Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Da gibt es den Grabplatz vierundzwanzig A und B und den Grabplatz fünfundsechzig A und B. Beide sind sehr hübsch.«
»Was bedeutet A und B?«
»A und B sind zwei zusammenhängende Grabstätten. Ich nehme an, Ihr Gatte wird Ihnen einmal folgen.«
»Ich bin Single.« (Und deswegen lasse ich mich hier begraben, Blödmann!)
»Das ist ein Problem. Ein ernstes Problem [das sagt er mir !]. Sehen Sie, Rossman Memorial Park ist ein Familienfriedhof. Hier ruhen die Linbergers – über fünfundzwanzig Familienmitglieder, drei Generationen. Das Problem, meine Liebe, ist, dass wir nicht auf Alleinstehende eingerichtet sind. Wir haben nur Doppelgräber.«
Ist das zu fassen? Das kann doch nicht wahr sein, was dieser Mann da erzählt? Ruhe in Frieden. Ha! Bis ins Grab, bis in mein Grab hab ich als Single Probleme.
»Könnte ich nicht … könnte ich nicht einfach Vierunddreißig A haben und der nächste Single könnte Vierunddreißig B nehmen?«
»Tut mir schrecklich leid, ich kann sie nicht auseinanderreißen. Dann gerät alles durcheinander.« (Ich bin den Tränen nahe. Nein, ich bin dem Tod nahe!)
»Hören Sie, gesetzt den Fall, der Mann stirbt, und die Frau heiratet wieder und möchte sich mit ihrem neuen Mann die ewige Ruhestätte teilen. Oder die Frau stirbt, und der Mann heiratet wieder und möchte mit seiner neuen Frau zusammenbleiben. Vielleicht liegt auch irgendwo ein weiblicher Single, und wir können uns zusammentun, wenn Sie das gestatten.«
»In den meisten Fällen, Miss Levine, schlagen wir vor, die Singles einzuäschern.«
Wir haben also nicht einmal die Wahl? Wir zählen wohl überhaupt nicht? Werden Alleinstehende zu Asche reduziert, ob sie wollen oder nicht?
»Ich möchte aber nicht eingeäschert werden.« (Ich bin dabei aufzustehen und zu gehen.)
»Warten Sie, Miss Levine. Ich gebe Ihnen die Fünfundsechzig A und B für ein bisschen mehr als die Hälfte. Das Grab ist auf einem kleinen Hügel. Wären Sie damit einverstanden?«
»Gut.«
»Und wie soll der Sarg aussehen?«
»Bitte sagen Sie jetzt nicht, Sie hätten nur Doppelsärge (oder extrabreit).« Er hätte beinahe gelächelt, verkniff es sich aber. Er muss das geübt haben.
»Nein, wir haben einen Sarg für Sie. Das heißt, wenn Sie nicht doch lieber eine Urne hätten.«
»Nein, da bin ich mir sicher. Aber könnte ich Sie wegen des Sargs zurückrufen?« Ich hatte einen bestimmten Betrag für den Sarg und das Kleid beiseitegelegt, in dem ich beerdigt werden wollte. Wenn ich weniger Geld für das Kleid ausgeben würde, hätte ich mehr für den Sarg. Ich wusste aber nicht genau, wie viel das sein würde.
»Gewiss. Hier ist meine Visitenkarte. Und vergessen Sie bitte nicht, eine Anzahlung von ungefähr hundertundfünfzig Dollar zu überweisen. Unsere Grabplätze gehen schnell weg.« Ich hörte ihn schon sagen, ein nettes Paar habe bereits großes Interesse für das Grab bekundet, das ich eben erstanden hatte. Und dass ich es auf jeden Fall nehmen sollte, weil es so hübsche Nischen habe.
Ich werde also meine ewige Ruhe auf dem Rossman Friedhof finden, eine Single-Frau im Doppelgrab.
Wer hat schon Beziehungen zu einem Grabstein-Großhandel, ich jedenfalls nicht.
An einem schönen Samstagmorgen vor nicht allzu langer Zeit machte ich mich also auf den Weg, um mich nach einem Grabstein umzuschauen. Das Grab hatte ich, fehlte nur noch der Stein. Davor hatte ich mich aber schon auf den Gelben Seiten umgeschaut und mir ansprechend klingende Grabdenkmal-Firmen notiert: Granite Grabdenkmale, spezialisiert auf Abbildungen, und Lodge Grabdenkmale für jüdische Familien. Seit 1915; und Miguel Rodrigues, Se habla español – nichts hat mich wirklich überzeugt. Rayned Jones & Associates, MEMORIAL COUNSELORS. Grabdenkmal Beratung? Ja, Grabdenkmal Beratung. Offensichtlich beraten sie Grabdenkmale.
Wen sollte ich aufsuchen? Spezialisiert auf Abbildungen … Nein! Sie wären vielleicht interessant gewesen, wenn ich mir die Nase hätte operieren lassen. Plötzlich hatte ich eine Erleuchtung – Bingo Grabdenkmale.
Bingo Grabdenkmale befinden sich in Connecticut – Kent, Connecticut. Ich hab Bingo gewöhnlich zweimal im Jahr gesehen, einmal auf der Fahrt zum Ferienlager und dann wieder auf der Fahrt vom Ferienlager zurück. Wirklich, ein merkwürdiger Ort, diese Bingo Grabdenkmale: ein kleines, heruntergekommenes weißes Haus und davor ein Hof voller Grabsteine.
Auf diesem Hof tobten immer ganze Horden von verdreckten blonden Kindern herum, die den
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