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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schwiegen. Sumpfvögel, die von den Schüssen geweckt worden waren, schrien in der Dunkelheit. »Was sollen wir eigentlich in der Stadt tun?«, fragte Harper nach einer Weile.
    »Ein paar Bastarde haben eine Hand voll Briefe geklaut, und wir sollen sie zurückkaufen«, antwortete Sharpe, »oder in jedem Fall sollen wir sicherstellen, dass nichts passiert, wenn sie zurückgekauft werden. Aber es wird schiefgehen, und dann müssen wir die verdammten Dinger stehlen.«
    »Briefe? Kein Gold?«
    »Kein Gold, Pat.«
    »Und es wird schiefgehen?«
    »Natürlich wird es das. Wir haben es hier mit Erpressern zu tun. Die geben sich doch nie mit einer einmaligen Zahlung zufrieden, oder? Die wollen immer noch mehr, also werden wir die Bastarde vermutlich töten müssen.«
    »Wessen Briefe sind das denn?«
    »Irgendeine Hure hat sie geschrieben«, antwortete Sharpe vage. Er nahm an, dass Harper die Wahrheit schon bald genug erfahren würde, doch Sharpe mochte Henry Wellesley, und er wollte nicht noch mehr Gerüchte über den Mann verbreiten. »Das sollte leicht sein«, fuhr er fort, »es sei denn, den Spaniern gefällt nicht, was wir tun. Wenn wir geschnappt werden, wird man uns verhaften – entweder das, oder man erschießt uns an Ort und Stelle.«
    »Uns verhaften?«
    »Wir werden einfach geschickt sein müssen, Pat.«
    »Dann haben wir ja kein Problem, stimmt’s?«
    Sharpe lächelte. Der Wind ließ das Schilf rauschen. Das Wasser war still, und die Geschütze feuerten stetig weiter. »Ich wünschte, das verdammte 8. wäre hier«, sagte Sharpe leise.
    »Die Lederhüte?«, fragte Harper. Er glaubte, Sharpe meine ein Regiment aus Cheshire.
    »Nein. Das französische 8., Pat. Die Bastarde, die wir am Guadiana kennengelernt haben. Die Kerle, die den armen Lieutenant Bullen gefangen genommen haben. Sie müssen irgendwann doch hierher zurückkommen, oder? Badajoz können sie jetzt jedenfalls nicht mehr erreichen, nicht ohne Brücke. Ich will sie wiedersehen. Dieser verdammte Colonel Vandal. Ich werde dem Bastard in den Schädel schießen.«
    »Sie werden ihn schon finden, Sir.«
    »Vielleicht. Aber nicht hier. In einer Woche sind wir weg von hier. Aber eines Tages, Pat, eines Tages werde ich den Bastard finden und ihn umbringen für das, was er Lieutenant Bullen angetan hat.«
    Harper erwiderte nichts darauf. Stattdessen legte er Sharpe die Hand auf den Arm, und im selben Augenblick hörte Sharpe ein Rascheln im Schilf. Das war nicht der Wind. Es klang mehr nach Schritten. Und es war nah. »Siehst du was?«, flüsterte er.
    »Nein – ja.«
    Da sah Sharpe sie auch. Oder besser: Er sah Schatten geduckt durch das Schilf laufen. Dann reflektierte irgendetwas das Licht, vermutlich eine Musketenmündung. Die Schatten hielten an und verschmolzen mit der Dunkelheit, doch Sharpe sah weitere Männer dahinter. Wie viele waren das? Zwanzig? Nein, doppelt so viele. Er beugte sich dicht zu Harper. »Das Salvengewehr«, flüsterte er dem Sergeant ins Ohr, »dann gehen wir nach rechts. Wir rennen dreißig Schritt und werfen uns dann auf den Boden.«
    Harper hob langsam das Salvengewehr an, sehr langsam. Dann, den Kolben fest in die rechte Schulter gepresst, spannte er den Hahn. Mit einem Klicken rastete er ein. Das Geräusch hallte bis zu den Franzosen hinüber, und Sharpe sah, wie bleiche Gesichter sich ihnen zuwandten. In diesem Augenblick drückte Harper ab, und das Gewehr erfüllte den Sumpf mit Lärm und erhellte ihn mit seinem Mündungsfeuer.
    Rauch verbarg Sharpe, als er losrannte. Er zählte die Schritte, und bei dreißig ließ er sich flach auf den Boden fallen. Er hörte einen Mann stöhnen. Zwei Musketen schossen, dann brüllte eine Stimme einen Befehl, und die Waffen verstummten. Harper warf sich neben Sharpe. »Jetzt die Gewehre«, sagte Sharpe, »dann ziehen wir uns zu den Booten zurück.«
    Er hörte, wie die Franzosen einander Worte zuzischten. Die sieben Kugeln hatten sie schwer getroffen, und ohne Zweifel prüften sie ihre Verluste, doch dann verstummten sie, und Sharpe sah sie nun deutlicher, denn sie standen vor dem Licht des Mündungsfeuers aus dem Fort. Er erhob sich auf ein Knie und zielte. »Bereit?«
    »Ja, Sir.«
    »Feuer!«
    Die beiden Gewehre spien ihre Kugeln auf die Schatten. Sharpe hatte keine Ahnung, ob sie etwas getroffen hatten. Er wusste nur, dass die Franzosen versuchten, die Leichter zu übernehmen, dass sie der Flussmündung gefährlich nahe gekommen waren und dass die Schüsse Alarm auslösen würden. Er

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