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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Glaube, dass wir den Sieg, den wir beide herbeisehnen, am besten erreichen können, wenn wir an der Küste entlang marschieren. Das haben wir ja vielleicht noch nicht gewusst, als wir an Bord der Flotte gegangen sind, aber ist es nicht die Pflicht eines Feldherrn, flexibel zu sein?« Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern klopfte auf den leeren Stuhl. »Essen Sie ein wenig mit uns, Sir Thomas. Am Mittwoch beginnt die Fastenzeit, und dann gibt es bis Ostern kein Hühnchen mehr. Und Capitaine Brouard hat es hervorragend tranchiert.«
    »Scheiß auf das Hühnchen«, knurrte Sir Thomas auf Englisch und ging zu seinem Pferd.
    Lapena schaute dem Schotten hinterher. Er schüttelte den Kopf, schwieg aber. Dann streckte Capitaine Brouard die Hand aus, zerdrückte die Bohne bei Barrosa mit dem Daumen und verschmierte die Masse entlang der Küstenlinie, sodass es wie Blut aussah. »Wie ungeschickt von mir«, lamentierte Brouard. »Ich wollte sie einfach nur beseitigen.«
    Lapena kümmerte das nicht. »Es ist wahrlich eine Schande«, sagte er, »dass Gott in seiner Weisheit beschlossen hat, dass ausgerechnet die Engländer unsere Verbündeten sind. Sie sind ja so unangenehm.«
    »Sie haben eben ein schlichtes Gemüt«, bekundete Capitaine Brouard sein Mitgefühl. »Ihnen fehlt das Feingefühl der Spanier und der Franzosen. Bitte, gestatten Sie mir, Ihnen etwas Huhn aufzulegen, Exzellenz. Hätten Sie gern ein wenig Brust?«
    »Sie haben recht.« Lapena freute sich über das Verständnis des Franzosen. »Kein Feingefühl, nicht im Mindesten, keine …« Er hielt kurz inne und suchte nach dem richtigen Wort. »Keine Eleganz. Die Brust? Wie freundlich von Ihnen. Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    Lapena war fest entschlossen. Er würde die Straße nehmen, die ihn auf dem schnellsten Weg nach Hause brachte, nach Cadiz. Er würde nach Conil marschieren.
    Am Nachmittag kam es zu einem weiteren Streit. Lapena wollte nachts marschieren, doch Sir Thomas protestierte, dass sie nun nahe am Feind seien und dass die Männer ihm frisch und ausgeruht gegenübertreten müssten und nicht erschöpft von einem Nachtmarsch durch unbekanntes Gelände. »Dann marschieren wir eben am Abend«, gab Lapena großzügig nach, »und schlagen um Mitternacht ein Lager auf. Bei Sonnenaufgang sollten wir uns dann genügend ausgeruht haben, Sir Thomas.«
    Doch Mitternacht ging vorbei wie auch der Rest der Nacht, und bei Sonnenaufgang marschierten sie immer noch. Die Kolonne hatte sich erneut verirrt. Die Männer hatten immer wieder angehalten, sich ausgeruht, waren geweckt worden, marschiert, hatten wieder angehalten, waren umgekehrt, hatten sich ein paar Minuten ausgeruht, waren geweckt worden und in ihren eigenen Spuren zurückmarschiert. Die Männer trugen Tornister, Munitionskisten und Waffen, und wann immer sie anhielten, wagten sie es nicht, ihr Gepäck abzuschnallen aus Angst, sofort wieder aufspringen zu müssen. Niemand ruhte sich wirklich aus, sodass sie bei Sonnenaufgang allesamt erschöpft waren. Sir Thomas ritt an seinen Männern vorbei, und sein Pferd schleuderte Sand empor, während er nach General Lapena suchte. Die Kolonne hatte wieder einmal angehalten. Die Rotröcke saßen neben dem Weg und schauten verärgert zu dem General hinauf, als wäre es seine Schuld, dass sie keine Ruhe bekommen hatten.
    General Lapena und seine Adjutanten standen auf einer kleinen, bewaldeten Anhöhe, wo ein Dutzend Zivilisten miteinander stritten. Der spanische General nickte Sir Thomas zum Gruß zu. »Sie sind sich des Wegs nicht sicher«, sagte Lapena und deutete auf die Zivilisten.
    »Wer sind die?«
    »Unsere Führer natürlich.«
    »Und sie kennen den Weg nicht?«
    »Doch, tun sie«, antwortete Lapena, »nur kennen sie verschiedene Wege.« Lapena lächelte und zuckte mit den Schultern, als sei so etwas eben unvermeidlich.
    »Wo ist das Meer?«, verlangte Sir Thomas zu wissen. Die Führer schauten Sir Thomas ernst an, und alle deuteten sie nach Westen. Offenbar waren sie zumindest einer Meinung, was die Richtung zum Meer betraf. »Das ergibt durchaus Sinn«, sagte Sir Thomas bissig und nickte nach Osten, wo das Licht der Morgensonne über die Hügel kroch, »denn die Sonne hat nun einmal die Gewohnheit, im Osten aufzugehen, und das Meer liegt von hier aus immer im Westen, was übrigens heißt, dass Barrosa in dieser Richtung liegen muss.« Er deutete nach Norden.
    Lapena schaute ihn beleidigt an. »In der Nacht, Sir Thomas, gibt es aber keine Sonne, an der wir uns

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