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Sharpes Weihnacht

Sharpes Weihnacht

Titel: Sharpes Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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werden uns in Ruhe lassen«, erklärte Picard abschätzig. »Wenn wir in Irati ankommen, wird niemand dort sein. Was gibt es dort überhaupt?«
    »Nichts«, antwortete Santon. »Nur ein paar Schäfer.«
    »Dann gibt es zu Weihnachten also Hammelfleisch und Schäferinnen«, sagte Picard. »Eine letzte Kostprobe Spaniens.« Der Général lächelte erwartungsvoll. Irati mochte ja ein elender Haufen Hütten an der Grenze sein, aber es war ein feindlicher Haufen Hütten, und das hieß Plündern. Und Picard hoffte trotzdem immer noch, dass wenigstens ein paar Rosbifs das kleine Dorf bewachten, denn seiner Meinung nach konnten seine Frischlinge einen Kampf gut vertragen. Die meisten rasierten sich noch nicht einmal, und sie sollten sich lieber schnell an Blut gewöhnen, bevor Wellingtons Armee über die Pyrenäen und auf die Felder Frankreichs strömte. Gib einem jungen Soldaten einen Sieg, dachte Picard, und er wird mehr wollen. Und genau das war das Problem mit Colonel Gudin: Er hatte sich an die Niederlagen gewöhnt. Doch Picard war ein Gewinner. Er war ein kleiner Mann, genau wie der Kaiser, und ebenso erbarmungslos. Er war ein Soldat Frankreichs, der seine Brigade durch das Schlachthaus im russischen Winter geführt hatte, und er hatte eine Spur toter Kosaken hinterlassen. Sollten irgendwelche Rosbifs es wagen, sich ihm am Morgen entgegenzustellen, dann würde er ihnen zeigen, wie ein Veteran des Russlandfeldzugs Krieg führte. Er würde ihnen ein Weihnachten bereiten, das sie nie vergessen würden, ein Weihnachten voller Blut an einem harten, kalten Ort, denn er war Général Maximilien Picard, und er verlor nie!

    »Irgendwie kommt mir das nicht richtig vor«, bemerkte Sharpe. »An Weihnachten zu kämpfen.«
    »Weihnachten ist erst morgen, Sir«, erwiderte Harper, als mache das den Kampf heute irgendwie akzeptabler.
    »Wenn wir heute kämpfen«, sagte Sharpe, »dann behalt den jungen Nicholls im Auge. Ich will nicht schon wieder einen Ensign verlieren.«
    Ensign Nicholls stand im Zentrum von Sharpes Linie, direkt unter der Regimentsfahne. Die Prince of Wales’ Own Volunteers warteten fünfzig Schritt von der Grenze entfernt, die von einem Steinhaufen markiert wurde. Verdeckt von einer Kuppe würde ein von Süden kommender Franzose sie erst im letzten Augenblick sehen. Hinter ihnen, auf der spanischen Seite, führte der Pass sanft zum Dorf hinauf, während es jenseits der Kuppe steil bergab ging. Die Straße verlief in engen Serpentinen, und die feindliche Brigade würde bereits einen anstrengenden Aufstieg hinter sich haben, wenn sie sich plötzlich Sharpes Musketen gegenübersah. »Das wird, als würde man Ratten in einer Grube abschießen«, bemerkte Harper fröhlich, und da hatte er wohl recht, doch die feindliche Brigade blieb ein Ärgernis. Allein ihre Anwesenheit bedeutete, dass Sharpe mit seinem Bataillon an der Grenze würde bleiben müssen. An der Südstraße hatte er nur einen kleinen Trupp zurücklassen können, um der fliehenden Garnison den Weg zu versperren. Captain Smith kommandierte die Männer dort, und er würde Sharpe warnen, sollte die Garnison in Sicht kommen. Aber was würde Sharpe dann tun? Wenn er mit seinen Männern nach Süden marschierte, würde die feindliche Brigade den Hang überwinden und ihm in den Rücken fallen, und wenn er auf der Kuppe blieb, dann würden die Truppen der Garnison hinter ihm im Tal auftauchen. So oder so würde er zwischen zwei größeren Verbänden gefangen sein. Er musste einfach hoffen, dass die Garnison heute nicht mehr auftauchte.
    Es war noch immer kein Zipfel von den Franzosen zu sehen, die in dem tiefen Tal jenseits der Grenze gelagert hatten. Inzwischen waren sie mit Sicherheit bis auf die Knochen durchgefroren. Sie waren kalt, nass, verängstigt und unglücklich, während Sharpes Männer es sich an diesem elenden Ort so gemütlich gemacht hatten, wie es eben ging. Mit Ausnahme der Wachtposten hatte sein gesamtes Bataillon die Nacht in den warmen Häusern verbracht, wo sie auch ein gutes Frühstück aus doppelt gebackenem Brot, Salzfleisch und starkem Tee bekommen hatten.
    Sharpe stampfte mit den Füßen auf und blies in seine kalten Hände. Wann würden die Franzosen kommen? Er hatte es nicht wirklich eilig, denn je länger sie sich Zeit ließen, desto besser standen seine Chancen, ihnen für den Tag den Zugang zum Dorf zu verwehren, aber er zeigte die typische Ungeduld eines Soldaten, der diese üble Sache einfach hinter sich bringen wollte. Und übel

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