Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Trafalgar

Titel: Sharpes Trafalgar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
da«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Sharpe spähte durch eine der schmutzigen Scheiben und sah drei Männer, die ihre Köpfe über den langen Tisch beugten. Einer war Cromwell, der zweite Pohlmann. Den dritten Mann erkannte Sharpe nicht. Das Trio schien eine Karte zu betrachten. Pohlmann richtete sich auf, und Sharpe duckte sich zurück. Der Geruch von Zigarrenrauch kam durch die geöffneten Scheiben des Oberlichts.
    »Morgen früh«, sagte eine Stimme, doch es war nicht Pohlmann, der Deutsch sprach, sondern ein anderer Mann. Sharpe riskierte es, sich wieder vorwärts zu neigen. Er sah, dass es Pohlmanns Diener war, der sonst Französisch sprach und behauptete, Schweizer zu sein.
    »Diese Dinge sind nicht sicher, Baron«, sagte Cromwell.
    »Sie haben es bis jetzt gut gemacht, mein Freund, und so bin ich sicher, dass morgen alles klappen wird«, antwortete Pohlmann.
    Sharpe hörte das leise Klirren von Gläsern. Dann wichen er und Grace zurück, denn eine Hand kam in Sicht, welche die Luken des Oberlichts schloss. Das schwache Licht wurde gelöscht, und einen Moment später hörte Sharpe Cromwells grollende Stimme mit dem Steuermann auf dem Achterdeck reden.
    »Wir können jetzt nicht runtergehen«, wisperte Grace Sharpe ins Ohr.
    Sie zogen sich in die dunkle Ecke zwischen der Signalkanone und der Heckreling zurück, duckten sich in die Schatten und küssten sich. Erst dann fragte Sharpe, ob sie die deutschen Worte gehört hatte.
    »Sie bedeuten ›morgen früh‹«, sagte Grace.
    »Und der Mann, der sie zuerst sagte, soll Pohlmanns Diener sein«, raunte Sharpe. »Wieso trinkt ein Diener mit seinem Herrn? Ich habe ihn auch Französisch sprechen gehört, aber er behauptet, Schweizer zu sein.«
    »Die Schweizer, Liebster«, sagte Lady Grace, »sprechen Deutsch und Französisch.«
    »Tatsächlich? Ich dachte, sie sprechen Schweizerisch.«
    Sie lachte. Sharpe saß mit dem Rücken zur Bordwand, und sie saß mit gespreizten Beinen auf seinem Schoss, die Knie auf beiden Seiten seiner Brust. »Ich weiß es nicht«, fuhr er fort, »vielleicht haben sie nur gesagt, dass wir morgen westwärts segeln. Seit Tagen sind wir südwärts gesegelt, wir müssen uns bald nach Westen halten.«
    »Nicht zu bald«, sagte sie. »Ich hätte gern, wenn es ewig so weitergehen würde.« Sie neigte sich vor und küsste ihn auf die Nase. »Ich dachte, du würdest beim Essen erschreckend grob gegenüber William werden.«
    »Ich habe doch meine Zunge gezähmt, oder? Aber nur, weil mein Schienbein grün und blau ist.« Er berührte mit einem Finger ihr Gesicht, streichelte zärtlich über ihre Wangen und den Mund. »Ich weiß, dass er dein Mann ist, meine Liebe, aber er ist bis obenhin mit Müll zugestopft. Will, dass Offiziere Latein sprechen! Wozu soll das denn gut sein?«
    Lady Grace zuckte mit den Schultern. »Wenn der Feind kommt, um dich zu töten, Richard, wen willst du dann verteidigen? Einen richtig gebildeten Gentleman, der etwas mit Ovid anfangen kann, oder irgendeinen barbarischen Halsabschneider mit einem Hintern wie ein Waschbrett?«
    Sharpe gab vor, nachzudenken. »Wenn du es so siehst, dann werde ich mich natürlich für den gebildeten, knackigen Hintern entscheiden.« Sie lachte, und Sharpe hatte das Gefühl, dass diese Frau für das Glück geboren war, nicht für das Leid. »Du hast mir gefehlt«, sagte er.
    »Du mir auch«, bekannte sie.
    Er schob seine Hände unter den großen, schwarzen Mantel und stellte fest, das sie bis auf das Nachthemd darunter nackt war. Und dann vergaßen sie beide die Sorge vor dem nächsten Morgen, vergaßen Pohlmann und den geheimnisvollen Diener, denn die Calliope segelte unter der Mondsichel durch die Sternennacht und trug die beiden Liebenden ins Nirgendwo.
 
    Captain Peculiar Cromwell war den ganzen nächsten Morgen auf dem Achterdeck, schritt von backbord nach steuerbord, starrte auf den Kompass und nahm seine unruhige Wanderung wieder auf. Seine Unruhe ging auf das Schiff über, sodass die Passagiere nervös wurden und ständig zum Kapitän blickten, als rechneten sie damit, dass er in Wut geriet. Spekulationen machten an Bord die Runde, und schließlich schälte sich die Meinung heraus, dass Cromwell einen Sturm erwartete, doch der Captain traf keine Vorbereitungen. Kein Segel wurde gerefft, kein Tauwerk überprüft.
    Ebenezer Fairley, der Nabob, der so ärgerlich auf Lord Williams Vorliebe für Latein reagiert hatte, kam auf der Suche nach Sharpe aufs Hauptdeck herab.
    »Ich habe gehofft, Mister

Weitere Kostenlose Bücher