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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht einmal diese cleveren Bastarde in Edinburgh. Er dachte an seine Frau in Dundee und an seine Frau im Lager bei Naulniah, und er bedauerte seine vielen Sünden, denn es war nicht gut, wenn man mit schlechtem Gewissen zu seinem Gott ging, aber jetzt war es zu spät, und so packte er seine Pike fester, verbarg seine Furcht und entschloss sich, wie ein Mann zu sterben und ein paar andere Männer mit in den Tod zu nehmen.
    Die Musketenkolben wurden von den Highlandern an ihre Schultern gedrückt. Sie bissen die Spitze von Patronen, und bei jedem Biss schmeckten sie salziges Schießpulver, sodass sie keinen Speichel mehr hatten, nur knochentrockene Kehlen, die nach Rauch stanken. Und die puckalees des Regiments waren weit entfernt, verloren irgendwo im Hinterland.
    Die Schotten feuerten weiter, und die Pulverfunken aus der Pfanne brannten auf ihren Wangen, und sie luden und rammten den Ladestock in den Lauf, feuerten, und irgendwo jenseits des Rauchs krachte das feindliche Feuer und schlug in die Barrikade aus Leichen oder stieß einen Mann in einem Sprühregen von Blut zurück. Verwundete kämpften neben den Lebenden, die Gesichter vom Pulver geschwärzt, durstig und mit trockenem Mund und vom Rückstoß der Musketenkolben schmerzender Schulter. Und die weißen Kragen und Ärmelaufschläge ihrer roten Uniformröcke waren rot vom Blut der Männer, die gefallen waren oder jetzt starben.
    »Aufschließen!«, riefen die Sergeants, und das Karree schrumpfte ein paar weitere Fuß, als sterbende Männer in die Mitte des Karrees zurückgezerrt wurden und die Lebenden die Reihen schlossen. Männer, die am Beginn des Tages fünf oder sechs Glieder auseinander gewesen waren, waren jetzt Nachbarn.
    »Es war nicht meine Schuld!«, beteuerte Orrock.
    Swinton hatte nichts dazu zu sagen. Es gab nichts zu sagen und nichts anderes zu tun, als zu sterben, und so hob er die Muskete eines Gefallenen auf, hängte sich die Patronenschachtel der Leiche um und drängte sich in die westliche Reihe. Der Mann zu seiner Rechten war betrunken, doch Swinton machte sich nichts daraus, denn der Mann kämpfte.
    »Sie sind gekommen, um mal was Anständiges zu tun, Major?«, begrüßte der Betrunkene Swinton mit einem Grinsen.
    »Ich bin gekommen, um etwas richtige Arbeit zu erledigen, Tam«, stimmte Swinton zu.
    Er biss das Ende von einer Patrone ab, lud die Muskete, spannte, legte an und feuerte in den Rauch. Er lud neu, feuerte abermals und betete, tapfer zu sterben.
 
    Fünfzig Yards entfernt beobachtete William Dodd die Rauchwolke vom schottischen Musketenfeuer. Sie wird kleiner, dachte er. Männer starben dort, und das Karree schrumpfte, doch es spuckte immer noch Feuer und Blei. Dann hörte er das Klirren von Ketten. Er wandte sich um und sah, dass die beiden Vierpfünder-Geschütze zu ihm gezogen wurden. Er würde jedes der Geschütze einmal Kartätschen feuern lassen, dann würde er seinen Männern befehlen, die Bajonette aufzupflanzen, und danach würde er sie über den Wall der Leichen mitten in den Rauch führen.
 
    Und dann kam das Trompetensignal.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011

KAPITEL 11
 
    Colonel McCandless war nahe bei seinem Freund Colonel Wallace geblieben. Wallace war der Kommandeur der Brigade, die die rechte Seite von Wellesleys Linie bildete.
    Wallace hatte die Vorhut und sein eigenes Regiment, das 74., irgendwo im Norden verschwinden sehen, doch er war zu beschäftigt gewesen, seine beiden Sepoy-Bataillone in die Angriffslinie zu Orrock oder Swinton zu bringen, um sich zu ärgern. Er beauftragte einen Adjutanten damit, Orrocks Männer zu beobachten, rechnete damit, dass sie jeden Augenblick zu ihm einschwenken würden.
    Dann vergaß er die fehlgeleitete Vorhut, als seine Männer aus der Senke in das Feuer der Marathen-Geschützlinie stiegen. Kartätschen zerfetzten Wallaces Reihen, es peitschte wie Hagel aus den Musketen seiner Männer, und es peitschte Laub von den verstreuten Bäumen, zwischen denen die Madras-Bataillone marschierten, aber genau wie das 78. Regiment machten die Sepoys nicht kehrt. Sie marschierten stur wie Männer, die sich gegen einen Sturm stemmten, und nach sechzig Schritten ließ Wallace sie halten, um sie eine Salve zu den Kanonieren schicken zu lassen.
    McCandless konnte hören, wie die Musketenkugeln von den bemalten Rohren der Geschütze abprallten. Sevajee war bei ihm und starrte ehrfürchtig, als die Sepoys neu luden und weitermarschierten, mit

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