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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ihren Militärsattel trug und dass keiner daran gedacht hatte, ihr den Sattel von Diomed aufzulegen. Das war die Aufgabe der Ordonnanz, und Wellesley hielt nach Sharpe Ausschau. Dann fiel ihm ein, dass er sich bei dem Sergeant noch bedanken musste, doch abermals fand er keine Worte, und so bat er Campbell, die Sättel zu wechseln. Als das erledigt war, stieg er auf den Rücken der Stute.
    Captain Barclay, der seinen Ritt über das Schlachtfeld überlebt hatte, zügelte sein Pferd neben dem General. »Wallaces Brigade ist bereit anzugreifen, Sir.«
    »Wir müssen Harness’ Männer zur Linie formieren«, sagte Wellesley. »Irgendwelche Neuigkeiten von Maxwell?«
    »Noch nicht, Sir«, sagte Barclay. Colonel Maxwell hatte die Kavallerie bei ihrer Verfolgungsjagd durch den Fluss Juah geführt.
    »Major!«, rief Wellesley zum Kommandeur der 7. Eingeborenen-Kavallerie. »Lassen Sie Ihre Männer die Kanoniere hier jagen und zur Strecke bringen. Dann sichern Sie die Geschütze, sodass sie von uns übernommen werden können. Gentlemen?« Er wandte sich an seine Adjutanten. »Reiten wir weiter.«
    Sharpe beobachtete, wie der General in den lichter werdenden Rauchschleiern des Kanonenfeuers davonritt. Dann blickte er auf den Rubin in seiner Hand. Er war rot und glänzte wie das Blut, das von seiner Säbelspitze tropfte. Er fragte sich, ob der Rubin wie der Helm Tippus in die Quelle von Zum-Zum getaucht worden war. Hatte er ihm deshalb das Leben gerettet? Er hatte Tippu kein Glück gebracht, aber Sharpe hatte überlebt, obwohl er tot sein sollte, und so war es auch Major General Sir Arthur Wellesley ergangen.
    Der General hatte Sharpe bei dem Geschütz allein gelassen, mit den toten und sterbenden Männern und dem Soldaten, der versuchte, das Blut aus der Wunde mit einem Tuch zu stillen. Sharpe lachte plötzlich auf und erschreckte den Soldaten.
    »Er hat sich nicht einmal bei mir bedankt«, sagte Sharpe laut.
    »Was, Sahib?«, fragte der Soldat.
    »Nennen Sie mich nicht Sahib«, sagte Sharpe. »Ich bin nur ein verdammter Soldat wie Sie. Gut für verdammt nichts, außer in den Schlachten anderer Leute zu kämpfen. Und zehn zu eins, dass die Scheißkerle einem nicht danken.« Er war so durstig, dass er eine der Feldflaschen des Generals öffnete und gierig daraus trank. »Wird dieses Pferd überleben?«
    Der Inder schien nicht alles zu verstehen, was Sharpe sagte, doch die Frage musste einen Sinn für ihn ergeben haben, denn es wies auf Diomeds Maul. Die Lippen des Hengstes waren zurückgezogen und entblößten gelbe Zähne, zwischen denen rosafarbenes Blut hervorsickerte. Der Inder schüttelte traurig den Kopf.
    »Ich habe dieses Pferd zur Ader gelassen«, sagte Sharpe, »und der General sagte, dass er mir sehr zu Dank verpflichtet sei. Das waren genau seine Worte. Er schenkte mir sogar eine verdammte Münze. Aber ich habe sein Leben gerettet, und er hat sich nicht einmal bedankt. Ich hätte ihn zur Ader lassen sollen, nicht sein verdammtes Pferd.« Er trank noch mehr Wasser und wünschte, es wäre Arrak oder Rum. »Wissen Sie, was das Lustige ist?«, fragte er den Inder. »Ich habe es nicht mal getan, weil er der General ist. Ich habe es getan, weil ich ihn mag. Für Sie hätte ich’s nicht getan. Ich hätte es für Tom Garrard getan, aber er war ein Freund, verstehen Sie? Und ich hätte es für Colonel McCandless getan, denn er ist ein richtiger Gentleman, aber ich hätte es für viele andere nicht getan.«
    Sharpe klang betrunken, selbst für seine eigenen Ohren, doch in Wirklichkeit war er stocknüchtern auf einem Schlachtfeld, das plötzlich totenstill unter der westlichen Sonne lag. Es war fast Abend, doch es gab noch genügend Tageslicht, um die Schlacht zu beenden, obwohl es fraglich war, ob Sharpe noch etwas mit dem Finale zu tun haben würde. Er hatte seinen Job als Ordonnanz des Generals genauso verloren wie sein Pferd und seine Muskete und war mit nichts zurückgeblieben außer seinem verbogenen Säbel.
    »Es stimmt nicht wirklich, was ich gesagt habe«, bekannte er dem verständnislosen Inder. »Dass ich ihn mag. Ich wünsche mir, dass er mich mag, und das ist was anderes, nicht wahr? Ich hatte gedacht, der elende Scheißkerl könnte mich zu einem Offizier machen. Begraben wir diese Hoffnung. Keine Schärpe für mich, Junge, ich bin wieder ein verdammter Infanterist.« Er benutzte den Säbel, um einen Streifen vom Gewand eines toten Arabers zu schneiden. Dann faltete er den Streifen zu einem Bausch, den er unter

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