Shayne - der Verführer (German Edition)
allerdings warnen. Zelda ist eine unverbesserliche Kupplerin”, bemerkte Bliss beiläufig.
“Großartig.” Er lächelte verwegen. “Ich habe zwar versprochen, dich nicht zu verführen. Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht begehre. Ich könnte eine Verbündete brauchen.”
“Es ist einfach, etwas zu begehren”, sagte sie leise. “Manchmal zu einfach.”
“Stimmt, aber du darfst eines nicht vergessen, Bliss.”
Beim harten Klang seiner Stimme sah sie ihn fragend an. “Was?”
“Ich bin nicht Alan Fortune.”
“Das weiß ich”, versicherte sie und legte ihm die Hand auf den Schenkel.
Es durchzuckte Shayne heiß. Ob Bliss ahnte, was sie mit dieser Geste bei ihm auslöste? Vermutlich handelte sie nur impulsiv.
“Was immer auch zwischen uns geschehen mag, Shayne, eines weiß ich. Du würdest mich nie belügen wie Alan.”
Er redete sich ein, dass er nicht wie ihr Exmann war. Er machte nur seine Arbeit. Sie selbst war für diese Situation verantwortlich, weil sie sich mit Schmugglern und Dieben eingelassen hatte.
Doch als die Sonne am Himmel höher stieg und auf das dunkle Wasser zu beiden Seiten der Straße schien, meldete sich erneut sein schlechtes Gewissen.
9. KAPITEL
D ie Versteigerung fand in einem alten Herrenhaus auf einer Plantage statt. Es stammte aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg und hatte eindeutig schon bessere Tage gesehen. Es erinnerte Shayne an die verfallenen Häuser, die er als Junge zusammen mit Roarke erforscht hatte. Damals hatten sie versucht, einander mit Geschichten von unsichtbaren weinenden Frauen und Geistern in den Uniformen der Süd- und der Nordstaaten Angst einzujagen.
“Ist das nicht schön?” fragte Bliss, während sie vorsichtig über den schadhaften gepflasterten Weg auf das Haus zugingen.
Er begutachtete die brüchigen Fundamente. “Es wird bald ins Bayou stürzen.”
“Es müsste nur von jemandem, der es liebt, ein wenig hergerichtet werden.”
“Es müsste abgerissen werden. Dieses Haus wird von Termiten aufgefressen, Bliss.”
“Darum könnte sich ein Kammerjäger kümmern.” Sie blickte über die aufgelassenen Reisfelder hinter dem Haus. “Wie viel Land wohl dazugehört?”
“Du willst es doch nicht kaufen?” Er kannte den Stand ihres Bankkontos. Sie hätte jede Menge Juwelen stehlen müssen, allein um die Fundamente zu erneuern.
“Nein.” Sie strich über eine der Säulen an der Vorderfront. “Aber es ist ein schöner Traum.”
Der Anblick ihrer streichelnden Hand reichte aus, um sein Verlangen zu wecken. Es dauert nicht mehr lange, schwor er sich. “Hast du die Welt schon immer durch eine rosarote Brille betrachtet?”
“Ich fürchte, ja.” Eine uralte Eiche spendete Schatten. Bliss nahm die Sonnenbrille ab. “Du sagst das, als wäre es ein Fehler.”
“Auf diese Weise handelt man sich leicht Schwierigkeiten ein.”
“Ich weiß.” Sie seufzte, als sie an Alan dachte. “Trotzdem nehme ich lieber von Menschen nur das Beste an und werde manchmal enttäuscht, als ständig nur das Schlimmste zu wittern.”
Genau so hatte er gelebt – immer nur das Schlimmste erwartend. Er hatte Abenteuer gefunden, aber zu welchem Preis?
“In der Theorie ist das gar nicht schlecht.” Shayne legte den Arm um sie und zog sie näher zu sich heran. “Also wenn du an mich denkst, erwartest du nur das Beste?”
Da sie sich noch nie selbst belogen hatte, konnte sie nur ehrlich antworten. “Ja.”
Leidenschaft schwang in diesem einen Wort mit. Shayne wusste, dass das Warten endlich vorüber war. “Soll das heißen, dass nicht nur ich seit neuestem nachts oft schweißgebadet erwache?” fragte er und spielte mit einer ihrer Locken.
Die Berührung und sein verführerischer Blick ließen sie schwach werden. Trotz der Feuchtigkeit, die über dem Bayou lastete, wurde ihre Kehle trocken. “Nicht nur du”, flüsterte sie.
Als sie ihn so offen und ehrlich ansah, wusste er, dass Michael Recht hatte. Diese Frau stahl genauso wenig Juwelen wie er selbst. Und das bedeutete, dass Alan Fortune vielleicht auch Recht hatte und Bliss in Lebensgefahr schwebte.
Ich muss ihr die Wahrheit sagen, entschied er. Wenn er sie über alles informierte, fand er sicher heraus, was hier vor sich ging. Und wahrscheinlich rettete er ihr auf diese Weise das Leben.
“Wir müssen miteinander reden.”
Bliss lächelte. “Merkwürdig, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass du unbedingt mit mir reden willst.”
“Bliss!” Der Zeitpunkt war ungünstig. Endlich war sie
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