Sharpes Sieg
beendet war, blickte der Offizier noch einmal auf den Gefangenen und ging dann zum Zelt zurück, und als er in dessen Schatten verschwand, wurde Pohlmanns großer Elefant mit seinen in Silber gefassten Stoßzähnen und dem metallenen Überhang hinter dem großen Zelt hervorgeführt.
Der Elefantenführer führte den Dickhäuter an einem seiner Ohren, doch als der Elefant den Gefangenen sah, brauchte er keine Führung mehr, sondern stampfte einfach auf den Mann am Boden zu. Das Opfer schrie um Gnade, doch Pohlmann hörte nicht auf das Flehen.
Pohlmann drehte sich zu Sharpe um. »Sie schauen zu, Sergeant?«
»Sie töten den falschen Mann, Sir. Sie sollten Dodd hinrichten.«
»Gerechtigkeit muss erfolgen«, sagte der Colonel und wandte sich wieder dem Elefanten zu, der ruhig neben dem Opfer stand, das sich in seinen Fesseln aufbäumte und sie zu sprengen versuchte. Der Sepoy schaffte es sogar, eine Hand zu befreien, doch anstatt sie zu benutzen, um an den anderen drei Stricken zu zerren, die ihn hielten, schlug er nutzlos nach dem Rüssel des Elefanten.
Ein Murmeln ging durch die Zuschauer der sechzehn Kompanien, doch die eingeborenen Sergeants riefen etwas, und das Raunen erstarb. Pohlmann beobachtete noch ein paar Sekunden, wie sich der Gefangene aufbäumte und in seiner Panik sinnlos um sich schlug. Dann holte er tief Luft und rief: »Haddah! Haddah!«
Der Gefangene schrie in schlimmer Vorahnung auf, und dann, sehr langsam, hob der Elefant einen schweren Vorderfuß und schob seinen Körper leicht vor. Der große Fuß senkte sich auf die Brust des Gefangenen und schien darüber zu verharren. Der Mann versuchte, den Fuß wegzudrücken, aber genauso gut hätte er versuchen können, einen Berg zur Seite zu schieben.
Pohlmann neigte sich vor, den Mund geöffnet, als der Elefant langsam, sehr langsam sein Gewicht auf die Brust des Mannes verlagerte. Es folgte ein weiterer Schrei. Dann konnte der Mann jedoch keine Luft mehr holen, um zu schreien, aber immer noch ruckte und zuckte er, und immer noch presste das Gewicht auf ihn.
Sharpe sah, dass sich seine Beine an den Fußfesseln spannten und sein Kopf hochruckte, und dann hörte er das Splittern von Rippen und sah Blut aus dem Mund des Opfers sprudeln.
Sharpe zuckte zusammen und versuchte, sich die Schmerzen vorzustellen, als der Elefant weiter mit seinem Gewicht Knochen und die Lunge und das Rückgrat zermalmte. Der Gefangene ruckte ein letztes Mal, dann fiel sein Kopf zurück, und ein großer Blutschwall schoss aus seinem offenen Mund und bildete eine Lache neben der Leiche.
Der Elefant trat zurück, und ein Laut wie ein Seufzen ging durch die Reihen der Soldaten. Pohlmann applaudierte, und die Offiziere folgten seinem Beispiel.
Sharpe wandte sich ab. Bastarde, dachte er, gemeine Bastarde.
Und diese Nacht marschierte Pohlmann nach Norden.
Sergeant Obadiah Hakeswill war kein gebildeter Mann, und er war nicht besonders clever, wenn nicht Verschlagenheit über Verstand ging, doch er verstand es sehr gut, Eindruck auf andere Menschen zu machen. Sie fürchteten ihn. Ob es ein einfacher Private frisch vom Rekrutierungs-Sergeant war oder ein General mit goldenen Tressen. Sie alle fürchteten ihn, alle außer zweien, und vor diesen beiden fürchtete sich Obadiah Hakeswill.
Einer war Sergeant Richard Sharpe, in dem Hakeswill eine Gewalttätigkeit spürte, die es mit seiner eigenen aufnehmen konnte, und der andere war Major General Sir Arthur Wellesley, der damals als Colonel des 33. Regiments stets völlig unempfindlich gegen Hakeswills Drohungen gewesen war.
So wäre Sergeant Hakeswill viel lieber nicht General Wellesley gegenübergetreten, doch als sein Konvoi Ahmadnagar erreichte, ergaben Hakeswills Fragen, dass Colonel McCandless nach Norden geritten war und Sharpe mitgenommen hatte.
Der Sergeant hatte gewusst, dass er ab jetzt nichts ohne Wellesleys Genehmigung tun konnte, und so war er zum Zelt des Generals gegangen und hatte sich bei einer Ordonnanz angemeldet, die einen Adjutanten informiert hatte. Der Adjutant hatte dann dem Sergeant befohlen, unter einem Schatten spendenden Baum zu warten.
Er wartete den größten Teil des Vormittags, während sich die Armee darauf vorbereitete, Ahmadnagar zu verlassen. Geschütze wurden aufgeprotzt, Ochsen vor Karren gespannt und Zelte abgebaut. Die Festung von Ahmadnagar, die das gleiche Schicksal wie die Stadt befürchtete, hatte nach ein paar Kanonenschüssen unterwürfig kapituliert. Und da sowohl die Stadt als
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