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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wären sie sonst hier?«
    Die Nachricht, dass der cowle abgelehnt worden war, breitete sich längs der Mauern aus. Niemand hatte etwas anderes erwartet, doch der widerwillige Trotz des Killadars ermunterte die Verteidiger, deren Reihen sich verstärkten, als Leute aus der Stadt zum Wehrgang hinaufkletterten, um den nahenden Feind zu sehen.
    Dodds Miene verfinsterte sich, als er sah, dass sich Frauen und Kinder hinter den Brustwehren drängten, um den Feind zu sehen.
    »Sie sollen verschwinden«, befahl er seinem Dolmetscher. »Ich will nur die diensthabenden Kompanien hier oben haben.« Er beobachtete, wie seine Befehle befolgt wurden. »Jetzt wird drei Tage lang nichts geschehen«, versicherte er seinen Offizieren. »Sie werden Plänkler schicken, um uns zu stören, aber Plänkler können nichts gegen uns ausrichten, wenn wir nicht unseren Kopf über die Brustwehr heben. Sagen sie also den Männern, dass sie den Kopf einziehen sollen. Und niemand feuert auf die Plänkler, ist das verstanden? Es hat keinen Sinn, Munition auf Plänkler zu verschwenden. Wir werden das Feuer nach drei Tagen eröffnen.«
    »In drei Tagen, Sahib?«, fragte ein junger indischer Offizier.
    »Die Bastarde werden einen Tag brauchen, um Batterien einzurichten, und zwei Tage, um eine Bresche zu schlagen«, sagte Dodd zuversichtlich voraus. »Und am vierten Tag wer den die Scheißer kommen, es gibt also nichts, weswegen wir uns jetzt aufregen müssten.« Der Major entschied sich, ein Beispiel an Gleichgültigkeit gegenüber dem Feind zu geben. »Ich gehe frühstücken«, kündigte er seinen Offizieren an. »Ich werde zurück sein, wenn die Bastarde anfangen, ihre Batterien einzugraben, um die Bresche zu schlagen.«
    Der große Major rannte die Treppe hinunter und verschwand in den Gassen der Stadt. Der Dolmetscher blickte zu der nahenden Kolonne und spähte dann durch das Fernrohr. Er hielt nach Geschützen Ausschau, doch zuerst konnte er nur eine Masse von Männern mit roten Röcken und den sonderbaren Reitern zwischen ihren Reihen sehen, und dann sah er etwas Merkwürdiges, das er nicht verstand.
    Einige der Männer in den ersten Reihen trugen Leitern. Er runzelte die Stirn, und dann sah er etwas Vertrauteres jenseits der roten Reihen und neigte das Fernohr so, dass er die Kanonen des Feindes sehen konnte. Es waren nur fünf Geschütze, eins von Männern gezogen und vier von Elefanten, und hinter der Artillerie marschierten mehr Rotröcke. Diese trugen gemusterte Röcke und hohe schwarze Mützen. Der Dolmetscher war froh, dass er hinter der Mauer war, denn irgendwie sahen die Männer in Röcken Furcht erregend aus.
    Er blickte wieder zu den Leitern und konnte nicht wirklich begreifen, was er sah. Es waren nur vier Leitern, so schlichte, dass sie wohl nicht gegen die Mauern gelehnt werden konnten. Vielleicht, dachte er, planten die Briten, einen Beobachtungsturm zu errichten, sodass sie über die Verteidigungsanlage hinwegblicken konnten. Diese Erklärung machte Sinn, und so wurde ihm nicht klar, dass es gar keine Belagerung geben würde, sondern eine Eskalade. Der Feind plante nicht, ein Loch in die Mauer zu schlagen, sondern, sie einfach zu über steigen. Es würde kein Warten geben, kein Graben, keine Sappen, keine Batterien und keine Bresche.
    Es würde nur einen Angriff geben, Schreie und einen Kugelhagel – und dann den Tod in der Morgensonne.
 
    »Das Entscheidende ist, Sharpe, sich nicht töten zu lassen«, sagte McCandless.
    »Das hatte ich auch nicht vor, Sir.«
    »Keine Heldentaten, Sharpe. Es ist nicht unser Job. Wir folgen einfach den Helden in die Stadt, suchen nach Mister Dodd und kehren dann heim.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Bleiben Sie also nahe bei mir, und ich bleibe nahe bei Colonel Wallaces Trupp. Wenn Sie mich also verlieren, suchen Sie nach ihm. Das dort drüben ist Wallace, sehen Sie ihn?« McCandless wies auf einen großen, barhäuptigen Offizier, der an der Spitze des 74. Regiments ritt.
    »Ich sehe ihn, Sir.« Sharpe saß auf McCandless’ Ersatzpferd, und das erlaubte ihm, über die Köpfe der Männer des 74. zu blicken, das vor ihm marschierte. Jenseits der Highlander schimmerte die Stadtmauer dunkelrot in der frühen Sonne, und auf seiner Krone konnte er zwischen den Zacken der Mauer gelegentlich eine Muskete schimmern sehen. Große, runde Bastionen standen alle hundert Yards. Sie hatten schwarze Schießscharten. Sharpe vermutete, dass dahinter die Kanonen der Verteidiger verborgen waren. Die grellbunten Statuen eines

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