Sharpes Sieg
nach Norden marschiert war und sich im Dickicht der Marathen-Verteidigungslinien um Assaye herum verheddert hatte.
»Zeit, nach Norden zu schwenken, finde ich«, sagte Wallace, und er rief seinen beiden Sepoy-Bataillonen den Befehl zu. Er hatte keine Machtbefugnis über die verbliebenen beiden Sepoy-Bataillone, doch er war bereit, sie auf das entfernte Dorf zumarschieren zu lassen, in der Hoffnung, sein eigenes Regiment zu retten.
McCandless beobachtete, wie Wallace die beiden Bataillone vorbereitete. Dieser Teil des Schlachtfelds, vor Minuten ohrenbetäubend erfüllt vom Krachen der Kartätschen und dem Hämmern von Salven, war jetzt unheimlich ruhig. Wellesleys Angriff war erstaunlich erfolgreich gewesen, und der Feind gruppierte sich um, während die Angreifer, siegreich auf dem Nordufer des Kaitna, Atem holten und nach dem nächsten Ziel Ausschau hielten.
McCandless dachte, dass Sevajees Hand voll Reiter eine Eskorte war, die ihn sicher zum Dorf eskortieren konnte, doch ein weiterer Trupp von Marathen-Kavallerie galoppierte aus einer Bodensenke herauf. Wellesley und seine Adjutanten waren nordwärts geritten und hatten anscheinend die feindlichen Reiter überlebt, doch das Passieren des Generals hatte weitere Reiter auf das Gebiet aufmerksam gemacht, und McCandless hatte nicht vor, Spießruten zu laufen, und so gab er die Idee eines Gewaltrittes nach Norden auf.
Gerade in diesem Augenblick bemerkte er Sergeant Hakeswill, der bei einem toten Feind kauerte, mit den Zügeln eines reiterlosen Pferdes in einer Hand. Eine Gruppe Rotröcke war bei ihm, alle von seinem eigenen 33. Regiment. Und als McCandless den Sergeant sah, schaute Hakeswill auf und bedachte den Schotten mit einem so feindseligen Blick, dass McCandless sich fast entsetzt abgewandt hätte.
Stattdessen trieb er jedoch sein Pferd an und ritt die paar Yards zu Hakeswill hin.
»Was machen Sie hier, Sergeant?«, fragte er scharf.
»Meine Pflicht, Sir, wie sie mir obliegt«, sagte Hakeswill. Wie immer, wenn er von einem Offizier angesprochen wurde, hatte er sich aufgerichtet und stand still.
»Und was sind Ihre Pflichten?«, fragte McCandless.
» Puckalees , Sir. Ich habe die Aufsicht über die puckalees , stelle sicher, dass die kleinen Irren ihre Pflicht tun, Sir, nichts sonst. Was sie tun, weil ich mich wie ein Vater um sie kümmere.« Er entspannte sich gerade genug, um schnell in Richtung des 78. Regiments zu blicken, wo eine Gruppe von puckalees ihre Wasserschläuche verteilte, die sie im Fluss gefüllt hatte.
»Haben Sie schon an Colonel Gore geschrieben?«, fragte McCandless.
»Habe ich schon an Colonel Gore geschrieben, Sir?«, wiederholte Hakeswill die Frage, und in seinem Gesicht zuckte es schrecklich. Er hatte vergessen gehabt, dass er den Haftbefehl neu ausstellen lassen sollte, denn er hatte sich darauf verlassen, dass McCandless tot sein würde, damit Sharpes Festnahme nichts mehr im Weg stand. Nicht, dass dies der Ort war, um McCandless zu ermorden, denn hier waren Tausende Zeugen in Sicht. »Ich habe alles Menschenmögliche getan, Sir, wie es ein Soldat tun sollte«, antwortete Hakeswill ausweichend.
»Ich werde selbst an Colonel Gore schreiben«, sagte McCandless, »denn ich habe über diesen Haftbefehl nachgedacht. Haben Sie ihn bei sich?«
»Jawohl, Sir.«
»Dann lassen Sie ihn mich noch einmal sehen«, verlangte der Colonel.
Unwillig zog Hakeswill das schmuddelige Papier aus seiner Tasche und hielt es dem Colonel hin.
McCandless entfaltete den Haftbefehl, überflog ihn und erkannte plötzlich die Verlogenheit der Worte. »Hier steht, dass Captain Morris in der Nacht vom 5. August angegriffen worden ist.«
»So war es, Sir. Übel angegriffen, Sir.«
»Dann kann es nicht Sharpe gewesen sein, der den Angriff begangen hat, Sergeant, denn in der Nacht zum 5. war er mit mir zusammen. Das war der Tag, an dem ich Sergeant Sharpe von Seringapatams Waffenkammer abgeholt habe.« McCandless’ Gesicht verzog sich angewidert, als er auf den Sergeant hinabblickte. »Sie sagen, Sie waren Zeuge des Angriffs?«
Hakeswill wusste, dass er verloren hatte. »Es war eine dunkle Nacht, Sir«, sagte er hölzern.
»Sie lügen, Sergeant.« McCandless’ Stimme klang eisig, »und mein Brief an Colonel Gore wird Ihre Lüge beweisen. Sie haben hier nichts zu suchen, und darüber werde ich Major General Wellesley informieren. Wenn es nach mir ginge, würde Ihre Bestrafung hier stattfinden, aber es liegt am General, das zu entscheiden. Sie werden
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