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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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die Armee nach Süden bringen sollte. Freiwillige hätten die Flöße bemannt und bis auf eine Viertelmeile an den Ankerplatz herangefahren. Dann hätten sie die Lunten angezündet und wären in mitgeschleppten Ruderbooten vor dem Inferno geflohen. Wäre es gelungen, die Flöße zwischen die britischen und spanischen Schiffe zu bringen, hätte das zu einer Panik geführt. Schiffe hätten ihre Ankertaue gekappt, um nicht in Brand zu geraten, und der Wind hätte die führerlosen Schiffe ineinandergetrieben oder an die sumpfigen Ufer der Isla de León. Und die ganze Zeit über wären die riesigen Feuerflöße einfach weitergetrieben und hätten immer mehr Chaos gestiftet. Jedes Floß war bis oben hin voll mit Brennmaterial und mit antiken Kanonen bestückt. Die Zündlöcher waren über eine Lunte mit den mit Brennmitteln gefüllten Fässern verbunden. Die Kanonen, von denen einige zweihundert Jahre alt zu sein schienen, waren klein, doch Sharpe nahm an, dass sie mit allem Möglichen geladen waren, was die Franzosen in die Rohre hatten stopfen können, sodass die brennenden Flöße den Tod auf die vor Anker liegenden Schiffe hätten regnen lassen.
    Die Pioniere legten ihre Ladungen und führten die Lunten bis ans Südufer, wo General Graham mit seinen Adjutanten stand. Sharpe übermittelte dem General Goughs Botschaft, und Sir Thomas nickte anerkennend. »Wirklich üble Dinger, nicht wahr?«, bemerkte er und deutete auf eines der Flöße.
    »Balgowan!«, rief eine Stimme vom Nordufer. »Balgowan!«
    »Perthshire!«, bellte Sir Thomas zurück.
    »Auf dieser Seite ist alles gesichert, Sir!«, brüllte die Stimme.
    »Guter Mann!«
    »Balgowan, Sir?«, fragte Sharpe.
    »Das ist das Passwort«, antwortete Sir Thomas. »Das hätte ich Ihnen sagen sollen, Sharpe. Ich bin in Balgowan aufgewachsen. Es ist der schönste Ort auf Gottes Erde.« Er legte die Stirn in Falten, während er sprach, und schaute nach Süden zum Fort San Luis. »Das war alles viel zu einfach«, bemerkte er besorgt. Sharpe schwieg, denn Lieutenant General Sir Thomas Graham brauchte seine Kommentare nicht. »Schlechte Truppenführung.« Sir Thomas sprach von den Franzosen, die angeblich die Flöße hatten bewachen sollen. »Auf Bataillonsebene beginnt es zu faulen. Sharpe, ich wette Ihren Jahressold gegen meinen, dass die höheren Offiziere des Bataillons im Fort schlafen. Sie haben warme Betten, Feuer im Herd und üppige Mägde unter den Decken, während ihre Männer hier draußen leiden.«
    »Ich würde nicht dagegen wetten, Sir.«
    »Dann wären Sie auch dumm«, sagte Sir Thomas. Im Licht der langsam verlöschenden französischen Lagerfeuer konnte der General die Reihen der Rotröcke sehen, die dem Fort gegenüberstanden. Mit dem Feuer im Rücken waren sie von dort aus gut zu erkennen und gaben ein hervorragendes Ziel für die Artillerie ab. »Willie«, sagte Sir Thomas, »sagen Sie Hugh und Johnny, dass ihre Männer in Deckung gehen sollen.«
    »Aye, aye, Sir«, bestätigte Lord William im Navyjargon. Er lief nach Süden, und Sir Thomas stapfte durch den Schlamm und kletterte auf das Floß, das ihm am nächsten war.
    »Kommen Sie, Sharpe. Sehen Sie sich das einmal an«, lud er Sharpe ein.
    Sharpe und Harper folgten dem General, der mit seinem schweren Claymore eines der Fässer aufbrach. Gut ein halbes Dutzend bleiche Bälle kamen zum Vorschein, jeder so groß wie eine neun Pfund schwere Kanonenkugel. »Was zum Teufel ist das denn?«, fragte Sir Thomas. »Das sieht ja wie Haggis aus.«
    »Das sind Rauchbomben, Sir«, erklärte ein Lieutenant der Pioniere, nachdem der einen kurzen Blick auf die Bälle geworfen hatte. Er und ein Sergeant tauschten gerade die langsam brennenden Lunten in den Kanonen gegen schnell brennende aus.
    Sir Thomas nahm einen der Bälle heraus und stocherte in der Mischung darunter herum. »Was ist denn der Rest da?«, fragte er.
    »Das ist zum größten Teil Salpeter, Sir«, antwortete der Lieutenant. »Vermutlich ist er mit Schwefel, Antimon und Pech vermischt. Das brennt wie die Hölle.«
    Sir Thomas schaute sich die Rauchbombe genauer an. Die Außenhülle wurde von einem Dutzend Löchern durchbrochen, und als Sir Thomas daran klopfte, klang es hohl. »Pappmaché?«, riet der General.
    »Genau, Sir«, bestätigte der Pionier. »Pappmaché, das mit Schießpulver, Antimon und Kohlestaub gefüllt ist. Heutzutage sieht man das nicht mehr allzu oft, und wenn, dann eigentlich nur auf Schiffen. Man zündet sie an und versucht sie durch

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