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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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weniger störend für das Bataillon sein, als einen Offizier zu entbehren, und ein Sergeant konnte die Aufgabe bestimmt so gut wie jeder andere erledigen.
    »Wie viele Männer würde er brauchen?«, fragte Gore.
    »Sechs Mann«, antwortete Hakeswill wie aus der Pistole geschossen. »Ich könnte die Aufgabe mit sechs Männern erledigen.«
    »Und Sergeant Hakeswill ist der beste Mann für diese Mission«, drängte Morris. Er bedauerte, die paar Tage, die es dauern würde, Sharpe zu holen, auf Hakeswill Dienste verzichten zu müssen, doch der Sergeant hatte angedeutet, dass bei dieser Sache Geld zu machen war. Morris war sich nicht sicher, wie viel Geld, doch er hatte Schulden, und Hakeswill war sehr überzeugend gewesen. »Bei Weitem der beste Mann«, fügte er hinzu.
    »Weil ich die durchtriebenen Tricks dieses verdammten Scheißers kenne, Sir, wenn sie mein Hindi verzeihen«, sagte Hakeswill.
    Gore nickte. Nichts war ihm lieber, als Hakeswill eine Weile loszuwerden, denn der Mann hatte einen schlechten Einfluss auf das Bataillon. Hakeswill war verhasst, so viel hatte Gore erfahren, doch er wurde auch gefürchtet, denn der Sergeant behauptete, dass er unsterblich sei. Er hatte einmal am Galgen gehangen und überlebt, und die Narbe des Henkersstricks war jetzt unter dem steifen Lederkragen verborgen. Die Männer glaubten, Hakeswill stehe unter dem Schutz eines teuflischen Engels. Der Colonel wusste, dass dies Blödsinn war, dennoch fühlte er sich in der Anwesenheit des Sergeants unbehaglich.
    »Ich werde von meinem Schreiber die Marschbefehle für Sie ausstellen lassen, Sergeant«, sagte der Colonel.
    »Danke, Sir«, erwiderte Hakeswill. »Sie werden es nicht bereuen, Sir. Obadiah Hakeswill hat noch niemals seine Pflicht versäumt, nicht wie jemand, den ich benennen könnte.«
    Gore ließ den Sergeant wegtreten.
    Hakeswill wartete auf der Veranda des Hauses auf Morris und beobachtete, wie der Regen vom Dach auf die Straße prasselte. Im Gesicht des Sergeants zuckte es, und in seinen Augen funkelte es so bösartig, dass der Posten an der Haustür unwillkürlich zurückwich. Aber in Wirklichkeit war Obadiah Hakeswill in diesem Augenblick ein glücklicher Mann. Gott hatte ihm Richard Sharpe in die Hände gespielt, und er würde Sharpe alles heimzahlen, was er ihm in den letzten paar Jahren angetan hatte, besonders den entsetzlichen Moment, in dem ihn Sharpe unter die Tiger Tippu Sultans gestoßen hatte.
    Hakeswill hatte geglaubt, die Bestien würden über ihn herfallen und ihn zerreißen, doch sein Glück hatte angehalten, und die Tiger hatten ihn ignoriert. Anscheinend hatten sie kurze Zeit zuvor gefressen, und so hatte ihn der Schutzengel wieder einmal retten können.
    Und jetzt würde Obadiah Hakeswill seine Rache bekommen. Er würde sechs Männer auswählen, denen er vertrauen konnte, und sie würden Sergeant Sharpe jagen und festnehmen, und danach, auf dem Rückweg nach Seringapatam, wo es keine Zeugen gab, würden sie Sharpes Geld finden und ihn erledigen. Erschossen bei einem Fluchtversuch, das würde die Erklärung sein, so würden sie ihn perfekt los sein.
    Hakeswill war glücklich, und Sharpe war zum Sterben verdammt.
 
    Colonel McCandless führte Sharpe nach Norden durch die Wildnis, wo die Grenzen von Haidarabad, Maisur und den Marathen-Staaten aneinander stießen.
    »Bis ich etwas anderes erfahre, nehme ich an, dass unser Verräter in Ahmadnagar steckt«, sagte McCandless zu Sharpe.
    »Was ist das, Sir? Eine Stadt?«
    »Eine Stadt und eine Festung neben der anderen«, sagte der Colonel. McCandless’ großer Wallach schien die Meilen zu fressen, während Sharpes kleinere Stute einen schwerfälligeren Ritt bot.
    Binnen einer Stunde, nachdem sie Seringapatam verlassen hatten, schmerzten Sharpes Muskeln, und nach zwei Stunden hatte er das Gefühl gehabt, dass seine Oberschenkel brannten. Am späten Nachmittag hatte das Leder der Steigbügel seine Hose aufgescheuert, und seine Waden hatten Schwielen.
    »Es ist eine von Sindhias Festungen im Grenzgebiet«, fuhr der Colonel fort, »doch ich bezweifle, dass er sie lange halten kann. Wellesley plant, sie einzunehmen und dann im Norden zuzuschlagen.«
    »Wir ziehen also in den Krieg, Sir?«
    »Selbstverständlich.« McCandless runzelte die Stirn. »Beunruhigt Sie das?«
    »Nein, Sir«, sagte Sharpe, und das entsprach der Wahrheit. Er hatte in Seringapatam ein gutes Leben, vielleicht das beste, das sich jeder Soldat irgendwo wünschen konnte, doch in den vier Jahren

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