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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und über achthundert Musketen zielten auf die Vorhut, und kaum ein Geschütz oder eine Muskete schoss daneben. Gerade war das Terrain vor der Hecke noch voller Soldaten, und im nächsten Augenblick war es ein Leichenfeld, gepeitscht von Metall und Feuer, und obwohl Dodd nichts durch den Pulverrauch sehen konnte, wusste er, dass die Linie der Rotröcke praktisch vernichtet war.
    Die Salve war massiv gewesen. Zwei der Geschütze waren die Achtzehnpfünder-Belagerungsgeschütze gewesen, und Dodd bedauerte nur, dass sie mit Kanonenkugeln statt mit Kartätschen geladen gewesen waren, aber jetzt konnte er wenigstens mit Kartätschen neu laden lassen und so das britische Bataillon, das fast die Kakteenhecke erreicht hatte, übel zurichten lassen konnte.
    »Laden!«, befahl Dodd seinen Männern. Der Rauch lichtete sich, und als er abzog, konnte er die Leichen der Feinde auf dem Boden sehen. Er sah zuckende, kriechende und sterbende Männer. Die meisten davon bewegten sich überhaupt nicht, obwohl ihr befehlshabender Offizier oder wenigstens der einzige Mann, der auf einem Pferd saß, wie durch ein Wunder noch lebte. Er drängte sein Pferd zurück durch die Hecke.
    »Feuer!«, brüllte Dodd, und eine zweite Salve peitschte über das Leichenfeld, durch die Hecke und schlug in das Bataillon dahinter. Dieses Bataillon wurde noch schlimmer von der Artillerie bestraft, denn diese feuerte jetzt Kartätschen, und die Explosionen des Metalls rissen die Hecke auseinander und vernichteten die kleine Deckung der Rotröcke. Die kleinen Vierpfünder-Geschütze, die sonst winzige Kanonenkugeln abfeuerten, dienten jetzt als gewaltige Schrotflinten, um die Rotröcke mit Dodds improvisierten Kartätschen zu überziehen. Seine Sepoys stopften die Patronen in den Lauf und stießen ihre Ladestöcke nach. Das trockene Gras vor ihnen flackerte mit Hunderten blasser Flammen, wo das brennende Patronenpapier es in Brand gesetzt hatten.
    »Feuer!«, rief Dodd wieder und sah, kurz bevor die Wolke von Pulverrauch seine Sicht verhüllte, dass der Feind zurückwich. Die Salve krachte, und die Luft war vom Gestank fauler Eier erfüllt.
    »Laden!«, rief Dodd und bewunderte die Tüchtigkeit seiner Männer. Keiner war in Panik geraten, niemand hatte seinen Ladestock falsch gehandhabt. Soldaten wie ein Uhrwerk, dachte er, wie Soldaten sein sollten, während der Feind das Feuer nur sporadisch erwiderte. Zwei oder drei von Dodds Männern waren gefallen, und eine Hand voll war verwundet, doch sie hatten die führende britische Einheit vernichtet und trieben die nächste zurück.
    »Regiment vorrücken!«, schrie er und lauschte, als sein Übersetzer den Befehl wiederholte.
    Sie marschierten in Linie durch ihren eigenen Pulverrauch und dann durch die unzähligen toten und sterbenden feindlichen Männer der Vorhut. Soldaten bückten sich bei den Leichen, um ihnen Beute abzunehmen. Dodd trieb sie mit Schreien an weiterzugehen. Die Kriegsbeute konnte warten.
    Sie erreichten die Reste der Kakteenhecke, wo Dodd die Männer anhalten ließ. Das britische Bataillon zog sich immer noch zurück, suchte offenbar die Sicherheit der Rinne.
 
    »Feuer!«, rief Dodd, und die Salve seiner Männer stieß die Rotröcke noch weiter zurück. »Laden!« Die britische Linie zog sich jetzt schnell zurück, aber von Norden, vom Terrain beim Fluss, ritt Kavallerie nach Süden, um sich dem Gemetzel anzuschließen. Dodd wünschte sich, die Kavallerie würde sich heraushalten, denn er hatte die Vorstellung, dieses britische Bataillon hinab zur Landzunge zu treiben, wo die Flüsse zusammenflossen, sodass die letzten ihrer Männer in den Untiefen des Kaitna sterben würden, doch er wagte es nicht, eine weitere Salve zu feuern, weil er die Kavallerie treffen könnte.
    »Weiter vorrücken!«, sagte er zu seinem Übersetzer. Er würde die Kavallerie ihren großen Moment haben lassen und dann mit dem Schlachten selbst weitermachen.
 
    Der britische Bataillonskommandeur sah die Kavallerie und wusste, dass er den Rückzug stoppen musste. Seine Männer waren noch in Linie, einer Linie aus nur zwei Reihen, und Kavalleristen träumten davon, Infanterie in Linie anzugreifen.
    »Formiert ein Karree!«, rief der befehlshabende Offizier, und die beiden Flügel der Linie zogen sich gehorsam zur Mitte zurück. Die jeweils äußeren Kompanien schwenkten nochmals ein, und so formierte die Einheit ein Viereck. Plötzlich sah sich die Kavallerie einer Feste von Rotröcken, Musketen und Bajonetten gegenüber.

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