Sharpes Zorn (German Edition)
übermittelte die Botschaft des Generals und beobachtete dann gemeinsam mit Collins das Geschützfeuer. Eine französische Kugel schlug in die Überreste eines Lagerfeuers, und Glut und Funken stoben dreißig, vierzig Fuß hoch in die Luft. Ein paar brennende Holzsplitter landeten auf den Zelten und verursachten kleine Feuer, deren Licht auf die schwerfälligen Flöße fiel.
»Ich mag es nicht, in der Nacht zu kämpfen«, gab Collins zu.
»Es ist nicht leicht«, sagte Sharpe. Jeder Schatten schien sich zu bewegen, und im Licht der Feuer war das ganze Marschland voll davon. Sharpe erinnerte sich an die Nacht vor der Schlacht von Talavera und wie er entdeckt hatte, dass die Franzosen den Hügel hinaufmarschierten. Es war eine chaotische, ja sogar verrückte Nacht gewesen, doch heute schien der Feind wenigstens träge zu sein. Die Festungsartillerie feuerte immer noch, aber die Kartätschen und Kugeln schlugen nun ein gutes Stück von Sharpe entfernt zu seiner Linken ein.
»Zwei von den Kerlen sind hier aufgetaucht«, berichtete Colins. »Beide zu Pferd! Ich weiß natürlich, dass wir keine Pferde dabei haben, aber es hätte ja sein können, dass zwei von unseren Jungs welche requiriert haben. Sie kamen vollkommen ruhig zu mir geritten und sind dann davongaloppiert. Wir haben nicht einen Schuss abgefeuert. Einer der Kerle hat uns sogar noch einen schönen Abend gewünscht, der freche Bastard.«
Dann wissen die Franzosen also, dass die Leichter ein gutes Stück flussabwärts vom Lager liegen, dachte Sharpe, und sie wissen auch, dass sie nur leicht bewacht werden. »Ich hätte da einen Vorschlag, wenn Sie gestatten, Captain«, sagte Sharpe. »Verlegen Sie die Leichter flussaufwärts.«
»Warum?«
»Weil es eine große Lücke zwischen Ihnen und den Iren gibt.«
»Wir mussten hier landen«, sagte Collins. »Wir konnten ja wohl kaum direkt zum Lager fahren, oder?«
»Jetzt können Sie das aber«, erwiderte Sharpe und deutete mit dem Kopf zu den Seeleuten, die auf ihren Booten warteten.
»Meine Aufgabe ist es, die Boote zu bewachen«, erklärte Collins. »Ich befehlige sie nicht.«
»Und wer hat den Befehl?«
Ein Navylieutenant befehligte die Leichter, aber der war offenbar mit dem fünften Boot flussaufwärts gefahren. Er war bei den Pionieren, und Collins, der keinen direkten Befehl hatte, die Boote zu verlegen, wollte es nicht riskieren, selbst die Initiative zu ergreifen. Tatsächlich schien er allein schon Sharpes Vorschlag als Beleidigung zu empfinden. »Ich werde auf Befehle warten«, erklärte er entrüstet.
»In dem Fall werden wir mit Wache halten«, sagte Sharpe. »Wir werden da draußen sein.« Er nickte in Richtung Süden. »Warnen Sie Ihre Jungs, nicht auf uns zu schießen, wenn wir zurückkommen.«
Collins erwiderte nichts darauf. Sharpe befahl Harper, den Tornister mit den Rauchbomben in den Leichter des Generals zu legen, dann nahm er ihn mit nach Süden. »Halt die Augen offen, Pat.«
»Glauben Sie, dass die Franzosen kommen werden?«
»Sie können es sich ja wohl kaum erlauben, einfach nur dazusitzen und zuzusehen, wie wir die Flöße verbrennen, oder?«
»Also bis jetzt waren sie recht verschlafen, Sir.«
Sie hockten sich ins Schilf. Vom Meer wehte ein schwacher Wind, der den Geruch der Salinen herantrug. Sharpe sah, wie sich die Lichter der Stadt auf dem Wasser spiegelten. Das Geschützfeuer aus den Forts erschütterte die Nacht noch immer, doch aus dieser Entfernung konnte man nicht sagen, ob die Geschosse irgendwelchen Schaden anrichteten oder nicht. Tatsächlich konnte man ohnehin kaum etwas sehen. Die Männer aus Dublin und Hampshire lagen flach auf dem Boden, und die Pioniere arbeiteten in den Schatten der Flöße. »Anstelle der Froschfresser«, sagte Sharpe, »würde ich mir keine allzu großen Sorgen um die Flöße machen. Ich würde mir die Leichter holen. Dann wären wir hier gestrandet, und sie könnten ein paar Hundert Gefangene machen, einen Lieutenant General eingeschlossen. Keine schlechte Beute für ein paar verschlafene Bastarde, oder was meinst du?«
»Sie sind aber kein Froschfresser, Sir. Wahrscheinlich sind sie betrunken und überlassen die Arbeit ihren Kanonieren.«
»Sie können sich den Verlust der Feuerflöße leisten«, fuhr Sharpe fort, »wenn sie dafür fünf Leichter erbeuten. Die können sie rasch zu Feuerschiffen umrüsten.«
»Wir werden bald wieder weg sein, Sir«, versuchte Harper ihn zu beruhigen. »Kein Grund zur Sorge.«
»Hoffen wir.«
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