Shayne - der Verführer (German Edition)
Wüste von Abu Dhabi geliebt. Doch er war der Abenteuer und der Frauen überdrüssig geworden. Und er hatte den Fehler begangen, am Seineufer einen Spaziergang mit einer Frau zu machen, die ihn zu einem Rückblick auf sein Leben zwang.
“Das ist ein sagenhaftes Land”, stellte Bliss fest, während sie immer tiefer ins Bayou vordrangen und die Zivilisation hinter sich ließen.
Er hatte das Verdeck des Jaguars nicht geschlossen. Es roch nach Zuckerrohr und Zypressen. “Es ist eine andere Welt”, bestätigte er, während sie an zwei Jungen in einem Ruderboot vorbeifuhren. Der Anblick löste Erinnerungen daran aus, wie er mit Roarke und Mike zum Angeln gefahren war.
“Warst du schon einmal hier?”
“Ja.” Er konnte nicht in Details gehen.
“Mein Großvater war ein Cajun”, erklärte sie. “Er erbte das Haus seiner Eltern am Bayou Teche. Ich habe herrliche Erinnerungen an die Sommer, die ich dort verbrachte.”
Shayne mochte diese Frau schon viel zu sehr. Dass sie die gleiche Herkunft hatten, machte sie noch reizvoller und gefährlicher.
“Aber die übrige Zeit hast du in der Stadt gelebt?”
“Ja. Grandpere Dupree war in der Navy. Als er ausschied, ließ er sich in New Orleans nieder und eröffnete ein Restaurant, aber das hielt sich nicht lange.”
“Es ist ein hartes Geschäft.”
“Besonders wenn man jeden Obdachlosen speist, der an die Hintertür kommt.”
“Großzügigkeit und Geschäftssinn lassen sich oft nicht miteinander vereinigen.”
“Richtig.” Bliss strich sich die Locken aus der Stirn. “Aber ich bin lieber auf meinen Großvater Dupree stolz als reich. Seinetwegen bin ich ins Antiquitätengeschäft eingestiegen. Zelda hat unser Haus mit Stücken von Flohmärkten eingerichtet. Dadurch habe ich schon früh gelernt, Schätze zwischen Krimskrams zu entdecken.”
Shayne wollte ihr gern glauben. Die Erfahrung hatte ihn jedoch gelehrt, niemandem zu vertrauen. “Vielleicht ist es für dich nicht wichtig, reich zu sein, aber die Diamanten, die du in Paris getragen hast, gehören keiner Armen.”
“Sie gehörten meiner Mutter.”
“Vermutlich hat sie reich geheiratet?”
“Sie hat nie geheiratet. Die Kinder in der Schule haben sich einen Spaß daraus gemacht, mir vorzuhalten, dass ich ein Bastard bin.”
Shayne zuckte die Schultern. “Ich habe noch nie etwas von Schubladendenken gehalten. Du hast es also als Kind schwer gehabt?”
“Manchmal ja. Mom war oft krank. Die meiste Zeit war ich bei Großmutter Zelda.” Sie seufzte und schüttelte den Kopf. “Das ist nicht wahr. Mom war nicht krank. Sie war Alkoholikerin.”
“Das tut mir Leid”, erwiderte Shayne aufrichtig. Vielleicht war ihre schwere Kindheit der Grund dafür, dass sie später kriminell geworden war.
“Es war nicht so schlimm, wie es klingt. Wenn sie trank, war sie sehr still und in sich gekehrt.”
“Du sprichst von ihr in der Vergangenheit.”
“Sie starb, als ich vierzehn war.”
“Tut mir Leid”, wiederholte er.
“Mir hat es auch Leid getan.” Sie hatte das Glück gehabt, bei Zelda und Dupree in einem Haus voll Liebe aufzuwachsen.
“Es überrascht mich, dass du die Diamanten nicht verkauft hast.”
“Warum härte ich das tun sollen?”
“Erstens könntest du sicher das Geld brauchen, und zweitens sind sie vermutlich mit unschönen Erinnerungen verbunden.”
“Nein, im Gegenteil. Wenn ich sie trage, erinnern sie mich daran, dass meine Mutter vor meiner Geburt für kurze Zeit verliebt war. Damals war sie glücklich. Und darum fühle ich mich ihr nahe.”
Shayne dachte erneut, dass Bliss absolut ehrlich wirkte. Und er dachte daran, dass sein Bruder sie für unschuldig hielt. Dann betrachtete er ihre gebräunten Schenkel und dachte zuletzt, dass er durchdrehte, wenn er sie nicht bald lieben konnte.
“Ich würde deine Großmutter gern kennen lernen”, sagte er.
Bliss lachte. “Dir wird vermutlich gar nichts anderes übrig bleiben. Zelda sagte heute, dass sie dir auflauern wird, wenn ich dich nicht für Sonntag zum Essen einlade.”
“Hört sich großartig an.”
Michael hatte sich geweigert, ihn einzuführen. Stattdessen wollte er die Leute überprüfen, mit denen Alan Fortune in letzter Zeit zusammengetroffen war. Shayne hatte daher schon nach einer Möglichkeit gesucht, in Bliss’ Haus zu gelangen.
Tagsüber hielt ihre Großmutter sich fast ständig im Garten auf. Daher kam ein Einbruch nicht in Frage. Und nachts konnte in der Dunkelheit zu viel schief gehen.
“Ich muss dich
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