Sharpes Sieg
Pohlmann.
»Guter Gott, nein!«, sagte der Hannoveraner. »Dieser durbar ist positiv entscheidungsfreudig. Für gewöhnlich wird drei Tage lang gelabert, und schließlich wird entschieden, die Entscheidung auf das nächste Mal zu verschieben.«
»Meinen Sie, die werden heute zu einer Entscheidung kommen?«, fragte Saleur zynisch.
»Das werden sie müssen«, sagte Pohlmann. »Sie können diese Armee nicht viel länger zusammenhalten. Uns geht die Furage aus! Wir plündern das Land kahl.«
Die Soldaten bekamen gerade noch genug zu essen, und die Kavalleristen sorgten dafür, dass ihre Pferde gefüttert wurden, doch die Soldatenprostituierten verhungerten fast, und in ein paar Tagen brach beim Leiden der Frauen und Kinder die Moral der Armee zusammen. Erst an diesem Morgen hatte Pohlmann eine Frau an etwas sägen sehen, was er für braunes Brot gehalten hatte. Dann war ihm klar geworden, dass kein Inder einen europäischen Brotlaib backen würde. Dieser große Klumpen war nichts anderes gewesen als ein Stück Elefantendung, den die Frau auf der Suche nach unverdauten Körnern zersägt hatte. Sie mussten jetzt unbedingt kämpfen.
»Kämpfen wir also«, sagte Saleur. »Und wie werden wir gewinnen?«
Pohlmann lächelte. »Ich glaube, wir werden den jungen Wellesley vor ein paar Probleme stellen«, sagte er fröhlich. »Wir werden die Männer des Radschas hinter starke Schanzen schicken, wo sie keinen Schaden anrichten können, und wir drei werden unsere Geschütze Rad an Rad aufreihen und die Briten bei ihrem Nahen beharken und schließlich mit ein paar schönen Salven erledigen. Danach werden wir die Kavallerie auf ihre Überreste loslassen.«
»Aber wann?«, fragte Dupont.
»Bald«, sagte Pohlmann, »bald. Es muss bald sein. Die Scheißer essen bereits Elefantendung zum Frühstück.«
Plötzlich herrschte Totenstille im Zelt, und Pohlmann erkannte, dass eine Frage an ihn gerichtet worden war.
Surjee Rao, ein finsterer Mann, dessen Ruf für Grausamkeit so weit verbreitet wie verdient war, hob eine Augenbraue und blickte fragend zu dem Hannoveraner.
»Der Regen, Eure Exzellenz, prasselt so laut, dass ich Ihre Frage nicht hören konnte«, entschuldigte sich Pohlmann.
»Mein Herr möchte wissen, ob wir die Briten vernichten können«, sagte der Minister.
»Oh, absolut«, sagte Pohlmann, als sei allein die Frage lachhaft.
»Sie kämpfen hart«, gab Beny Singh zu bedenken.
»Und sie sterben wie andere Männer, wenn hart zurückgekämpft wird«, sagte Pohlmann.
Sindhia neigte sich vor und flüsterte in Surjee Raos Ohr.
»Was der Herr über unser Land und der Eroberer von unseres Feindes Land wissen will«, sagte der Minister, »ist, wie werden wir die Briten besiegen?«
»Auf die Weise, wie es Seine Königliche Hoheit vorgeschlagen hat, als er mir gestern seinen weisen Rat gab«, sagte Pohlmann, und es stimmte, dass er am Vortag ein Privatgespräch mit Sindhia genossen hatte, doch der ganze Rat war von Pohlmann gegeben worden. Aber wenn er diesen durbar beeinflussen wollte, dann musste er ihnen das Gefühl geben, dass er einfach nur Sindhias Vorschläge wiederholte.
»Erzählen Sie uns davon, bitte«, sagte Surjee Rao, der nur zu gut wusste, dass sein Herr keine anderen Ideen hatte, als die Steuern zu erhöhen.
»Wie wir alle wissen«, sagte Pohlmann, »haben die Briten ihre Streitkräfte geteilt. Inzwischen werden diese beiden kleinen Armeen wissen, dass wir hier bei Borkardan sind, und weil diese Narren scharf darauf sind zu sterben, werden beide zu uns marschieren. Beide Armeen liegen südlich von uns, doch sie sind einige Meilen voneinander getrennt. Dennoch hoffen sie, sich zusammenschließen und uns angreifen zu können, doch gestern hat Seine Königliche Hoheit in seiner unvergleichlichen Weisheit vorgeschlagen, ostwärts zu marschieren, denn dann werden wir die östlichste Kolonne auf uns ziehen und sie dazu bringen, sich von ihren Verbündeten zu entfernen. Wir können die beiden Armeen abwechselnd bekämpfen, sie nacheinander besiegen und dann unsere Hunde das Fleisch von ihren Leichen fressen lassen. Und wenn der letzte unserer Feinde tot ist, Exzellenz, werde ich ihren General in Ketten zum Zelt unseres Herrschers bringen lassen, und seine Frauen werden seine Sklavinnen sein.«
Und ich werde mir ihre Nahrungsvorräte nehmen, dachte Pohlmann, doch er wagte es nicht zu sagen, denn er befürchtete, dass Sindhia das als Kritik deuten würde.
Pohlmanns gespielte Tapferkeit wurde mit Applaus belohnt,
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