Sharpes Sieg
und mit Simone am Arm und die Juwelen eines verstorbenen Königs an ihrem Hals. Alle im Waisenhaus würden den Hut vor ihnen ziehen und dienern.
Perfekt, dachte er, einfach perfekt, und als er sich diesem Traum hingab, ertönte ein ärgerlicher Ruf aus den Zelten bei Pohlmanns großem Zelt, und einen Augenblick später krachte eine Waffe.
Nach dem Schuss herrschte einen Moment Stille, als ob Gewalt einen Kampf Betrunkener beendet hätte, dann hörte Sharpe Männerlachen und Hufschlag.
Er hatte sich aufgesetzt und starrte zum großen Zelt. Die Pferde galoppierten ziemlich nahe an ihm vorbei, und dann verlor sich ihr Hufschlag in der Dunkelheit.
»Komm zurück!«, rief ein Mann auf Englisch, und Sharpe erkannte McCandless’ Stimme.
Sharpe sprang auf und rannte los.
»Komm zurück!«, rief McCandless von Neuem, und dann krachte wieder ein Schuss, und Sharpe hörte den Colonel aufjaulen wie einen geprügelten Hund.
Stimmen riefen jetzt durcheinander. Die Offiziere, die Karten gespielt hatten, rannten auf McCandless’ Zelt zu, und Pohlmanns Leibwächter folgten ihnen.
Sharpe wich einem Lagerfeuer aus, sprang über einen schlafenden Mann hinweg und sah einen Schemen, der sich eilig von dem Tumult entfernte. Der Schatten hatte eine Muskete in der Hand und hielt sich halb geduckt, als wolle er nicht gesehen werden. Sharpe zögerte nicht, sondern bog ab und rannte auf den Mann zu.
Als der Flüchtige Sharpe kommen hörte, lief er schneller. Dann wurde ihm klar, dass er nicht entkommen konnte. Er verharrte jäh und drehte sich nach seinem Verfolger um. Der Mann zog ein Bajonett hervor und schob es auf den Lauf seiner Muskete.
Sharpe sah Mondschein auf der lange Klinge blitzten, sah das Weiß der Zähne des Mannes in der Dunkelheit, und dann stieß das Bajonett auf ihn zu, doch Sharpe hatte sich zu Boden fallen lassen und glitt unter der Klinge vorwärts durch den Staub. Er schlang die Arme um die Beine des Mannes, ruckte daran, und der Mann stürzte zurück. Sharpe schlug die Muskete mit der linken Hand zurück und hämmerte die Rechte auf die im Mondschein schimmernden Zahnreihen.
Der Mann versuchte, ihm in den Unterleib zu treten, und stieß die gekrümmten Finger nach seinen Augen, doch Sharpe schnappte mit dem Mund einen der Finger und biss zu. Der Mann schrie vor Schmerzen auf, doch Sharpe biss noch härter zu, und dann spuckte er dem Mann die abgetrennte Fingerspitze ins Gesicht und versetzte ihm einen letzten Fausthieb.
»Bastard«, keuchte Sharpe und zerrte den Mann auf die Füße.
Zwei von Pohlmanns Offizieren trafen jetzt ein, einer noch mit einem Kartenblatt in der Hand.
»Nehmen Sie seine verdammte Muskete«, sagte Sharpe im Befehlston. Der Mann bäumte sich in Sharpes Griff auf, doch er war viel kleiner als Sharpe, und mit einem Tritt zwischen seine Beine brachte er ihn zur Räson. »Komm mit, du Bastard!«, sagte Sharpe.
Einer der Offiziere hob die Muskete vom Boden auf, und Sharpe fühlte an ihrem Lauf. Er war heiß, die Waffe war soeben abgefeuert worden. »Wenn du meinen Colonel gekillt hast, du Dreckskerl, bringe ich dich um«, sagte Sharpe und zerrte den Mann an den Lagerfeuern vorbei zu der Traube von Offizieren, die sich vor dem Zelt des Colonels versammelt hatten.
McCandless’ beide Pferde waren verschwunden. Sowohl die Stute als auch der Wallach waren gestohlen worden, und Sharpe wurde klar, dass es ihr Hufschlag gewesen war, den er auf seinem Lagerplatz gehört hatte. McCandless, erwacht von den Geräuschen der Pferdediebe, war aus dem Zelt geeilt und hatte mit seiner Pistole auf die Männer gefeuert. Einer von ihnen hatte zurückgeschossen, und die Kugel hatte den linken Oberschenkel des Colonels getroffen. Er lag jetzt auf dem Boden und war schrecklich bleich.
Pohlmann brüllte nach seinem Arzt.
»Wer ist das?«, fragte er Sharpe und nickte zu dem Gefangenen hin.
»Der Bastard, der auf Colonel McCandless gefeuert hat, Sir. Die Muskete ist noch heiß.«
Der Mann erwies sich als einer von Major Dodds Sepoys, einer der Männer, die mit Dodd von der Company desertiert waren, und er wurde in die Obhut von Pohlmanns Leibwache gegeben.
Sharpe kniete sich neben McCandless, der gegen seine Schmerzen ankämpfte, als der Doktor eintraf, der Schweizer, der beim Abendessen neben Sharpe gesessen hatte, und sein Bein untersuchte.
»Ich hatte geschlafen!«, beklagte sich der Colonel. »Diebe, Sharpe, Diebe!«
»Wir werden Ihre Pferde finden«, versicherte Pohlmann dem Schotten, »und wir
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