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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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leicht zu schockieren war, und er entsann sich, dass er zu dem Geschütz gestoßen worden war, damit sich der Sergeant allein dem Feind entgegenstellen konnte. Wellesley hatte diese Entscheidung gebilligt, nicht nur, weil es ihm den Kampf ersparte, sondern auch, weil er erkannte, dass Sharpe durch die Anwesenheit seines Generals gehemmt war.
    Dann hatte er Sharpe beim Töten beobachtet, und er war erstaunt von der Wildheit, dem Enthusiasmus und dem Geschick des Sergeants gewesen. Wellesley hatte gewusst, dass Sharpe ihm das Leben gerettet hatte, und er wusste, dass er ihm danken musste, doch aus irgendeinem Grund konnte er keine Worte finden, und so starrte er nur auf den verlegenen Sergeant, dessen Gesicht mit Blut bespritzt war und dessen langes Haar sich gelockert hatte, sodass er wie ein Teufel aus der Hölle aussah.
    Wellesley versuchte, die Worte zu finden, die seine Dankbarkeit ausdrücken würden, doch er glaubte, einen Kloß in der Kehle zu haben, und brachte die Worte nicht heraus. Dann kam ein Soldat zu dem Geschütz getrabt, der die Zügel einer rotbraunen Stute hielt. Die Stute hatte unverletzt überlebt, und der Soldat hielt Wellesley die Zügel hin.
    Der General ging wie in Trance vom Geschütz fort, stieg über die Leichen der Männer hinweg, die von Sharpe niedergekämpft worden waren. Dann bückte sich Wellesley plötzlich und hob einen Edelstein auf.
    »Der gehört Ihnen, Sergeant«, sagte er und hielt ihm den Rubin hin. »Ich sah ihn fallen.«
    »Danke, Sir. Danke.« Sharpe nahm den Rubin.
    Der General blickte stirnrunzelnd auf den Rubin. Es schien falsch zu sein, dass ein Sergeant einen Edelstein dieser Größe besaß, doch als Sharpe den Stein in der Hand hielt, sagte sich der General, dass es ein blutbefleckter normaler Stein sein musste. War es bestimmt kein Rubin?
    »Alles in Ordnung, Sir?«, fragte Major Blackiston besorgt.
    »Ja, ja, danke, Blackiston.« Der General schien seine Betäubung abzuschütteln und ging zu Campbell, der von seinem Pferd gestiegen war und neben Diomed kniete. Das Pferd zitterte und wieherte leise.
    »Kann er gerettet werden?«, fragte Wellesley.
    »Das weiß ich nicht, Sir«, sagte Blackiston. »Der Spieß steckt tief in seiner Lunge. Armes Tier.«
    »Ziehen Sie ihn heraus, Campbell. Behutsam. Vielleicht überlebt er es.« Wellesley schaute sich um und sah, dass die 7. Eingeborenen-Kavallerie die Kanoniere und die verbliebenen Marathen-Reiter vertrieben hatte, während Harness’ 78. Regiment in das Kartätschenfeuer und den Beschuss mit Kanonenkugeln marschierte, um den südlichen Teil der Marathen-Artillerie einzunehmen.
    Harness’ Adjutant galoppierte jetzt zwischen den Leichen um die Geschütze herum zu Wellesley.
    »Wir haben Nägel und Holzhämmer, wenn Sie die Geschütze vernageln wollen, Sir«, sagte er.
    »Nein, nein, ich glaube, die Kanoniere haben ihre Lektion gelernt, und wir könnten einige der Kanonen in unseren eigenen Dienst nehmen«, sagte Wellesley. Dann bemerkte er, dass er immer noch seinen Säbel hielt. Er stieß ihn in die Scheide. »Ein Jammer, die guten Geschütze zu vernageln«, fügte er hinzu. Es konnte Stunden harter Arbeit bedeuten, einen eingetriebenen Nagel aus einem Zündloch zu entfernen, und solange die feindlichen Kanoniere besiegt waren, stellten die Geschütze keine Gefahr mehr dar.
    Der General wandte sich einem der indischen Soldaten zu, der sich zu Campbell neben Diomed gesellt hatte. »Können Sie ihn retten?«, fragte er besorgt.
    Der Inder zog sehr vorsichtig an dem Spieß, doch er rührte sich nicht von der Stelle. »Härter, Mann, härter!«, drängte Campbell und legte die Hände um den blutigen Schaft des Spießes.
    Die beiden Männer zogen an dem Spieß, und das verletzte Pferd wieherte schmerzerfüllt.
    »Vorsichtig!«, blaffte Wellesley.
    »Wollen Sie den Spieß heraushaben oder nicht, Sir?«, fragte Campbell.
    »Versuchen Sie es, und retten Sie ihn«, sagte der General, und Campbell zuckte mit den Schultern, packte von Neuem den Schaft, stellte seinen Stiefel auf die schweißnasse Brust des Pferdes, packte den Schaft fester und zog schnell und hart daran. Das Pferd wieherte wieder schrill, als die Klinge aus seiner Haut glitt und ein neuer Schwall von Blut auf sein graues Fell sprudelte.
    »Jetzt können wir nichts mehr tun, Sir«, sagte Campbell.
    »Kümmern Sie sich um ihn«, befahl Wellesley dem indischen Soldaten. Dann runzelte er die Stirn, als er sah, dass sein letztes Pferd, die rotbraune Stute, immer noch

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