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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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als Hakeswill den bewusstlosen Morris zu seinem Quartier geschleppt hatte, denn es kam öfter vor, dass betrunkene Offiziere von Sergeants oder Privates zum Schlafen gebracht wurden. Das Wichtigste war, dass Morris nicht gesehen hatte, von wem er niedergeschlagen worden war. Deshalb glaubte er Hakeswills Version der Ereignisse, denn er verließ sich ohnehin bei allem auf Hakeswill.
    »Ich mache mir selbst Vorwürfe, Sir«, fuhr Hakeswill fort, »weil ich Sharpie nicht gejagt habe, aber ich hielt es für meine Pflicht, mich um den Captain zu kümmern, Sir, weil er vom Inhalt des Nachttopfes besudelt war, und ich dachte, als der Captain stank wie ...«
    »Das reicht, Sergeant!«, sagte Gore.
    »Es war nicht christlich, was Sharpe da getan hat, Sir«, murmelte Hakeswill angewidert. »Man schlägt keinen Captain mit einem Nachttopf nieder. Das steht schon in der Bibel.«
    Gore rieb sich übers Gesicht. Der Regen hatte die feuchte Hitze gemildert, aber nicht viel, und er empfand die Atmosphäre schrecklich bedrückend. Vielleicht war das Jucken nur eine Reaktion auf die Schwüle. Er rieb sich über den Bauch, aber es half nichts.
    »Weshalb sollte Sharpe Sie ohne Vorwarnung angreifen, Captain?«, fragte er.
    Morris zuckte mit den Schultern. »Er ist ein übler Kerl, Sir.«
    »Sharpie hat den Captain nie gemocht, Sir«, sagte Hakeswill, »und ich glaube, er hat befürchtet, der Captain befielt ihn wieder zurück zum Bataillon, wo er Soldat sein müsste, anstatt auf der Butterseite zu leben. Das will er nicht, er lebt lieber in Saus und Braus, und dazu hat er kein Recht, Sir. Sharpe hat noch nie gewusst, wohin er gehört. Hat sich immer überschätzt, das Großmaul, und er hat Geld in den Taschen, geklautes und ergaunertes.«
    Gore ignorierte die letzte Beschuldigung.
    »Wie schlimm sind Sie verletzt?«, fragte er Morris.
    »Nur Schrammen und Platzwunden, Sir.« Morris richtete sich auf dem Stuhl auf. »Aber es war immer noch ein tätlicher Angriff auf einen Offizier, der vom Kriegsgericht bestraft wird, Sir.«
    »Ein Kapitalverbrechen, Sir«, bekräftigte Hakeswill. »Dafür gehört er an die Wand gestellt, und Gott gnade seiner schwarzen Seele, aber ich bezweifle, dass Gott dafür Zeit hat, denn er hat Besseres zu tun, als sich um elenden Abschaum wie Sharpie zu kümmern.«
    Gore seufzte. Er argwöhnte, dass viel mehr an der Geschichte war, die er gehört hatte, doch trotz der wahren Fakten hatte Captain Morris immer noch recht. Alles, was zählte, war der Umstand, dass Sharpe beschuldigt wurde, einen Offizier niedergeschlagen zu haben, und keine Ausrede der Welt würde solch eine Straftat entschuldigen können. Was bedeutete, dass Sergeant Sharpe verurteilt und vermutlich erschossen werden würde. Und Gore würde das bedauern, denn er hatte einiges sehr Gutes über den jungen Sergeant Sharpe gehört.
    »Ich hatte große Hoffnungen in Sergeant Sharpe«, sagte der Colonel betrübt.
    »Er ist endgültig durchgedreht, Sir«, behauptete Hakeswill. »Nur weil er die Mine in Seringapatam in die Luft gejagt hat, glaubt er, er hätte Flügel und könne fliegen. Seine Federn müssen unbedingt beschnitten werden, Sir, so steht es schon in der Bibel.«
    Gore blickte geringschätzig zu dem Sergeant, in dessen Gesicht es heftig zuckte.
    »Und was haben Sie bei dem Angriff in der Stadt getan, Sergeant?«, fragte er.
    »Meine Pflicht, Sir, meine Pflicht«, antwortete Hakeswill, »was alles ist, was ich stets von jedem anderen Mann erwarte, Sir.«
    Gore schüttelte unwillkürlich den Kopf. Es gab wirklich keinen Weg aus dem Dilemma. Wenn Sharpe einen Offizier geschlagen hatte, dann musste er bestraft werden.
    »Ich nehme an, er muss hierher geholt werden«, sagte er.
    »Selbstverständlich«, stimmte Morris zu.
    Gore runzelte ärgerlich die Stirn. Dies alles war ein verdammtes Ärgernis. Gore hatte inbrünstig gehofft, dass das 33. Bataillon Wellesleys Armee zugeteilt werden würde, die im Begriff war, ins Marathen-Gebiet vorzustoßen. Stattdessen hatte das Bataillon den Befehl erhalten, zurückzubleiben und Maisur vor den Banditen zu schützen, die immer noch in den Straßen und Hügeln ihr Unwesen trieben. Gore würde einen Trupp abkommandieren müssen, um Sergeant Sharpe festzunehmen.
    »Captain Lawford könnte ihn festnehmen«, überlegte er laut.
    »Das ist kaum ein Job für einen Offizier, Sir«, sagte Morris. »Ein Sergeant könnte das ebenso gut tun.«
    Gore dachte darüber nach. Wenn er einen Sergeant schickte, würde das gewiss

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