die Rohre zu beschicken, bevor die Schotten über ihnen waren.
Einige der Kanoniere ergriffen die Flucht. Sharpe sah, dass ein berittener Marathen-Offizier sie aufzuhalten und mit der Breitseite seines Säbels zurück zu den Geschützen zu treiben versuchte, aber er sah auch ein Geschütz, ein bunt bemaltes Monster, direkt vor sich, das hastig von zwei Männern gestopft und abschussbereit gemacht wurde.
»Die Ladung werden wir bekommen«, murmelte Blackiston.
Das Geschütz feuerte, und der Rauch hüllte den Stab des Generals fast völlig ein. Für einen Augenblick sah Sharpe Wellesleys große Gestalt als Umriss vor dem blassen Rauch, dann konnte er nur Blut und den General fallen sehen. Die Hitze und die frei werdenden Gase zischten an Sharpe vorbei, nur einen Herzschlag, nachdem die Kartätschen die Luft um ihn füllten. Aber er war direkt hinter dem General und in seinem Schatten, und es war Wellesley, der die Ladung des Geschützes abbekommen hatte.
Oder genauer gesagt sein Pferd. Der Hengst war ein Dutzend Mal getroffen worden, während Wellesley keinen Kratzer hatte. Das große Pferd brach zusammen, und Sharpe sah, dass der General seine Füße aus den Steigbügeln stieß und sich aus dem Sattel hochschob, bevor das Pferd stürzte. Wellesleys rechter Fuß berührte den Boden zuerst, bevor das Gewicht des Hengstes auf sein Bein fallen konnte. Er sprang fort und taumelte leicht in seiner Hast. Campbell rannte zu ihm, doch der General winkte ihn fort.
Sharpe trieb seine Stute an und band Diomeds Zügel von seinem Gurt los. Sollte er den Sattel von dem toten Pferd nehmen? Er nahm es an, und so glitt er aus dem eigenen Sattel. Aber was, zum Teufel, sollte er mit der Stute und Diomed machen, während er den Sattel von dem toten Hengst losmachte?
»Vierhundert Guineen durch eine Kugel für einen Penny verloren«, sagte Wellesley sarkastisch und schaute zu, wie Sharpe den toten Hengst absattelte. Oder fast tot, denn das Tier zuckte und trat noch aus, während die Fliegen, vom frischen Blut anzogen, zum Festmahl schwirrten.
»Ich werde Diomed nehmen«, sagte Wellesley zu Sharpe und bückte sich, um zu helfen. Er zerrte Satteltaschen und Holster von dem sterbenden Pferd.
Dann ertönte ein barbarischer Schrei, und Wellesleys Kopf ruckte herum. Er sah, dass Harness’ Männer die Geschützlinie erreicht hatten. Der Schrei war eine Befreiung von all ihren Ängsten und eine schreckliche Ankündigung des Todes ihrer Feinde. Die Schotten fanden die Kanoniere, die auf ihrem Posten geblieben waren und sich hinter ihre Geschütze geduckt hatten, und sie zerrten sie hervor und stachen immer wieder mit ihren Bajonetten auf sie ein.
»Bastard«, schrie ein Mann und stieß sein Bajonett
Weitere Kostenlose Bücher