Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
umgab. Der Rumpf des Flaggschiffs war in dem stinkenden Nebel nicht zu sehen, aber nach den Masten zu schließen war ein Franzose auf jeder Seite von ihm.
    »Holt die Leesegel ein!«, befahl Chase. Die Segel waren nur nützlich vor dem Wind, aber jetzt würde die Pucelle drehen und den schwachen Wind auf ihrer Backbordflanke einfangen. Die Matrosen eilten über die Rahen. Einer, getroffen von einer Musketenkugel, brach über der Großrahe zusammen und fiel dann hinab, eine blutige Spur am Großsegel hinterlassend.
    Die französische Neptune wurde durch ihren ins Wasser gefallenen Besanmast verlangsamt. Ihre Mannschaft hackte mit Äxten auf das Takelwerk ein, versuchte, den abgebrochenen Mast über Bord zu werfen. Die Pucelle war jetzt von ihrem Achterschiff freigekommen, und Chases Kanoniere an Backbord hatten neu geladen und feuerten Schuss um Schuss in den Franzosen. Sie feuerten durch den sich zögernd lichtenden Rauch ihrer ersten Breitseite. Das Donnern der Geschütze erfüllte die Luft, ließ die See erbeben, erschütterte das Schiff. Clouter hatte die Karronade an Backbord laden lassen, ein zeitraubender Job, aber es war kein Ziel in der Nähe, und er würde nicht die gigantische Ladung auf die Neptune vergeuden, die den abgebrochenen Mast losgeworden war und sich entfernte. Er rammte eine neue Ladung Musketenkugeln in das kurze Rohr und wartete darauf, dass ein neues Ziel in Reichweite auftauchte.
    Doch die Pucelle befand sich plötzlich allein in der offenen See, und kein Feind war zu sehen. Sie war durch die Linie gestoßen, doch die Neptune war nordwärts gesegelt und der Spanier im Rauch achtern verschwunden. Vor ihr war kein anderes Schiff, ausgenommen eine feindliche Fregatte, die eine Viertelmeile entfernt war.
    Schiffe in der Kampflinie ließen sich nicht dazu herab, gegen Fregatten zu kämpfen, wenn sie Linienschiffe angreifen konnten. Eine lange Linie französischer und spanischer Linienschiffe kam von Süden, doch keines war in Reichweite, und so setzte Chase seinen Weg durch Rauch fort, durch den Mündungsflammen blitzten und anzeigten, wo Nelsons umzingeltes Flaggschiff lag. Es gab Ruhm bei der Verteidigung eines Flaggschiffs zu erwerben, und die Victory, genau wie die Royal Sovereign, zog feindliche Schiffe wie Fliegen an. Vier andere britische Schiffe waren nahe der Victory in Aktion, doch der Feind hatte sieben oder acht, und eine Zeitlang würde keine andere Hilfe eintreffen, denn die Britannia war zu langsam.
    Die französische Neptune schien sich dem Gewühl anschließen zu wollen, und so folgte Chase ihr. Die See war von schwimmenden Wrackteilen übersät. Zwei Leichen trieben vorbei. Eine Seemöwe hockte auf einer und hackte in das Gesicht des Toten, das von einer Kanonenkugel aufgerissen und vom Seewasser weiß gewaschen worden war.
    Die Verwundeten der Pucelle wurden nach unten getragen und die Toten über Bord geworfen. Das Kanonenrohr, das von der Lafette gerissen worden war, wurde festgezurrt, damit es sich beim Stampfen des Schiffs nicht verschieben und jemanden zerquetschen konnte. Offiziere verteilten Kanoniere unter den Mannschaften neu, glichen die Zahl aus, wo zu viele getötet oder verwundet worden waren.
    Chase starrte auf das spanische Schiff. »Ich hätte mich längsseits daneben legen sollen«, sagte er zu Haskell.
    »Das werden andere tun, Sir.«
    »Bei Gott, ich will heute eine Prise!«, sagte Chase.
    »Da gibt's doch noch viele, Sir.«
    Das nächste Schiff war ein Zweidecker, der längsseits der größeren Victory lag. Chase konnte den Rauch der Geschütze der Victory in dem schmalen Zwischenraum zwischen den beiden Schiffen sehen, und er stellte sich das Chaos auf den unteren Decks des Franzosen vor, als die drei Reihen der britischen Geschütze Männer und Planken zerschmetterten, doch er sah auch, dass die Oberdecks des Franzosen voller Männer waren. Der französische Kapitän schien seiner gesamten Mannschaft befohlen zu haben, die Geschützdecks zu verlassen und sich auf dem Vordeck, Hauptdeck und Achterdeck zu versammeln, wo die Männer mit Musketen, Piken, Äxten und Entermessern bewaffnet worden waren.
    »Sie wollen die Victory entern!«, rief Chase und wies hin.
    »Bei Gott, Sir, so sieht es aus!«
    Chase konnte nicht den Namen auf dem Franzosen sehen, denn der Pulverrauch wogte um sein Heck, doch der Kapitän war offenbar ein kühner Mann, der bereit war, sein Schiff zu verlieren, wenn er dadurch Nelsons Flaggschiff kapern konnte. Seine Seeleute hatten sich

Weitere Kostenlose Bücher