Sharpes Sieg
Nächten, in Seringapatam, und ich wurde geschlagen, Sir.«
Gore wischte die Spinne beiseite und machte eine Notiz. »Geschlagen«, sagte er, als er das Wort mit seiner gestochenen Handschrift notierte. »Wo genau?«
»Auf den Kopf, Sir«, antwortete Morris.
Gore seufzte. »Das sehe ich, Captain. Ich meinte, wo in Seringapatam?«
»Bei der Waffenkammer, Sir.«
»Und es war Nacht?«
Morris nickte.
»Stockfinstere Nacht, Sir«, warf Hakeswill hilfreich ein. »So schwarz wie der Hintern eines Mohren, Sir.«
Der Colonel runzelte die Stirn bei der Geschmacklosigkeit des Sergeants. Gore widerstand dem Drang, eine Hand unter seinen Uniformrock zu schieben und sich am Bauch zu kratzen. Er befürchtete, dass er sich die Malabar-Krätze eingefangen hatte, eine üble Beschwerde, die ihn dazu verdammen würde, wochenlang eine Salbe aus Schweineschmalz auf seine Haut aufzutragen, und wenn das nicht half, würde er Bäder mit einer Lösung aus Salpetersäure nehmen müssen.
»Wenn es dunkel war«, sagte er geduldig, »dann haben Sie den Angreifer gewiss nicht sehen können?«
»Ich habe nichts sehen können«, erwiderte Morris wahrheitsgemäß.
»Aber ich habe ihn gesehen«, sagte Hakeswill, »und es war Sharpie. Habe ihn klar und deutlich wie bei Tageslicht gesehen, Sir.«
»Des Nachts?«, fragte Gore skeptisch.
»Er arbeitete spät, Sir, weil er nicht sein Tagewerk im Hellen gemacht hat, wie ein Christ es tun sollte«, sagte Hakeswill. »Und so öffnete er die Tür, Sir, und die Laterne war an, und er kam heraus und schlug den Captain, Sir.«
»Und Sie haben das gesehen?«
»So klar, wie ich Sie jetzt sehen kann, Sir«, sagte Hakeswill, und in seinem Gesicht zuckte es heftig.
Gore strich mit der Hand über die Knöpfe seiner Uniformjacke, weil es darunter juckte. »Wenn Sie es gesehen haben, Sergeant, warum haben Sie dann Sharpe nicht festgenommen? Da waren doch sicher Posten anwesend?«
»Es war wichtiger, dem Captain das Leben zu retten, Sir. Das dachte ich jedenfalls. Ihn hierher zu bringen, in Mister Micklewhites Obhut. Ich traue keinem anderen Chirurgen, Sir. Und ich musste Mister Morris säubern, Sir, das habe ich getan.«
»Säubern? Vom Blut, meinen Sie?«
Hakeswill schüttelte den Kopf. »Von den Substanzen, Sir.« Während er sprach, starrte er ausdruckslos über Colonel Gores Kopf hinweg.
»Substanzen?«
In Hakeswills Gesicht zuckte es. »Verzeihen Sie, Sir, da Sie ein Gentleman sind, werden Sie es nicht hören wollen, Sir. Ein voller Nachttopf, Sir, mit flüssigen und festen Substanzen.«
»O Gott«, sagte Gore, legte seine Schreibfeder hin und versuchte, das heftige Jucken an seinem Bauch zu ignorieren. »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie nichts in Seringapatam unternommen haben«, sagte der Colonel. »Sie hätten es sicherlich dem diensthabenden Major der Stadt sagen sollen, oder?«
»Das ist der springende Punkt, Sir«, sagte Hakeswill, »weil es keinen Major der Stadt gibt, Sir, keinen richtigen. Major Stokes erfüllt die Pflichten, Sir, und den Rest erledigt der Killadar des Radschas. Und ich mag nicht sehen, wie ein Rotrock von einem Nigger verhaftet wird, nicht einmal Sharpe. Das wäre nicht richtig. Und Major Stokes würde nicht helfen, Sir. Er mag Sharpe, verstehen Sie? Er lässt ihn bequem leben, aus dem Fett des Landes, Sir, wie es in der Bibel steht. Er hat eine Zimmerflucht und eine bibbi und auch einen Diener. Das ist nicht richtig, Sir. Zu luxuriös, Sir, während wir anderen schwitzen wie die Soldaten.«
Die Erklärung machte in gewisser Weise Sinn. Gore nahm jedenfalls an, dass sie für Sergeant Hakeswill überzeugend war. Doch da war immer noch etwas Merkwürdiges an der ganzen Geschichte.
»Was haben Sie in der Dunkelheit bei der Waffenkammer gesucht, Captain?«
»Ich habe mich vergewissern wollen, ob die volle Anzahl Wagen dort ist, Sir«, antwortete Morris. »Sergeant Hakeswill informierte mich, dass einer fehlt.«
»Und? Hat er gefehlt?«
»Nein, Sir«, sagte Morris.
»Ich muss mich verzählt haben, weil es so dunkel war, Sir«, sagte Hakeswill.
Der Sergeant hatte Morris tatsächlich nach Einbruch der Dunkelheit zu der Waffenkammer gerufen, und dort hatte er den Captain mit einem Holzknüppel niedergeschlagen und anschließend dem Bewusstlosen den Inhalt eines Nachttopfs, den Major Stokes außerhalb seines Büros zurückgelassen hatte, über den Kopf geschüttet. Die Posten hatten im Wachlokal Schutz vor dem Regen gesucht, und niemand hatte Fragen gestellt,
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