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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ein Angriff gewesen, und der Feind hatte an diesem Tag nicht gekämpft, sondern war geflüchtet. Und in Seringapatam war Sharpe das Grauen, durch die Bresche zu gehen, erspart geblieben.
    Er sagte sich, dass er eines Tages in einer Schlacht kämpfen und die Salven ertragen würde, und er fragte sich, ob er sich behaupten oder in Panik ausbrechen würde. Oder ob er überhaupt noch die Gelegenheit haben würde, eine Schlacht zu erleben, denn trotz McCandless’ lässigem Selbstvertrauen gab es keine Gewissheit, dass er diesen Besuch im Lager des Feindes überleben würde.
    Sie erreichten Pohlmanns Armee an diesem Abend. Das Lager befand sich einen kurzen Marsch südlich von Aurangabad entfernt, und es war meilenweit an einer großen Rauchwolke zu erkennen, die am Himmel hing. Die Lagerfeuer verbrannten getrocknete Fladen von Ochsendung, und der scharfe Rauch drang in Sharpes Kehle, als er an den Reihen der Infanteriezelte vorbeitrabte.
    Das Lager ähnelte sehr einem britischen Camp, abgesehen davon, dass die Zelte aus Rietmatten statt aus Segeltuch bestanden. Doch die Reihen waren ordentlich arrangiert, die Musketen sorgsam zu Pyramiden zusammengestellt, und ein disziplinierter Ring von Außenposten bewachte das Lager am Rand.
    Sie passierten einige europäische Offiziere, die mit ihren Pferden Dressur ritten, und einer dieser Männer trieb sein Pferd an und ritt zu den Neuankömmlingen. Er ignorierte McCandless und Sharpe und nahm stattdessen vor Simone den gefiederten Hut ab.
    » Bonsoir , Madame.«
    Simone sah den Mann nicht an, sondern tippte ihr Pferd leicht mit der Reitgerte an.
    »Dieser Typ ist Franzose, Sir«, sagte Sharpe zu McCandless.
    »Ich spreche die Sprache, Sergeant«, sagte der Colonel.
    »Was tut ein Franzmann hier, Sir?«
    »Das Gleiche wie Lieutenant Dodd, Sharpe. Er lehrt Sindhias Infanterie das Kämpfen.«
    »Wissen sie nicht, wie man kämpft, Sir? Ich dachte, das ist selbstverständlich.«
    »Sie kämpfen anders als wir«, sagte McCandless und beobachtete, wie der Franzose, den Simone hatte abblitzen lassen, davonritt.
    »Und wie ist das, Sir?«
    »Der Europäer hat gelernt, eine Lücke schnell zu schließen, Sergeant. Je näher man einem Mann ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man ihn töten kann. Aber je näher Sie dem Feind kommen, desto wahrscheinlicher können Sie selbst getötet werden, doch es hat keinen Sinn, in der Schlacht an diese Befürchtung zu denken. Ran an den Feind, die Reihen schließen und mit dem Töten anfangen, das ist der Trick. Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, wird sich der Inder zurückhalten und auf große Entfernung zu töten versuchen, und Typen wie Dodd lehren sie, die Lücken hart und schnell zu schließen. Dafür braucht man Disziplin, Disziplin und dicht geschlossene Reihen und gute Sergeants. Und zweifellos lehrt er sie auch, die Kanonen zu benutzen.«
    Letzteres sprach der Colonel bitter, denn sie trabten neben einem Artilleriepark, in dem schwere Kanonen aufgereiht waren. Die Geschütze sahen für Sharpe sonderbar aus. Bei vielen waren die Mündungen mit Mustern verziert, und einige waren sogar bunt bemalt. Sie alle standen ordentlich und hatten Protzen und volles Zubehör – Ansetzer, Wischer, Ladeschaufeln, Handspaken und Eimer. Die Achsen glänzten vom Schmierfett, und auf den langen Läufen war keine Spur von Rost zu sehen. Jemand schien zu wissen, wie die Geschütze gepflegt wurden, und das ließ darauf schließen, dass sie auch wussten, wie sie benutzt wurden.
    »Haben Sie sie gezählt, Sharpe?«, fragte McCandless unvermittelt.
    »Nein, Sir.«
    »Siebzehn in diesem Park, hauptsächlich Neunpfünder, aber es gibt hinten eine paar viel schwerere. Halten Sie die Augen offen, Mann! Deshalb sind wir hier.«
    »Jawohl, Sir, selbstverständlich, Sir.«
    Sie passierten eine Reihe angebundener Kamele, dann ein Gehege, in dem ein Dutzend Elefanten ihren Mittagsfraß aus Palmenblättern und gebuttertem Reis erhielten. Kinder folgten den Männern, die den Reis trugen, um aufzulesen, was aus den Kübeln schwappte. Einige von der Marathen-Eskorte waren vorausgeritten, um die Neuigkeit von den Besuchern zu verbreiten, und Neugierige versammelten sich, um McCandless und seine beiden Gefährten zu begaffen, die immer noch tiefer in das große Lager ritten.
    Die Menschenmenge wurde größer, als sie sich der Mitte des Lagers näherten, die von großen Zelten markiert war. Eines dieser Zelte bestand aus blau und gelb gestreiftem Segeltuch, und davor standen zwei

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