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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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in einen bereits toten Kanonier. »Heidnischer schwarzer Bastard!« Er trat den Toten und stieß wieder mit dem Bajonett zu.
    Colonel Harness tötete einen Mann und wischte die blutige Klinge an der schwarzen Mähne seines Pferdes ab.
    »Zur Linie formieren!«, rief er. »Formiert euch zur Linie! Beeilung, ihr Spitzbuben!«
    Einige Kanoniere waren vor den Schotten geflohen und hatten die Sicherheit der Marathen-Infanterie erreicht, die nur etwas über hundert Schritte entfernt war. Sie hätten angreifen sollen, dachte Sharpe. Während die Schotten blindlings auf die Kanoniere einhackten, hätte die Infanterie vorrücken sollen, doch stattdessen wartete sie auf das nächste Stadium des schottischen Angriffs.
    Zu seiner Rechten feuerten immer noch Geschütze auf die Sepoys, doch das war eine separate Schlacht, die keine Beziehung zu dem Kampf hatte, in dem Sergeants Highlander von den toten und sterbenden Kanonieren wegschleppten und in ihre Reihen schoben.
    »Da leben immer noch Kanoniere, Sir«, meldete ein Lieutenant Harness.
    »Formieren!«, rief Harness und ignorierte den Lieutenant. Sergeants und Corporals schoben Männer in die Linie. »Vorwärts!«, befahl Harness.
    »Beeilung, Mann«, sagte Wellesley zu Sharpe, jedoch nicht ärgerlich. Sharpe hatte den Sattel auf Diomeds Rücken gehoben und bückte sich jetzt unter dem Bauch des grauen Pferds, um den Sattelgurt stramm zu ziehen. »Er mag es nicht zu stramm«, sagte der General.
    Sharpe schnallte den Gurt fest, und Wellesley nahm Diomeds Zügel von ihm entgegen und schwang sich ohne ein weiteres Wort in den Sattel. Der Uniformrock des Generals war blutbeschmiert, doch es war das Blut seines Pferdes, nicht sein eigenes.
    »Gut gemacht, Harness!«, rief er dem Schotten zu, dann ritt er davon, und Sharpe band die Stute vom Zaumzeug des toten Pferdes los, schwang sich auf ihren Rücken und folgte dem General.
    Drei Dudelsackpfeifer spielten jetzt für das 78. Sie waren weit von daheim entfernt unter dieser glühenden Sonne, und sie brachten die verrückte Musik von Schottlands Kriegen nach Indien. Und es war Verrücktheit. Das 78. Regiment hatte unter dem Geschützfeuer gelitten, und die Linie ihres Vorrückens war übersät von Toten, Sterbenden und Verwundeten, doch die Überlebenden formierten sich jetzt neu, um die Hauptschlachtlinie der Marathen anzugreifen. Sie waren wieder in zwei Reihen, hielten ihre blutigen Bajonette vorgereckt, und sie griffen Pohlmanns compoo auf der rechten Seite der feindlichen Linie an.
    Die Highlander wirkten riesig mit ihren hohen Federmützen. Sie wirkten schrecklich, und das waren sie. Dies waren moderne Krieger aus einem harten Land, und sie rückten stumm vor. Auf die wartenden Marathen mussten sie wirken wie Kreaturen aus einem Albtraum, so furchtbar wie die Götter, die sich auf ihren Tempelwänden wanden. Doch die Marathen-Infanterie mit ihren blaugelben Röcken war genauso stolz. Sie waren Krieger, rekrutiert aus den martialischen Stämmen Nordindiens, und als sich die beiden schottischen Reihen näherten, hoben sie ihre Musketen.
    Die Schotten waren zahlenmäßig schrecklich unterlegen, und für Sharpe hatte es den Anschein, dass sie alle unter der bevorstehenden Salve sterben mussten. Sharpe selbst war halb benommen, wie betäubt von dem Kampflärm, und seine Stimmung schwankte zwischen dem Hochgefühl über die schottische Tapferkeit und dem reinen Entsetzen über die Schlacht. Er hörte einen Hochruf und blickte nach rechts, um zu sehen, wie die Sepoys die Geschützstellungen angriffen. Er sah Kanoniere fliehen, und er sah, dass die Madras-Sepoys mit ihren Bajonetten in die Nachzügler stießen.
    »Jetzt werden wir sehen, wie ihre Infanterie kämpft«, sagte Wellesley zu Campbell, und Sharpe erkannte, dass dies die wahre Entscheidung war, denn die Infanterie war alles. Die Infanterie wurde belächelt, weil sie weder den Glanz der Kavallerie noch die tödliche Macht der Artillerie hatte, doch es war die Infanterie, die Schlachten gewann.
    Die Marathen warteten mit angelegten Musketen. Die Highlander, immer noch still, marschierten weiter. Noch neunzig Schritte, noch achtzig, und dann schwang der Säbel eines Offiziers bei den Marathen-Reihen hinab, und die Salve krachte. Sie klang zusammenhanglos für Sharpe, vielleicht, weil die meisten Männer nicht auf ein Kommandowort feuerte, sondern nachdem sie gehört hatten, dass ihr Nachbar abgedrückt hatte, und es war ihm nicht mal bewusst, dass eine Kugel dicht an seinem Kopf

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