Sharras Exil
Aufmerksamkeit allein auf seinen älteren Sohn zu konzentrieren. Ich hatte nichts dazu getan, aber Marius war meinetwegen vernachlässigt worden, und ich fragte mich sogar während unserer Umarmung, wie sehr er es übel genommen haben mochte. Auch jetzt hatte er vielleicht das Gefühl, ich sei gerade noch rechtzeitig aufgetaucht, um ihm die Domäne wegzuschnappen.
Doch es gab Leute unter den Comyn, die in Andres nichts anderes sehen würden als seine terranische Vergangenheit, seinen terranischen Namen. Andres gehörte zu dem halben Dutzend – oder weniger – hier auf Darkover, die ich gern wieder sehen wollte.
Einer der anderen wartete schweigend hinter Marius, bis sich unsere Arme lösten und wir voneinander zurücktraten. Ich sagte: »Nun, Gabriel?«
»Nun, Lew?«, erwiderte er in fast dem gleichen Ton. »Du hast dir für deinen Auftritt einen ganz verdammten Augenblick ausgesucht!«
»Ich bin überzeugt, dir wäre es lieber gewesen, wenn er einen oder zwei Tage gewartet hätte, bis du dir die Domäne selbst unter den Nagel gerissen hättest«, warf Marius scharf ein.
»Sei nicht albern, Junge«, meinte Gabriel ohne Hitze, und mir fiel ein, dass Gabriels ältester Sohn fast ebenso alt wie Marius sein musste – ein bisschen jünger vielleicht, aber nicht viel. »Was sollte ich denn denken, wo ich von Kennard kein Wort gehört hatte? Und übrigens, Lew, wo ist der alte Mann? Geht es ihm nicht gut genug zum Reisen?«
Ich hatte nicht gewollt, dass Marius es auf diese Weise erfuhr, aber Gabriel entnahm es aus meinen Gedanken, bevor ich sprach, und Marius ebenfalls. Gabriel äußerte ein paar erschrockene, mitfühlende Worte, und Marius begann zu weinen. Gabriel legte einen Arm um ihn, während Marius nach Selbstbeherrschung rang. Er war immer noch so jung, dass er sich schämte, öffentlich zu weinen. Aber mein anderer Verwandter hinter ihm machte keinen Versuch, die Tränen zu verbergen, die ihm übers Gesicht strömten.
Ich hatte ihn nicht mehr gesehen, seit ich Arilinn verließ. Dort hatte er, obwohl jeder wusste, dass er der Sohn des älteren Bruders meines Vaters war und vor meinem Vater oder mir Anspruch auf Armida gehabt hätte, großen Wert darauf gelegt, es geradezu als Ehrensache angesehen, den Namen seines terranischen Pflegevaters zu tragen. Lord Damon war er nur bei zeremoniellen Anlässen. In der übrigen Zeit kannten wir ihn – und dachten an ihn – als Jeff Kerwin. Er sah mich an, und ich erinnerte mich an die engen Bande des Arilinn-Kreises. Es war vielleicht die einzige Zeit in meinem ganzen Leben gewesen, in der ich wirklich glücklich, wirklich im Frieden gewesen war. Jetzt fragte er mich: »Hast du … hast du ihn wenigstens nach Hause gebracht, damit er hier auf Darkover ruhen kann, Cousin?«
Ich schüttelte den Kopf. »Du kennst das terranische Gesetz. Ich kam, gleich nachdem ich … ihn begraben hatte.«
Jeff seufzte. »Er war auch mir wie ein Vater oder ein älterer Bruder.« Er wandte sich Marius zu, umarmte ihn und sagte: »Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit du ein Kind warst – eigentlich noch ein Baby.«
»Da haben wir hier also alle vier beisammen, die Anspruch auf die Alton-Domäne erheben«, stellte eine strenge, wohlklingende Stimme hinter uns fest. »Aber statt mannhaft um die Domäne zu kämpfen, wie man es von Leuten aus den Bergen erwarten würde, feiern sie ein Liebesfest! Welch rührendes Schauspiel, diese Wiedervereinigung!«
Marius fuhr herum. »Hör zu, du …« Seine Fäuste hatten sich geballt, aber ich berührte seinen Arm mit meiner guten Hand. »Lass es gut sein, Bruder, Er weiß noch nichts. – Lord Dyan, Ihr wart meines Vaters Freund, Ihr werdet es erfahren wollen. Er liegt auf Vainwal begraben. Und am letzten Tag seines Lebens, ein paar Minuten vor seinem Tod – der sehr plötzlich und unerwartet war –, sprach er freundlich von Euch und sagte, Ihr wäret meinem Bruder ein guter Freund gewesen.«
Aber als ich von diesem letzten Tag sprach und mich daran erinnerte – da hallte es in meinem Kopf wider.
… mein letzter Befehl! Kehre zurück, Lew, kehre zurück und kämpfe für die Rechte deines Bruders …
Während dieser letzte Befehl jeden anderen Gedanken auslöschte, war ich sogar bereit, höflich zu Lord Dyan zu sein.
Dyan starrte mit zusammengebissenen Zähnen geradeaus, aber ich sah, dass die Muskeln an seinem Hals sich bewegten. In diesem Augenblick war ich näher daran, Dyan Ardais zu mögen, als je zuvor oder je danach. Irgendwie
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