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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Augen sehen.
    »Sie werden die Stadt so schnell einnehmen?«, fragte sie und zeigte eine Spur von Besorgnis.
    »Es gibt nichts, was sie aufhalten könnte, Ma’am, nicht genug Männer, nicht genügend Geschütze.«
    »Und wie werden wir entkommen?«
    »Indem Sie mir vertrauen, Ma’am«, sagte Dodd und grinste Simone anzüglich an. »Sie müssen nur Ihre Sachen packen, so viel wie auf den Packpferden, die Ihr Mann vielleicht besitzt, transportiert werden kann, und zum Aufbruch bereit sein, meine Liebe. Ich werde Ihnen vor dem Angriff eine Warnung schicken, und wenn Sie zum Nordtor gehen, werden sie Ihren Mann finden. Es würde natürlich helfen, Ma’am, wenn ich wüsste, wo Sie einquartiert sind.«
    »Das weiß mein Mann, Monsieur«, erwiderte Simone kühl. »Wenn also die rosbifs eintreffen, brauche ich drei Tage nichts anderes zu tun, als zu packen?«
    Dodd entging nicht, dass sie die verächtliche Bezeichnung der Franzosen für die Engländer benutzt hatte, entschloss sich aber, darüber hinwegzugehen. »Genau, Ma’am.«
    »Danke, Major«, sagte Simone und machte eine Geste, sodass zwei Bedienstete, die Dodd in der Menschentraube nicht bemerkt hatte, zu ihr kamen, um sie zurück nach Hause zu begleiten.
    »Kaltes Weibsstück«, murmelte Dodd vor sich hin, als sie fort war. »Aber sie wird auftauen, darauf wette ich.«
    Die Dunkelheit brach schnell herein. Fackeln flackerten auf den Wehrgängen der Stadt und erhellten die geisterhaften Gewänder der arabischen Söldner, die auf den Bastionen patrouillierten. Kleine Opfergaben von Nahrungsmitteln und Blumen wurden vor die Statuen der Göttinnen und Götter in den vom Kerzenschein erhellten Tempeln gelegt. Die Stadtbewohner beteten darum, verschont zu werden, während im Süden ein schwaches Glühen am Himmel verriet, dass eine rot berockte Armee gekommen war, um Ahmadnagar Tod und Verderben zu bringen.
 
    Lieutenant Colonel Albert Gore hatte nach Sir Arthur Wellesley das Kommando über das 33. Bataillon des Königs übernommen, und es war kein glückliches Bataillon gewesen, als Gore eintraf. Das war nicht Sir Arthurs Schuld, denn er hatte längst das Bataillon verlassen gehabt, um höhere Aufgaben zu übernehmen, doch in seiner Abwesenheit war das 33. von Major John Shee befehligt worden, der ein unfähiger Trunkenbold gewesen war. Shee war gestorben, Gore hatte das Kommando erhalten, und jetzt besserte er langsam den Schaden aus.
    Diese Besserung hätte viel schneller gehen können, wenn Gore in der Lage gewesen wäre, einige der Offiziere des Bataillons loszuwerden. Einer dieser Offiziere war der faule und unehrenhafte Captain Morris von der Leichten Kompanie, doch Gore war in dieser Sache hilflos. Morris hatte sein Offizierspatent gekauft, aber er hatte sich keine Vergehen gegen die Vorschriften des Königs zuschulden kommen lassen, und deshalb musste er bleiben. Und mit ihm blieb der böswillige, geistig gestörte, feige Sergeant Obadiah Hakeswill, in dessen Gesicht es ständig zuckte.
    »Sharpe war immer schon ein übler Kerl, Sir. Eine Schande für die Armee, Sir«, sagte Hakeswill zum Colonel. »Er hätte niemals zum Sergeant gemacht werden dürfen, Sir, denn er hat nicht das Zeug, aus dem Sergeants gemacht sind, Sir. Er ist nichts als ein Stück Dreck, der nicht mal Corporal sein sollte, geschweige denn Sergeant. So steht es in der Bibel, Sir.«
    Der Sergeant stand kerzengerade still, den rechten Fuß hinter dem linken, die Hände an den Seiten. Seine Stimme dröhnte in dem kleinen Raum und übertönte das Prasseln des Regens.
    Gore fragte sich, ob der Regen der verspätete Anfang des Monsuns war. Er hoffte es, denn wenn der Monsun ausblieb, würde es im folgenden Jahr viel Hunger in Indien geben.
    Gore beobachtete eine Spinne, die über den Tisch kroch. Das Haus gehörte einem Lederhändler, der es dem 33. Bataillon vermietet hatte, solange es in Arrakerry stationiert war, und hier wimmelte es von Insekten, die krochen, flogen, schlichen und stachen, und Gore, ein anspruchsvoller und eleganter Mann, hätte lieber seine Zelte benutzt.
    »Erzählen Sie mir, was geschehen ist«, sagte Gore zu Morris. »Noch einmal in aller Ruhe, wenn Sie so freundlich wären.«
    Morris, der in nachlässiger Haltung auf einem Stuhl vor Gores Tisch saß und einen dicken Verband um seinen Kopf trug, schien von der Aufforderung überrascht zu sein, doch er richtete sich auf und zuckte leicht mit den Schultern.
    »Ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern, Sir. Es war vor zwei

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