Shayne - der Verführer (German Edition)
wollte sie keine Schwäche zeigen.
“Sie galten eine Zeit lang sogar als Chefin dieses Rings”, enthüllte Cunningham.
“Eine Juwelendiebin?” Bliss sah Shayne fassungslos an. “Du hast mich für eine Juwelendiebin gehalten?”
Er warf Cunningham einen mörderischen Blick zu. Bisher hatte er noch kein so plump geführtes Verhör erlebt.
“Anfangs vielleicht, aber …”
“Und du, Michael?” fiel sie Shayne ins Wort und wandte sich an seinen Bruder. “Hast du mich für eine Diebin gehalten?”
“Nicht eine Sekunde lang”, erwiderte Michael, ohne zu zögern. “Ich weiß, dass ich im Moment nicht sehr glaubwürdig wirke, aber Shayne wurde auch schon bald klar, dass du nichts mit den Juwelendiebstählen zu tun hast.”
“Ach ja?” fragte sie eisig. “War das, bevor oder nachdem du mit mir geschlafen hast?”
“Verdammt, Bliss, wenn du mir doch bloß zuhören …”
“Vielleicht könntet ihr beide eure persönlichen Probleme auf später verschieben”, warf Cunningham ein. “Im Moment möchte ich diesen Fall abschließen. Das dürfte jetzt möglich sein, da nun klar ist, dass Fortune der Schuldige war.”
Alan ein Juwelendieb! Das erschien Bliss nicht völlig unmöglich. Immerhin hatte sie ihm spöttisch vorgeworfen, dass er wahrscheinlich schon einmal ein Fabergé-Ei gestohlen hatte.
“Ich begreife noch immer nicht, was das alles mit mir zu tun hat”, wandte sie ein.
“Ich vermute, dass er eine Zeit lang Ihren Antiquitätenladen als Umschlagplatz für gestohlene Ware benützt hat.”
“Das ist unmöglich!” Bliss sprang auf. Hercules miaute und sprang auf die Fensterbank. “Seit unserer Scheidung habe ich ihn nicht mehr gesehen, bis ich ihn zufällig in Paris traf.”
“Es ist nicht unbedingt nötig, dass Sie direkt in die Sache verwickelt waren”, erklärte Cunningham. “Möglicherweise bezahlte er einen der Händler, mit denen Sie zusammenarbeiteten, und der Mann versteckte die gestohlenen Juwelen in der Ware, die Ihnen geliefert wurde. Wenn dann die entsprechenden Stücke zum Verkauf standen, schickte er einen Komplizen, der sie kaufte.”
Bliss wollte erneut widersprechen und behaupten, dass das völlig an den Haaren herbeigezogen war. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass Alan von ihr eine Halskette zurückverlangt hatte. Sie war so durcheinander gewesen, dass sie gar nicht genau hingehört hatte, aber wenn sie sich nicht täuschte, hatte er von einer der letzten Lieferungen gesprochen.
“Vermutlich wollen Sie eine Liste der Gegenstände, die ich in Paris gekauft habe”, sagte sie und rieb sich die Schläfe, weil sie rasende Kopfschmerzen bekam. “Und eine Aufstellung, wo ich sie gekauft habe.”
“O’Malley hat das bereits erledigt”, erwiderte Cunningham.
Bliss warf Shayne einen wütenden Blick zu. Seine Miene war jetzt wieder undurchdringlich und verriet nichts. “Agent O’Malley scheint sehr tüchtig zu sein.”
“Er gehört zu unseren besten Männern”, bestätigte Cunningham. “Auch wenn er ungewöhnliche Methoden anwendet, ist er meistens erfolgreich.”
“Wie schön zu wissen, dass unsere Steuergelder nicht verschwendet werden”, erwiderte Bliss eisig. Mit wie vielen Verdächtigen war er denn im Lauf der Jahre ins Bett gegangen? Plötzlich fiel ihr etwas ein. “Wem gehört denn das Haus, das ich angeblich einrichten sollte?”
“Der Regierung”, erwiderte Cunningham. “Es dient als sicheres Versteck für gefährdete Zeugen. Wir haben darin ehemalige Spione, Drogenhändler und Informanten untergebracht.”
“Ohne Möbel?” fragte sie, doch dann begriff sie, was vor sich gegangen war. “O’Malley hat das Haus ausräumen lassen?”
“Ich sagte doch, dass seine Methoden ungewöhnlich sind. Und teuer”, fügte Cunningham hinzu. “Ich habe vorhin die Rechnung für den gestrigen Einkauf erhalten.”
Shayne zuckte die Schultern. “Ich habe nur versucht, am Ball zu bleiben.”
Bliss hätte gern gewusst, ob dazu auch gehört hatte, dass er mit ihr schlief. Die Kopfschmerzen wurden schlimmer. Trotz allem konnte sie nicht glauben, dass Shayne die letzte Nacht nichts bedeutet hatte. Sie wollte und musste daran festhalten, dass sein Herz beteiligt gewesen war.
Um das herauszufinden, musste sie ihn direkt fragen. Das konnte sie nicht, so lange Cunningham und Michael hier waren. Und sie wollte auf keinen Fall jemals wieder mit Shayne allein sein.
Sie lehnte Michaels Vorschlag ab, einen Anwalt zu rufen. In den nächsten drei Stunden ging sie
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