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Sharpes Weihnacht

Sharpes Weihnacht

Titel: Sharpes Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Keine Artillerie«, sagte er, »und auch keine Kavallerie. Nur Infanterie – jedenfalls bis jetzt.« Er beobachtete sie im schwächer werdenden Licht, bis er davon überzeugt war, dass auch keine Reiter und Kanonen mehr kommen würden. »Fässer, Dally«, sagte er. »Das brauchen wir. Fässer.«
    »Fässer, Sir?« D’Alembord starrte Sharpe an, als sei er plötzlich verrückt geworden.
    »Da ist doch diese Taverne in Irati, Dally. Da müssen doch jede Menge Fässer sein. Ich will, dass sie hierhergebracht werden, und zwar noch heute Nacht.«
    Denn morgen würden sie einen Feind hinter sich und einen vor sich haben. Sie würden eine Straße halten und eine Schlacht gewinnen müssen. Und das alles an Weihnachten.

    Général Maximilien Picard war ein missmutiger Mann. Seine Brigade war spät dran. Eigentlich hatte er gegen Mittag in Irati sein wollen, doch seine Männer marschierten wie eine Herde alter Ziegen, und als die Nacht anbrach, standen ihnen noch immer ein steiles Tal und ein gefährlicher Hang bevor. So waren sie gezwungen, einen halben Tagesmarsch von ihrem Ziel entfernt noch mal zu biwakieren. Das Lager wurde in einem tiefen, feuchten Tal aufgeschlagen, einem furchtbar öden Ort. Den Soldaten war hundeelend zumute, und das wiederum freute Général Picard. Die meisten seiner Männer waren dienstverpflichtet. Sie mussten abgehärtet werden, und eine Nacht zwischen kalten Felsen würde helfen, sie von der Mutterbrust zu entwöhnen.
    Das einzige Brennmaterial waren Stücke von ein paar verkrüppelten Bäumen in schneeverwehten Löchern, doch die meisten von Picards Männern wussten noch nicht einmal, wie man mit feuchtem Holz Feuer machte. Also mussten sie leiden. Ihr Proviant bestand ausschließlich aus hartgebackenem Brot, das sie an Schnüren um den Hals trugen, doch wenigstens bot der Bach ihnen genügend kaltes, frisches Wasser. »Noch vierzehn Tage«, bemerkte Picard, »und der Bach ist zugefroren.«
    »Dann ist es hier genauso schlimm wie in Russland«, bemerkte Major Santon, Picards Stabschef.
    »Nichts ist so schlimm wie in Russland«, widersprach ihm Picard, obwohl er selbst den Russlandfeldzug sogar genossen hatte. Er war einer der wenigen Männer gewesen, die dort gut zurechtgekommen waren, doch Picard war auch an Erfolg gewöhnt. Damit war er genau das Gegenteil von Colonel Gudin, dessen Garnison er retten sollte. »Gudin ist ein nutzloses Stück Knorpel«, bemerkte Picard.
    »Ich habe ihn nie kennengelernt«, sagte Santon.
    »Hoffen wir, dass Sie ihn morgen kennenlernen, doch wie ich Gudin kenne, wird er wieder Mist bauen.« Picard beugte sich über das Feuer, um seine Pfeife zu entzünden, und das Licht der Flammen betonte die Falten in seiner gebräunten Haut. Er sog den Rauch ein und lehnte sich dann wieder zurück. »Ich kenne Gudin schon lange«, erzählte er. »Früher ist er ein vielversprechender Offizier gewesen, doch dann kam Indien.« Picard zuckte mit den Schultern. »Er hat Pech gehabt, aber das ist typisch für Gudin. Er hat immer Pech, und Sie wissen ja, was der Kaiser über Glück sagt: Glück ist das Einzige, was ein Soldat wirklich braucht.«
    »Das Glück kann sich aber auch wenden«, bemerkte Santon.
    »Nicht bei Gudin«, sagte Picard. »Der Mann ist vom Pech verfolgt. Er meint es immer gut, und er versteht sein Handwerk, aber das Schicksal mag ihn einfach nicht. Hätte das 75. nicht Zuflucht bei ihm gesucht, wir hätten ihn in Spanien verrotten lassen.«
    Santon schaute zu den dunklen Höhen hinauf, die die Grenze markierten. »Hoffen wir, dass die Briten nicht dort auf ihn warten.«
    Picard schnaubte verächtlich. »Lassen Sie uns lieber hoffen, dass sie es tun! Was werden sie wohl schicken? Ein Bataillon? Zwei? Glauben Sie etwa, wir können uns nicht durch zwei verdammte Bataillone schießen?« Der Gedanke an einen bevorstehenden Kampf ließ ihn lächeln. »Wir werden die Grenadiere als Vorhut schicken, dann können sie sich ein paar Rosbifs zum Frühstück schießen.«
    »Dienstverpflichtete Grenadiere«, bemerkte Santon leise.
    Picard knurrte und schaute säuerlich drein, doch Santon hatte natürlich recht. Man konnte einen Mann in eine Uniform stecken, aber das machte ihn noch lange nicht zu einem Soldaten, und Picards Männer waren jung, verängstigt und unerfahren. Das hier war kein Vergleich zu den Soldaten, die nach Russland marschiert waren. Das waren noch echte Männer gewesen, hart wie Stahl, doch nicht hart genug für den russischen Winter. »Die Briten

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