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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Tempelturms waren über der Brustwehr zu sehen, während über dem Tor viele Fahnen schlaff herabhingen.
    Niemand feuerte bis jetzt. Die Briten waren nun auf Kanonenschussweite, doch die Verteidiger ließen ihre Geschütze schweigen.
    Die meisten der britischen Soldaten verharrten eine halbe Meile vom Wall entfernt, während sich drei Angriffstrupps formierten. Zwei davon würden die Mauer mit Leitern ersteigen, eine links vom Tor, die andere rechts, und beide würden von schottischen Soldaten mit Sepoys als Unterstützung geführt werden. Das 78. Regiment des Königs, das Kilt-Regiment, würde die Mauer links ersteigen, während die Highlander vom 74. von rechts angreifen würden. Der dritte Angriff würde von der Mitte aus erfolgen und vom Colonel des 74., William Wallace, geführt werden, der ebenfalls Kommandeur einer der Infanteriebrigaden und offensichtlich ein alter Freund von McCandless war, denn als er seinen schottischen Landsmann sah, ritt er an den Reihen seines Regiments zurück, um ihn mit herzlicher Vertrautheit zu begrüßen.
    Wallace würde Männer des 74. bei einem Angriff gegen das Tor selbst führen, und sein Plan sah vor, mit einer Sechspfünder-Kanone dicht an die dicken Holztore zu fahren und den Eingang unter Beschuss zu nehmen und aufzusprengen.
    »Keiner unserer Kanoniere hat so was je getan«, erzählte Wallace McCandless, »und sie haben darauf bestanden, eine Kanonenkugel zu laden, doch ich schwöre, dass mir meine Mutter gesagt hat, man soll nie eine Kanonenkugel laden, um Tore zu öffnen. Eine doppelte Pulverladung, hat sie mich gelehrt, und nichts sonst.«
    »Ihre Mutter hat Ihnen das gesagt, Wallace?«, fragte McCandless.
    »Ihr Vater war Artillerist, wissen Sie, und er hat sie in seinem Sinn aufgezogen. Aber ich kann unsere Kanoniere nicht überzeugen, die Kanonenkugel wegzulassen. Das sind sture Burschen. Natürlich typisch englisch. Kann ihnen nichts beibringen.« Wallace bot McCandless seine Feldflasche an. »Es ist kalter Tee, McCandless, nichts, was Ihre Seele zur Hölle schicken wird.«
    McCandless nahm einen Schluck vom Tee. Dann stellte er Sharpe vor. »Er war der Mann, der die Mine Tippus in Seringapatam in die Luft gejagt hat«, erklärte er Wallace.
    »Von Ihnen habe ich schon gehört, Sharpe«, sagte Wallace. Das haben Sie verdammt gut gemacht, Sergeant!« Der Schotte neigte sich vor und reichte Sharpe die Hand. Wallace war in mittlerem Alter mit freundlichem Gesicht, ein Mann, der gern und oft lächelte. »Kann ich Sie zu etwas kaltem Tee verführen, Sharpe?«
    »Ich habe Wasser, Sir, danke«, erwiderte Sharpe und klopfte auf seine Feldflasche, die mit Rum gefüllt war, ein Geschenk von Daniel Fletcher, der Ordonnanz des Generals.
    »Sie werden mir verzeihen, dass ich zu tun habe«, sagte Wallace zu McCandless und nahm seine Feldflasche zurück. »Ich werde Sie in der Stadt sehen, McCandless. Einen schönen Tag Ihnen beiden.« Wallace trieb sein Pferd an und ritt zur Spitze seiner Kolonne.
    »Ein sehr guter Mann«, sagte McCandless herzlich. »Wirklich ein sehr guter Mann.«
    Sevajee und sein Dutzend Männer ritten in kurzem Galopp zu McCandless. Sie alle trugen rote Uniformröcke, denn sie wollten mit McCandless in die Stadt reiten, und keiner wollte für den Feind gehalten werden. Irgendwie wirkten sie mit den nicht zugeknöpften Röcken jedoch räuberischer denn je. Sie alle waren mit tulwars – gekrümmten Säbeln – bewaffnet, die sie im Morgengrauen rasiermesserscharf geschliffen hatten. Sevajee nahm an, dass keine Zeit bleiben würde, mit Musketen zu zielen, wenn sie erst in Ahmadnagar waren. Hineinreiten, diejenigen angreifen, die immer noch kämpfen wollten, und hart mit dem Säbel zuschlagen.
    Die beiden Sturmtruppen setzten sich in Bewegung. Jeder hatte ein Paar Leitern und wurde von denjenigen Männern geführt, die sich freiwillig gemeldet hatten, um als Erste auf den Sprossen zu sein. Die Sonne stand jetzt ganz über dem Horizont, und Sharpe konnte die Mauer deutlicher sehen. Er schätzte, dass sie zwanzig Fuß hoch war, und das Schimmern von Waffen in jeder Schießscharte zeigte, dass sie entschlossen verteidigt werden würde.
    »Haben Sie jemals eine Eskalade gesehen, Sharpe?«, fragte McCandless.
    »Nein, Sir.«
    »Riskante Sache. Leitern sind zerbrechlich. Eklig, als Erster hochzuklettern.«
    »Sehr eklig, Sir.«
    »Und wenn die Eskalade scheitert, gibt das dem Feind Zuversicht.«
    »Und warum macht man dann eine, Sir?«
    »Wenn sie Erfolg hat,

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