Sharras Exil - 17
entgegnete Merryl mit gleichgültiger Höflichkeit. Regis zuckte unter der Abfuhr, die Merryl dem Jungen erteilte, zusammen. Plötzlich ging ihm auf, wer der Dunkelhaarige sein musste: Kennards jüngerer Sohn Marius, der vom Rat niemals anerkannt worden und bei den Terranern erzogen worden war. Regis hatte Marius nicht wieder erkannt, aber das war nicht verwunderlich. Sie bewegten sich in verschiedenen Kreisen, und als er den Jungen das letzte Mal gesehen hatte, war er noch ein kleines Kind gewesen. Inzwischen würde er fünfzehn sein. Merryls Schroffheit schien ihm nichts auszumachen. Hatte er sich an Beleidigungen so gewöhnt, dass er gelernt hatte, sie zu ignorieren, oder hatte er nur gelernt, sich diesen Anschein zu geben? Mit besonderer Höflichkeit sagte Regis: »Dom Marius, ich hatte Euch nicht gleich erkannt, Cousin.«
Marius lächelte. Seine Augen waren dunkel wie die eines Terraners. »Entschuldigt Euch nicht Lord Regis; es sind nicht viele im Rat, die mich kennen.« Und wieder hörte Regis den unausgesprochenen Zusatz: Oder es zugäben, wenn sie mich kennen würden. Lerrys überspielte die peinliche Pause, indem er Wein eingoss und dabei bemerkte, der Wein hier sei nicht vom Besten.
»Aber als Gardist hast du sicher gelernt, darüber hinwegzusehen, Cousin!«
»Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass du einmal die Uniform der Garde getragen hast, Lerrys«, gab Dyan für seine Verhältnisse recht liebenswürdig zurück.
»Nun ja, ich habe meiner Pflicht als Comyn-Sohn Genüge getan«, sagte Lerrys lächelnd, »wie wir alle. Allerdings erinnere ich mich nicht, dich unter den Kadetten gesehen zu haben, Merryl.«
Merryl Lindir-Aillard verzog das Gesicht. »Oh, zu der Zeit, als ich bei den Kadetten eintreten sollte, zog ich mir ein Fieber zu, und meine Mutter war eine ängstliche Frau, sie fürchtete, ich könne im Sommerregen schmelzen … und später, als mein Vater starb, sagte sie, ich würde zu Hause gebraucht.« Seine Stimme klang bitter. Danilo meinte lächelnd: »Mein Vater vertrat die gleiche Meinung, und er war alt und schwach. Zwar ließ er mich ziehen, weil er glaubte, ich würde mich dort bessern, aber er war froh, als er mich wieder zu Hause hatte. Es ist nicht leicht zu entscheiden, wo man am nötigsten gebraucht wird, Verwandter.«
»Ich glaube, darin haben wir alle Erfahrung gesammelt«, warf Dyan ein.
»Du hast nichts versäumt«, fuhr Lerrys fort. »Zandrus Höllen, Verwandter, wer braucht heutzutage noch Übung im Schwert- und Messerkampf? Die Kadetten - entschuldigt, Lord Regis - sind ein Anachronismus, und je eher wir das zugeben und sie eine kostümierte Ehrenwache nennen, desto besser für uns. Die Garde bildet die Polizei der Stadt, aber wir sollten das Angebot der Terraner annehmen, sie von Raumsoldaten in modernen Techniken ausbilden zu lassen. Ich kann mir vorstellen, Merryl, dass du meinst, dir sei etwas entgangen, das ein Recht jedes Comyn-Sohns ist, aber ich bin drei Jähre Kadett und zwei weitere Offizier gewesen, und ich hätte gern darauf verzichtet. Solange du im Mantel eines Gardisten eine gute Figur machst - und ich brauche dich ja nur anzusehen, um zu erkennen, dass du da gar keine Probleme haben würdest -, weißt du alles, was du dafür brauchst. Ich bin überzeugt, Dyan hat es dir bereits gesagt.«
»Es besteht kein Grund, beleidigend zu werden, Lerrys«, erklärte Dyan steif. »Aber von dir ist ja nichts anderes zu erwarten - du verbringst mehr Zeit auf Vainwal mit der Erforschung fremder Vergnügungen als hier in Thendara mit der Erfüllung deiner Pflicht als Comyn-Lord. Das scheint heutzutage üblich zu sein. Ich kann es dir nicht vorwerfen; wenn die Altons ihre Pflicht vernachlässigen, was darf man sich da von einem Ridenow erhoffen?«
»Neidisch?«, fragte Lerrys. »Auf Vainwal brauche ich wenigstens kein Hehl aus meinen Neigungen zu machen, und wenn die Altons ihre Zeit damit verbringen dürfen, müßig im Imperium herumzureisen, woher nimmst du dann das Recht, mich zu kritisieren?«
»Die Altons tadle ich nicht weniger scharf…«, begann Dyan hitzig.
»Lord Dyan«, sagte Marius Alton zornig, »ich dachte, wenigstens Ihr wäret meines Vaters Freund - oder doch so weit sein Freund, dass Ihr seine Motive nicht verurteilt!«
Dyan sah ihm gerade in die Augen und fragte gedehnt: »Wer, zur Hölle, seid Ihr?«
»Ihr wisst, wer ich bin«, entgegnete Marius, »selbst wenn es Euch Spaß macht, es abzuleugnen! Ich bin Marius MontrayLanart von Alton …«
»Ach,
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