Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Linie eigentlich keine Rede mehr sein. Alle Ordnung war verloren, von Artillerie und Musketen zerschlagen, doch die Lebenden hatten sich noch nicht zurückgezogen. Stattdessen erwiderten sie das Feuer. Sie luden und schossen, und ihr Pulverdampf verbarg sie vor dem Feind. Ihre Münder glühten vom Salpeter in den Patronen, und die Funken aus den Pfannen brannten winzige Löcher in ihre Wangen. Verwundete bemühten sich nach besten Kräften, zur Linie aufzuschließen, und einmal dort, luden und schossen auch sie.
    »Gut gemacht, Jungs!«, rief Browne. »Gut gemacht!« Er rechnete nicht mehr damit, diesen Hügel noch lebend zu verlassen, und das machte ihn traurig. Doch es war seine Pflicht, weiter die Linie auf und ab zu gehen und seinen Männern Mut zu machen, während er darauf wartete, dass eine Kugel seinem Leben ein Ende setzte. »Kopf hoch, Jungs!«, sang er. »Auf zum Ruhm!«
    Ein Corporal fiel nach hinten, und das Hirn quoll aus seinem Schädel. Der Mann war mit Sicherheit tot, doch sein Mund zuckte noch, und Browne bückte sich und schloss ihm sanft die Lippen.
    Blakeney, sein Adjutant, lebte noch, und wie Browne war auch er auf wundersame Weise unverletzt geblieben. »Unsere tapferen Verbündeten«, sagte Blakeney, berührte Browne am Ellbogen und deutete den Hang hinunter. Browne drehte sich um und sah, dass die spanische Brigade, die vom Hügel geflohen war, nun keine Viertelmeile entfernt rastete. Sie saßen einfach in den Dünen. Er drehte sich wieder um. Er glaubte nicht, dass die Spanier ihm noch zur Hilfe kommen würden. »Soll ich sie holen?«, schrie Blakeney über den Lärm der Schüsse hinweg.
    »Glauben Sie denn, dass sie kommen würden?«
    »Nein, Sir.«
    »Und ich kann es ihnen nicht befehlen«, sagte Browne. »Dafür stehe ich im Rang nicht hoch genug. Außerdem sehen die Bastarde doch, dass wir Hilfe brauchen, und sie rühren sich trotzdem nicht. Lassen Sie die feigen Schweine einfach.« Er ging weiter. »Ihr haltet sie auf, Jungs!«, schrie er. »Ihr haltet sie auf!«
    Und das stimmte. Die Franzosen hatten Brownes Angriff zerschlagen. Sie hatten die rote Linie gesprengt. Sie hatten das Flankenbataillon aus Gibraltar förmlich zerfetzt, und doch rückten sie nicht vor, um den Überlebenden mit ihren Bajonetten den Garaus zu machen. Stattdessen feuerten sie immer weiter, während die Männer aus Lancashire, die Holy Boys aus Norfolk und die Silver-Tails aus Gloucestershire das Feuer erwiderten. Major Browne schaute zu, wie sie starben. Ein Junge von den Silver-Tails taumelte zurück. Seine linke Schulter war von einem Granatsplitter weggerissen worden und sein Arm hing nur noch an ein paar Sehnen. Er brach zusammen, schnappte nach Luft und rief nach seiner Mutter. Browne kniete nieder und hielt dem Jungen die Hand. Er wollte die Wunde verschließen, doch sie war zu groß, und so sang der Major, der nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen, dem Sterbenden etwas vor.
    Und am Fuß des Hügels, dort wo der Pinienwald endete, trat General Dilkes’ Brigade in zwei Linien an. Da war das 2. Bataillon der 1st Foot Guards, drei Kompanien des 2. Bataillons der 3rd Foot Guards, zwei Kompanien Riflemen und das halbe 67th Regiment of Foot, das irgendwie bei Dilkes gelandet war, und nun blieb den Männern nichts anderes übrig, als mit den Gardisten zu kämpfen. General Dilkes zog seinen Säbel und band sich die Schnur ums Handgelenk. Er hatte den Befehl, den Hügel zu nehmen. Er schaute hinauf und sah die Überlebenden von Brownes Einheit am Hang. Und er sah auch, dass die Männer zahlenmäßig furchtbar unterlegen waren, und er bezweifelte, dass man die Franzosen jetzt überhaupt noch vom Hügel vertreiben konnte, aber er hatte seine Befehle. Sir Thomas Graham, der ihm diese Befehle erteilt hatte, war dicht hinter den bunten Farben der 3rd Foot Guards, den Schotten, und jetzt schaute er nervös zu Dilkes, als vermute er, Dilkes wolle den Angriff verzögern. »Vorwärts!«, knurrte Dilkes. »Die ganze Brigade vorwärts – Marsch!«
    Ein Trommeljunge gab das Signal, atmete tief durch und spielte einen Marschrhythmus.
    Die Männer kletterten den Hang hinauf.
    Während sein Kollege, Général Ruffin, den Hügel attackierte, rückte Général Laval gegen den Pinienwald vor. Er hatte sechs Bataillone, insgesamt viertausend Mann, die auf breiter Front angriffen. Laval hielt zwei Bataillone hinter den vieren zurück, die in Kolonne vorrückten. Französische Bataillone bestanden nur aus sechs Kompanien, und

Weitere Kostenlose Bücher